So wie ich geworfen wurde
bin ich gefallen und
liegen geblieben
ein Wind hat mich versteckt
vor Füßen bin ich sicher
jetzt lauer ich auf nichts
als das Zerfasern und
Zersplittern meiner Teile
zu Pastellstaub Nebelkörnern
Aufkleber faulen zuerst
dann kommt der Wind mich holen
bin ich gefallen und
liegen geblieben
ein Wind hat mich versteckt
vor Füßen bin ich sicher
jetzt lauer ich auf nichts
als das Zerfasern und
Zersplittern meiner Teile
zu Pastellstaub Nebelkörnern
Aufkleber faulen zuerst
dann kommt der Wind mich holen
Grausam wäre jetzt die Sonne
Grausam wäre jetzt die Sonne
hinter Blau und Schwarz, das die Finger schneidet
die die Nebeldaunen in wunde Augen drückt
- Lasst mich schlafen ihr habt was ihr wollt -
Ich behalte Recht und Asche
und Krumen der Woche, rußversengt essbar
Ein bisschen aus blindem Schutt
Um die dunkelnden Augen.
Grausam wäre jetzt die Sonne
hinter Blau und Schwarz, das die Finger schneidet
die die Nebeldaunen in wunde Augen drückt
- Lasst mich schlafen ihr habt was ihr wollt -
Ich behalte Recht und Asche
und Krumen der Woche, rußversengt essbar
Ein bisschen aus blindem Schutt
Um die dunkelnden Augen.
Ein Aussteiger
Schlank und schattig wandert er zwischen den Bänken
Wie hätten sie dir deine Ohren genommen?
Der Kopf bleibt schwer und zittrig gesenkt
Niemand wollte von dir, dass du stehst.
(Die teuren Wirbel hissen deine Linie)
Die Augen sind sonnenscheu gemacht
nur gut für das Fell auf Schienen, für die Striemen aus Bruderfarbe.
Lebzeit gebunden an Zweck entlädt sich
so langsam wie du es gern möchtest.
Schlank und schattig wandert er zwischen den Bänken
Wie hätten sie dir deine Ohren genommen?
Der Kopf bleibt schwer und zittrig gesenkt
Niemand wollte von dir, dass du stehst.
(Die teuren Wirbel hissen deine Linie)
Die Augen sind sonnenscheu gemacht
nur gut für das Fell auf Schienen, für die Striemen aus Bruderfarbe.
Lebzeit gebunden an Zweck entlädt sich
so langsam wie du es gern möchtest.
Der Freund
Vom kalten Boden
über dem Pappschild und
den schmutzigen Fingernägeln
fallen Kopfschütteln und Grinsen
in meine ausgestreckte Hand.
Vom kalten Boden
über dem Pappschild und
den schmutzigen Fingernägeln
fallen Kopfschütteln und Grinsen
in meine ausgestreckte Hand.
Katzenschau
Zwischen zwei Ländern steht ein Wagen. Ein Vater nimmt seinen Sohn mit auf einen Hügel aus Hitze, aus Rot und Sand. Und da oben ist nichts zu sehen. Nur zähes, drahtiges Kraut ist büschelweise um den Parkplatz eines verlassenen Großhandels oder Baumarkts zu sehen. Zwischen den Füßen auf dem Berg erinnern Fetzen einer blauen Plastiktüte an eine gehisste Fahne. So wie die Sonne sich senkt, blutet Farbe ins Land, angenehmer für die Augen, eine blaue Tinte an den Schneiden einer Starkstromtrasse. Es summt. Und keiner sagt was. Der Berg ist unbetreten, unzerlaufen im Einbruch von Abendpastell und Zeit. Wenig erinnert an Menschen. Erinnerung ist Gefühl. Eine Wespe versteckt sich im Boden.
Zwischen zwei Ländern steht ein Wagen. Ein Vater nimmt seinen Sohn mit auf einen Hügel aus Hitze, aus Rot und Sand. Und da oben ist nichts zu sehen. Nur zähes, drahtiges Kraut ist büschelweise um den Parkplatz eines verlassenen Großhandels oder Baumarkts zu sehen. Zwischen den Füßen auf dem Berg erinnern Fetzen einer blauen Plastiktüte an eine gehisