Blau oder Das Gelebte ist dem Leben egal
Blau, soviel blau, links von mir, rechts von mir, ihr, atme blau, lache blau und wusste, dass ein Moment nur ein Moment ist, konnts nicht fassen, kanns nicht fassen, da war das Glück, in dem Moment, hier ist es, lacht, lautes Lachen, Glück, soviel Glück, lacht mich aus und entfernt sich Stück für Stück. Nichts ist haltbar, Kuchen weggeschmissen, Gedanken halten, bleiben, ich hab alles erreicht, das Erreichbare ist eine Sekunde. Ich lebe für Sekunden.
Blau, soviel blau, links von mir, rechts von mir, ihr, atme blau, lache blau und wusste, dass ein Moment nur ein Moment ist, konnts nicht fassen, kanns nicht fassen, da war das Glück, in dem Moment, hier ist es, lacht, lautes Lachen, Glück, soviel Glück, lacht mich aus und entfernt sich Stück für Stück. Nichts ist haltbar, Kuchen weggeschmissen, Gedanken halten, bleiben, ich hab alles erreicht, das Erreichbare ist eine Sekunde. Ich lebe für Sekunden.
Der Freund
Vom kalten Boden
über dem Pappschild und
den schmutzigen Fingernägeln
fallen Kopfschütteln und Grinsen
in meine ausgestreckte Hand.
Vom kalten Boden
über dem Pappschild und
den schmutzigen Fingernägeln
fallen Kopfschütteln und Grinsen
in meine ausgestreckte Hand.
Zombie mit Leidenschaft
Morgens sind die Züge voll. Morgens, wenn die Arbeit ruft, ist kein Platz, kein Raum im Zug. Mensch drängt sich an Mensch und schweigt, ein jeder für sich und sein Telefon. Schauen sie auf, schauen sie weg. Treffen sich die Blicke, nur für einen Moment, sieht man einzig: Leere Gesichter. Müde Gesichter. Und ich bin eines davon. Ist es zu früh? Oder war die Nacht zu kurz? Bei mir ist beides der Fall, doch vor allem ersteres ist für mich entscheidend. Ich bin keine Lerche.
An einem solchen Morgen stelle ich immer wieder fest, dass ich bin, was jeder andere hier auch ist. Ich wollte mich immer abgrenzen von ihnen, ich wollte immer meinen Zugang zum Natürlichen, Ursprünglichen und vollkommen Unverfänglichen bewahren. Ich wollte einst lernen, zu sein wie die Bäume, in mir zu ruhen; den Stress an mir abperlen lassen wie eine Lotosblüte; über den Stadtdschungel erhaben sein mit dem Gemüt eines Eremiten. An diesem Morgen musste ich erkennen, dass ich nicht leichtfüßig über den Dschungel hinweg hüpfe, sondern dass ich tief drin stecke, zu tief.
Wie ist es auch weiter verwunderlich, wenn der Ort meines geistigen Lebens in der Stadtmitte liegt, wenn ich an einem System partizipiere, dass für seinen unglaublichen Reichtum an Wissen zu wenig Zeit zur Verfügung stellt, sodass man zwar immer noch mehr erfahren und lernen, das Erlernte gleichzeitig pflegen will, aber regelmäßig daran scheitert? Wie ist es weiter verwunderlich, dass ich werde wie sie, wenn ich in so kurzer Zeit mir selbst auftrage, zwei alte Sprachen zu vertiefen und zu perfektionieren, während ich eine weitere alte Sprache dazu lernen will und auch muss? Wenn ich meine Zeit beginne aufzuteilen zwischen Latein, Altgriechisch, Mittelhochdeutsch, wenigstens ein bisschen Schriftstellerei und den Leuten, die mir wichtig sind, allen voran jener Frau, die mir so viel bedeutet, ist es dann verwunderlich, dass ich vergesse, was es heißt, Zeit zu haben?
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Morgens sind die Züge voll. Morgens, wenn die Arbeit ruft, ist kein Platz, kein Raum im Zug. Mensch drängt sich an Mensch und schweigt, ein jeder für sich und sein Telefon. Schauen sie auf, schauen sie weg. Treffen sich die Blicke, nur für einen Moment, sieht man einzig: Leere Gesichter. Müde Gesichter. Und ich bin eines davon. Ist es zu früh? Oder war die Nacht zu kurz? Bei mir ist beides der Fall, doch vor allem ersteres ist für mich entscheidend. Ich bin keine Lerche.
An einem solchen Morgen stelle ich immer wieder fest, dass ich bin, was jeder andere hier auch ist. Ich wollte mich immer abgrenzen von ihnen, ich wollte immer meinen Zugang zum Natürlichen, Ursprünglichen und vollkommen Unverfänglichen bewahren. Ich wollte einst lernen, zu sein wie die Bäume, in mir zu ruhen; den Stress an mir abperlen lassen wie eine Lotosblüte; über den Stadtdschungel erhaben sein mit dem Gemüt eines Eremiten. An diesem Morgen musste ich erkennen, dass ich nicht leichtfüßig über den Dschungel hinweg hüpfe, sondern dass ich tief drin stecke, zu tief.
Wie ist es auch weiter verwunderlich, wenn der Ort meines geistigen Lebens in der Stadtmitte liegt, wenn ich an einem System partizipiere, dass für seinen unglaublichen Reichtum an Wissen zu wenig Zeit zur Verfügung stellt, sodass man zwar immer noch mehr erfahren und lernen, das Erlernte gleichzeitig pflegen will, aber regelmäßig daran scheitert? Wie ist es weiter verwunderlich, dass ich werde wie sie, wenn ich in so kurzer Zeit mir selbst auftrage, zwei alte Sprachen zu vertiefen und zu perfektionieren, während ich eine weitere alte Sprache dazu lernen will und auch muss? Wenn ich meine Zeit beginne aufzuteilen zwischen Latein, Altgriechisch, Mittelhochdeutsch, wenigstens ein bisschen Schriftstellerei und den Leuten, die mir wichtig sind, allen voran jener Frau, die mir so viel bedeutet, ist es dann verwunderlich, dass ich vergesse, was es heißt, Zeit zu haben?
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Dämmerung
Wenn ich aus der nächtlichen Dunkelheit steige,
entlarvt die Morgenröte die Welt als Donnerkuppel.
Ich bin ein Gladiator,
der gegen Formulare kämpft.
Wenn die Dämmerung Schlacht
und das Leben Kolosseum ist,
fällt es schwer,
nicht Gute Nacht zu wünschen.
Wenn ich aus der nächtlichen Dunkelheit steige,
entlarvt die Morgenröte die Welt als Donnerkuppel.
Ich bin ein Gladiator,
der gegen Formulare kämpft.
Wenn die Dämmerung Schlacht
und das Leben Kolosseum ist,
fällt es schwer,
nicht Gute Nacht zu wünschen.
Ich habe verdammt nochmal Angst!
Habe Angst davor nach draußen zu gehen,
mich unterhalten zu müssen,
mit fremden Menschen,
deren Erwartungen zu erfüllen.
Während ihre Blicke auf mir ruhen,
mein Körper unbändig zittert,
mein Herzschlag sich beschleunigt,
meine Augen nach einem Fluchtweg suchen.
Habe Angst vor meiner Familie,
davor mich rechtfertigen zu müssen,
auf Unverständnis zu stoßen,
wie immer im Stich gelassen zu werden.
Ich rolle mich zusammen,
mache mich innerlich ganz klein,
versuche mich zu wappnen,
für das Kommende.
Bin wie ein Embryo,
sehne mich nach Liebe und Geborgenheit,
fühle mich ganz hilflos,
während ich mir selbst überlassen bin.
Habe Angst vor meinen dunklen Gedanken,
ihnen zuhören zu müssen,
sie nicht ausblenden zu können,
wahnsinnig zu werden.
Ich streife durch die Natur,
nehme um mich herum alles wahr,
sauge gierig Luft in meine Lungen,
drohe sonst zu ersticken.
Habe Angst vor einer Therapie,
davor, dass alles umsonst ist,
dass alles nur noch schlimmer wird,
dass mein letzter Funken Hoffnung erlischt.
Sie ist meine letzte Chance,
will nicht versagen,
habe keine Kraft zum Ausprobieren,
wir beide müssen an einem Strang ziehen.
Angst davor mich der Dunkelheit zu ergeben,
mich fallen zu lassen,
mich einfach so aus dem Staub zu machen,
den langwierigen Kampf zu verlieren.
Wer war ich? Und wer bin ich jetzt?
Mein Leben in einer Endlosschleife,
langweilig mitanzusehen,
kann mich selber nicht mehr ertragen.
Vor all diesen Dingen habe ich Angst,
aber die größte Angst habe ich vor dem Leben,
für mich ist es eine Qual,
will es mir nicht schön reden.
Habe Angst davor nach draußen zu gehen,
mich unterhalten zu müssen,
mit fremden Menschen,
deren Erwartungen zu erfüllen.
Während ihre Blicke auf mir ruhen,
mein Körper unbändig zittert,
mein Herzschlag sich beschleunigt,
meine Augen nach einem Fluchtweg suchen.
Habe Angst vor meiner Familie,
davor mich rechtfertigen zu müssen,
auf Unverständnis zu stoßen,
wie immer im Stich gelassen zu werden.
Ich rolle mich zusammen,
mache mich innerlich ganz klein,
versuche mich zu wappnen,
für das Kommende.
Bin wie ein Embryo,
sehne mich nach Liebe und Geborgenheit,
fühle mich ganz hilflos,
während ich mir selbst überlassen bin.
Habe Angst vor meinen dunklen Gedanken,
ihnen zuhören zu müssen,
sie nicht ausblenden zu können,
wahnsinnig zu werden.
Ich streife durch die Natur,
nehme um mich herum alles wahr,
sauge gierig Luft in meine Lungen,
drohe sonst zu ersticken.
Habe Angst vor einer Therapie,
davor, dass alles umsonst ist,
dass alles nur noch schlimmer wird,
dass mein letzter Funken Hoffnung erlischt.
Sie ist meine letzte Chance,
will nicht versagen,
habe keine Kraft zum Ausprobieren,
wir beide müssen an einem Strang ziehen.
Angst davor mich der Dunkelheit zu ergeben,
mich fallen zu lassen,
mich einfach so aus dem Staub zu machen,
den langwierigen Kampf zu verlieren.
Wer war ich? Und wer bin ich jetzt?
Mein Leben in einer Endlosschleife,
langweilig mitanzusehen,
kann mich selber nicht mehr ertragen.
Vor all diesen Dingen habe ich Angst,
aber die größte Angst habe ich vor dem Leben,
für mich ist es eine Qual,
will es mir nicht schön reden.
Sehnsucht
Ich verachte die Sehnsucht,
denn sie zerfrisst die Menschen
raubt ihnen den Verstand
killt sie
tötet
verachtenswert!
Ich verachte die Sehnsucht,
denn sie wiegt die Menschen in falschen Erwartungen
lässt sie sich in Träume flüchten
der Wirklichkeit entfliehen
verachtenswert!
Ich verachte die Sehnsucht,
denn die Menschen kennen sich nicht mehr
die Wahrheit nicht,
ihre Freunde, Kinder, sich selbst
nur noch die Sehnsucht,
die ich so verachte!
Und trotzdem bin auch ich erfüllt von Sehnsucht,
Denn sie rettet die Menschen
gibt ihnen Hoffnung
lässt sie leben
in Sehnsucht zwar
nicht selten verzweifelt
doch leben
Verachtenswerte, wunderbare Sehnsucht
Ich verachte die Sehnsucht,
denn sie zerfrisst die Menschen
raubt ihnen den Verstand
killt sie
tötet
verachtenswert!
Ich verachte die Sehnsucht,
denn sie wiegt die Menschen in falschen Erwartungen
lässt sie sich in Träume flüchten
der Wirklichkeit entfliehen
verachtenswert!
Ich verachte die Sehnsucht,
denn die Menschen kennen sich nicht mehr
die Wahrheit nicht,
ihre Freunde, Kinder, sich selbst
nur noch die Sehnsucht,
die ich so verachte!
Und trotzdem bin auch ich erfüllt von Sehnsucht,
Denn sie rettet die Menschen
gibt ihnen Hoffnung
lässt sie leben
in Sehnsucht zwar
nicht selten verzweifelt
doch leben
Verachtenswerte, wunderbare Sehnsucht
But you do it anyway
7:45 Uhr. Der Wecker klingelt. Du drückst auf "schlummern". 7:53 Uhr. Erneut hörst du das schrille Läuten deines Handy-Weckers. Um kurz nach acht denkst du dir: 'Jetzt muss ich aber wirklich aufstehen.' Langsam öffnest du die Augen, erst das eine, dann das andere. Du bist noch ganz verschlafen.
Träge erhebst du dich und tapst, müde wie du bist, ins Bad: Toilette, ein paar Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht. Nun werd' doch endlich wach! Noch kannst du kaum geradeaus gucken, aber das wird schon noch. Nach dem Sport wird's dir besser gehen. Lust hast du keine, aber was soll's… Jetzt bloß nicht nachlässig werden.
Erst in die Hose schlüpfen – ein Bein und das andere –, dann in das Oberteil und es geht los: 30 Minuten intensives Workout. Gedanken schießen dir durch den Kopf.
Wie sehe ich gerade aus? Habe ich daran gedacht, die Vorhänge zuzuziehen? Kann man vielleicht dennoch meine Silhouette von draußen erkennen? Wieso hat die Person in dem Video, das ich als Vorlage benutze, permanent ein Lächeln auf den Lippen, während ich kaum zu Luft komme? Ist das normal? Bin ich normal? Müsste mir Sport nicht auch Spaß bereiten, mich bei jeder Übung zum Strahlen bringen? Okay was machst du da mit deinen Beinen, wie bekommst du die so hoch und wieso gelingt mir das nicht? Ich muss… try harder… du schaffst es… mach jetzt nicht… schlapp…
Das Workout ist vorbei, du hast es zu Ende gebracht, du hast dich gepusht. Und das ist gut, oder? Doch wieso sehe ich dann nach zwei Monaten immer noch keine Veränderungen? Setz' dich hin, du bist ja ganz außer Atem. Aber nur kurz, denn denk' dran: Lass' dich niemals gehen, Verlier' niemals die Kontrolle.
Okay, das reicht.
Du gehst zum Fenster, öffnest es. Anschließend machst du dein Bett wie jeden Tag: Ordnest die Kissen, die in der Nacht verrutscht sind, wieder richtig an, schüttest die Bettdecke auf.
So, und jetzt ab unter die Dusche, so kannst du dich ja nirgendwo blicken lassen, schau' dich doch mal an!
…
Das wäre geschafft, noch abtrocknen, Haare in ein Handtuch wickeln, oh und eincremen nicht vergessen. Kein Schritt darf übersprungen werden, sonst stürzt du, fällst ins Bodenlose, fällst und fällst immer weiter.
In einen Kimono gehüllt machst du dir dein Frühstück, Brot isst du so gut wie gar nicht mehr. Nur wenn gar keine andere Möglichkeit besteht – unterwegs oder so – oder dein Verlangen doch einmal zu groß sein sollte.
Jetzt jedenfalls bereitest du dir dein Müsli, gibst davon etwas in eine Schüssel und gießt dir Saft in ein Glas (aber, dass es auch nur bei diesem einen Glas bleibt).
Bevor du jetzt Milch auf dein Müsli schüttest, denn du willst ja nicht, dass es aufweicht, nimmst du das Handtuch von deinen Haaren, wringst sie kurz aus und gibst dann etwas Leave-In-Conditioner hinein. So, jetzt aber die Milch.
Mit dem Müsli und dem Saft gehst du zurück ins Schlafzimmer. Wie jeden Morgen findet der Saft seinen Platz auf dem hübsch hergerichteten Coffee-Table auf deiner Ausgabe von "How to be Parisian". Die Müsli-Schale stellst du zunächst auf dem Sofa ab. Du gehst zum Fenster und schließt es wieder.
Die folgenden Minuten werden bis heute Abend die einzige Zeit sein, in der du für dich sein wirst, ganz in Ruhe. Sie gelten dir allein. Doch ist es das, was du willst?
Sie sagen "me-time" sei so wichtig, so gut, so zen. Doch was sie dir nicht sagen, ist, dass du gar nicht allein bist, denn: Wenn es um dich herum still wird, wenn du dich auf nichts anderes konzentrieren musst, dann kommen sie. Deine Gedanken, deine Sorgen und ja, deine Ängste, die auch.
Du nimmst dir also deine Kopfhörer, setzt dich auf die Couch und isst zum Sound von Simple Plan, die dir erzählen "Es hätte doch alles so schön sein können, wäre da nicht…" dein Müsli.
Du merkst, wie dir etwas langsam den Rücken hochklettert und es beklemmend eng um deinen Hals wird. Abschütteln geht nicht, das hast du schon zu oft versucht, also musst du wohl erstmal mit den Störenfrieden leben und deine Routine fortsetzen.
Schnell, föhn' dir die Haare, bevor sie zu sehr antrocknen und du sie nicht mehr in den Griff bekommst. Das wäre zu fatal.
Jetzt noch die zweite Haut anlegen, diese Schicht, die wir "Make-up" nennen, die Fassade, hinter der du Tag für Tag all das versteckst, was sich gerade eben noch so präsent gezeigt hat, all die Unsicherheiten, die Verletzlichkeiten, die Gefühle des Nicht-Gut-Genug-Seins.
Zu Beginn etwas getönte Tagescreme – wir wollen es ja nicht übertreiben, es natürlich halten. Der Concealer, den du anschließend aufträgst, sieht aus wie eine Kriegsbemalung, aber das muss so sein, oder? Alles gut verblenden – mit Schwamm oder Pinsel hat es bei dir nie geklappt, also nimmst du dazu die Finger. Danach: Abpudern. Aus dem Spiegel starrt dich eine Person an, in deren Hautschuppen sich das Make-up gesetzt hat. Doch ändern kannst du das jetzt nicht. Also machst du weiter, indem du dir die Augenbrauen nachziehst, zu dunkel und ungleichmäßig, wie du selbst findest und dir die Wimpern mit der viel zu teuren Mascara tuschst.
Jetzt noch Rouge und Highligter, um deinem Gesicht seine Farbe und seinen Glanz zurückzugeben und du bist fertig.
Also fast. Anziehen musst du dich noch. Du stehst vor deinem Kleiderschrank mit den viel zu vielen Klamotten und weißt nicht, was davon tragbar ist.
Steht mir diese Hose? Ist der Rock zu kurz? Kann man diesen Pulli mit der Shorts und den Strumpfhosen kombinieren? Sollte ich bei meinem Gewicht bauchfrei tragen?
Die Zeit schreitet mehr und mehr voran. 10:57 Uhr, 10:58 Uhr, 10:59 Uhr. Schließlich greifst du dir einen Sweater und deine Lieblingsleggings. Hauptsache du fühlst dich wohl.
Inzwischen ist es 11:15 Uhr und du nimmst dir deine Uni-Tasche, die du bereits am Vorabend gepackt hast. Du trittst hinaus auf die Straße, atmest einmal tief durch und machst dich auf den Weg in deine 12 Uhr-Vorlesung.
7:45 Uhr. Der Wecker klingelt. Du drückst auf "schlummern". 7:53 Uhr. Erneut hörst du das schrille Läuten deines Handy-Weckers. Um kurz nach acht denkst du dir: 'Jetzt muss ich aber wirklich aufstehen.' Langsam öffnest du die Augen, erst das eine, dann das andere. Du bist noch ganz verschlafen.
Träge erhebst du dich und tapst, müde wie du bist, ins Bad: Toilette, ein paar Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht. Nun werd' doch endlich wach! Noch kannst du kaum geradeaus gucken, aber das wird schon noch. Nach dem Sport wird's dir besser gehen. Lust hast du keine, aber was soll's… Jetzt bloß nicht nachlässig werden.
Erst in die Hose schlüpfen – ein Bein und das andere –, dann in das Oberteil und es geht los: 30 Minuten intensives Workout. Gedanken schießen dir durch den Kopf.
Wie sehe ich gerade aus? Habe ich daran gedacht, die Vorhänge zuzuziehen? Kann man vielleicht dennoch meine Silhouette von draußen erkennen? Wieso hat die Person in dem Video, das ich als Vorlage benutze, permanent ein Lächeln auf den Lippen, während ich kaum zu Luft komme? Ist das normal? Bin ich normal? Müsste mir Sport nicht auch Spaß bereiten, mich bei jeder Übung zum Strahlen bringen? Okay was machst du da mit deinen Beinen, wie bekommst du die so hoch und wieso gelingt mir das nicht? Ich muss… try harder… du schaffst es… mach jetzt nicht… schlapp…
Das Workout ist vorbei, du hast es zu Ende gebracht, du hast dich gepusht. Und das ist gut, oder? Doch wieso sehe ich dann nach zwei Monaten immer noch keine Veränderungen? Setz' dich hin, du bist ja ganz außer Atem. Aber nur kurz, denn denk' dran: Lass' dich niemals gehen, Verlier' niemals die Kontrolle.
Okay, das reicht.
Du gehst zum Fenster, öffnest es. Anschließend machst du dein Bett wie jeden Tag: Ordnest die Kissen, die in der Nacht verrutscht sind, wieder richtig an, schüttest die Bettdecke auf.
So, und jetzt ab unter die Dusche, so kannst du dich ja nirgendwo blicken lassen, schau' dich doch mal an!
…
Das wäre geschafft, noch abtrocknen, Haare in ein Handtuch wickeln, oh und eincremen nicht vergessen. Kein Schritt darf übersprungen werden, sonst stürzt du, fällst ins Bodenlose, fällst und fällst immer weiter.
In einen Kimono gehüllt machst du dir dein Frühstück, Brot isst du so gut wie gar nicht mehr. Nur wenn gar keine andere Möglichkeit besteht – unterwegs oder so – oder dein Verlangen doch einmal zu groß sein sollte.
Jetzt jedenfalls bereitest du dir dein Müsli, gibst davon etwas in eine Schüssel und gießt dir Saft in ein Glas (aber, dass es auch nur bei diesem einen Glas bleibt).
Bevor du jetzt Milch auf dein Müsli schüttest, denn du willst ja nicht, dass es aufweicht, nimmst du das Handtuch von deinen Haaren, wringst sie kurz aus und gibst dann etwas Leave-In-Conditioner hinein. So, jetzt aber die Milch.
Mit dem Müsli und dem Saft gehst du zurück ins Schlafzimmer. Wie jeden Morgen findet der Saft seinen Platz auf dem hübsch hergerichteten Coffee-Table auf deiner Ausgabe von "How to be Parisian". Die Müsli-Schale stellst du zunächst auf dem Sofa ab. Du gehst zum Fenster und schließt es wieder.
Die folgenden Minuten werden bis heute Abend die einzige Zeit sein, in der du für dich sein wirst, ganz in Ruhe. Sie gelten dir allein. Doch ist es das, was du willst?
Sie sagen "me-time" sei so wichtig, so gut, so zen. Doch was sie dir nicht sagen, ist, dass du gar nicht allein bist, denn: Wenn es um dich herum still wird, wenn du dich auf nichts anderes konzentrieren musst, dann kommen sie. Deine Gedanken, deine Sorgen und ja, deine Ängste, die auch.
Du nimmst dir also deine Kopfhörer, setzt dich auf die Couch und isst zum Sound von Simple Plan, die dir erzählen "Es hätte doch alles so schön sein können, wäre da nicht…" dein Müsli.
Du merkst, wie dir etwas langsam den Rücken hochklettert und es beklemmend eng um deinen Hals wird. Abschütteln geht nicht, das hast du schon zu oft versucht, also musst du wohl erstmal mit den Störenfrieden leben und deine Routine fortsetzen.
Schnell, föhn' dir die Haare, bevor sie zu sehr antrocknen und du sie nicht mehr in den Griff bekommst. Das wäre zu fatal.
Jetzt noch die zweite Haut anlegen, diese Schicht, die wir "Make-up" nennen, die Fassade, hinter der du Tag für Tag all das versteckst, was sich gerade eben noch so präsent gezeigt hat, all die Unsicherheiten, die Verletzlichkeiten, die Gefühle des Nicht-Gut-Genug-Seins.
Zu Beginn etwas getönte Tagescreme – wir wollen es ja nicht übertreiben, es natürlich halten. Der Concealer, den du anschließend aufträgst, sieht aus wie eine Kriegsbemalung, aber das muss so sein, oder? Alles gut verblenden – mit Schwamm oder Pinsel hat es bei dir nie geklappt, also nimmst du dazu die Finger. Danach: Abpudern. Aus dem Spiegel starrt dich eine Person an, in deren Hautschuppen sich das Make-up gesetzt hat. Doch ändern kannst du das jetzt nicht. Also machst du weiter, indem du dir die Augenbrauen nachziehst, zu dunkel und ungleichmäßig, wie du selbst findest und dir die Wimpern mit der viel zu teuren Mascara tuschst.
Jetzt noch Rouge und Highligter, um deinem Gesicht seine Farbe und seinen Glanz zurückzugeben und du bist fertig.
Also fast. Anziehen musst du dich noch. Du stehst vor deinem Kleiderschrank mit den viel zu vielen Klamotten und weißt nicht, was davon tragbar ist.
Steht mir diese Hose? Ist der Rock zu kurz? Kann man diesen Pulli mit der Shorts und den Strumpfhosen kombinieren? Sollte ich bei meinem Gewicht bauchfrei tragen?
Die Zeit schreitet mehr und mehr voran. 10:57 Uhr, 10:58 Uhr, 10:59 Uhr. Schließlich greifst du dir einen Sweater und deine Lieblingsleggings. Hauptsache du fühlst dich wohl.
Inzwischen ist es 11:15 Uhr und du nimmst dir deine Uni-Tasche, die du bereits am Vorabend gepackt hast. Du trittst hinaus auf die Straße, atmest einmal tief durch und machst dich auf den Weg in deine 12 Uhr-Vorlesung.
Mitternacht
Die Dunkelheiten fiel’n herein
mit ihrem unnatürlich‘ Licht,
ein dicker, schwarzer Schein.
Des armen Mädchens Mute bricht
das nächtlich‘ Leben finster,
der Rabe schaut ihr ins Gesicht.
Sie flattern vor dem Fenster
und singen schaurig Lied,
ihr Kleid wie von Gespenstern.
Die Angst sie packt und an ihr zieht
das Krächzen wird noch schlimmer,
als sie die schwarzen Augen sieht.
Tanzend Schatten sind im Zimmer
ein Sturm fegt durch den Raum,
beleuchtet von des Mondes Schimmern.
Für sie ist es ein elend‘ Traum
ohne jed’s Erwachen,
fürchterlich wie andres kaum.
Doch wer hat sie erschaffen
diese angsterfüllte Nacht,
die das Kinde muss durchwachen?
Es ist kurz nach Mitternacht
der Sturm lässt langsam nach,
nun ist es bald vollbracht.
Jetzt ist es Zeit für süßen Schlaf
ohne Angst und Sorgen,
den das Mädchen schlafen darf.
Die Geister sind ganz schnell verstorben
verzogen in den Schatten noch,
denn dort, oh dort, dort lauern sie auf morgen!
Die Dunkelheiten fiel’n herein
mit ihrem unnatürlich‘ Licht,
ein dicker, schwarzer Schein.
Des armen Mädchens Mute bricht
das nächtlich‘ Leben finster,
der Rabe schaut ihr ins Gesicht.
Sie flattern vor dem Fenster
und singen schaurig Lied,
ihr Kleid wie von Gespenstern.
Die Angst sie packt und an ihr zieht
das Krächzen wird noch schlimmer,
als sie die schwarzen Augen sieht.
Tanzend Schatten sind im Zimmer
ein Sturm fegt durch den Raum,
beleuchtet von des Mondes Schimmern.
Für sie ist es ein elend‘ Traum
ohne jed’s Erwachen,
fürchterlich wie andres kaum.
Doch wer hat sie erschaffen
diese angsterfüllte Nacht,
die das Kinde muss durchwachen?
Es ist kurz nach Mitternacht
der Sturm lässt langsam nach,
nun ist es bald vollbracht.
Jetzt ist es Zeit für süßen Schlaf
ohne Angst und Sorgen,
den das Mädchen schlafen darf.
Die Geister sind ganz schnell verstorben
verzogen in den Schatten noch,
denn dort, oh dort, dort lauern sie auf morgen!
Zerschelle!
Ich liebte dich. Deshalb musste ich fallen.
Ich fiel, in deinen harten Laken zerschlagen.
Nun ist es an mir, die Scherben meines Geistes aufzusammeln.
Die fehlenden Teile zu finden.
Das Puzzle zu lösen.
Ein Rätsel; eine Mühsal,
deren Jahre Dauer allmählich
glasknirschend meine Geduld herausfordert.
Du zertrümmerst
Würde mit deiner Art zu lieben,
du suchst dir gläserne Kinder,
welche du dir hörig brechen kannst.
Jahre, nachdem der Superkleber zu trocknen
beginnt,
höre ich, du hast dir ein weiteres,
ein gläsernes Kind aufgetan.
Wann wachst du auf
und erkennst, dass Gewalt und Tyrannei
mit Liebe nicht gemein sind?
Ich denke, das wirst du nicht,
willst du nicht,
kannst du nicht. Denn
du bist blind und dem Dämon entsprungen,
der sich dysfunktionale Familie schimpft.
Doch ist dieser Dämon nur ein Grund,
kann als Entschuldigung nicht gelten.
Ich bin ein schlechter Mensch,
wenn ich dies fordere.
Dennoch gebiete ich dir:
Bei allen Göttern der Pest; Zerschelle!
Ich liebte dich. Deshalb musste ich fallen.
Ich fiel, in deinen harten Laken zerschlagen.
Nun ist es an mir, die Scherben meines Geistes aufzusammeln.
Die fehlenden Teile zu finden.
Das Puzzle zu lösen.
Ein Rätsel; eine Mühsal,
deren Jahre Dauer allmählich
glasknirschend meine Geduld herausfordert.
Du zertrümmerst
Würde mit deiner Art zu lieben,
du suchst dir gläserne Kinder,
welche du dir hörig brechen kannst.
Jahre, nachdem der Superkleber zu trocknen
beginnt,
höre ich, du hast dir ein weiteres,
ein gläsernes Kind aufgetan.
Wann wachst du auf
und erkennst, dass Gewalt und Tyrannei
mit Liebe nicht gemein sind?
Ich denke, das wirst du nicht,
willst du nicht,
kannst du nicht. Denn
du bist blind und dem Dämon entsprungen,
der sich dysfunktionale Familie schimpft.
Doch ist dieser Dämon nur ein Grund,
kann als Entschuldigung nicht gelten.
Ich bin ein schlechter Mensch,
wenn ich dies fordere.
Dennoch gebiete ich dir:
Bei allen Göttern der Pest; Zerschelle!
Der Wind des Lebens
Schnell wie das Licht
rasen wir durch das Universum
Ausgelesen
Wer?
Die Besten?
Nein!
Die, die zu sich selbst stehen!
Sich lieben
sich kennen und schätzen
und doch nicht selbstverliebt sind
Schneller als die Zeit
lernen wir
wie jeder auf den andern Acht geben muss
wenn man so schnell ist
Vertrauen
blindes Vertrauen muss man haben
um zu überleben
weil wir zu schnell sind
Die Geschwindigkeit
kann man nicht mehr drosseln
Muss man auch gar nicht
Wir haben gelernt fliegend zu leben
Rasend schnell sind wir gealtert
und doch nicht gestorben
denn die Geschwindigkeit weht den Wind des Lebens
Schnell wie das Licht
rasen wir durch das Universum
Ausgelesen
Wer?
Die Besten?
Nein!
Die, die zu sich selbst stehen!
Sich lieben
sich kennen und schätzen
und doch nicht selbstverliebt sind
Schneller als die Zeit
lernen wir
wie jeder auf den andern Acht geben muss
wenn man so schnell ist
Vertrauen
blindes Vertrauen muss man haben
um zu überleben
weil wir zu schnell sind
Die Geschwindigkeit
kann man nicht mehr drosseln
Muss man auch gar nicht
Wir haben gelernt fliegend zu leben
Rasend schnell sind wir gealtert
und doch nicht gestorben
denn die Geschwindigkeit weht den Wind des Lebens
Das Blut unter meinen Nägeln ist trocken, die Furchen in meinem Gesicht warm und feucht. Ich zerfließe im Laternendunst. Auf einem Handy schreibt es sich leicht, wenn dir niemand schreibt.
Ich will nicht mehr denken, als suchte ich tiefer.
Der Mensch hat Werkzeug erschaffen, im Dunkeln zu sehen, Wälder zu durchdringen, und sich selbst.
Nicht abgefuckt sein ist kein gutes Leben.
Ok bezahlt zu werden ist kein gutes Leben.
Dem Leid von außen zuzusehen ist kein gutes Leben.
So zu tun, als wär ich nicht verwickelt.
W und Maus nach oben. Dunkel und detaillos - hier gibt es nichts zu sehen. Ich schau selten gen Himmel. Vielleicht heilen Wunden woanders schneller. Und ich merke ich brauch Wasser. Und ich merke ich brauch Schlaf. Ich merke ich muss mich Sorgen um mich, und ich merke, das macht Angst.
Zwei Aschenbecher machen keine Party, genug wehleidig geträumt. Input und Output, bleib konzentriert. Input und Output, eines Tages eine Bühne.
Lieber jemand anders sein, als mich selbst zu spielen.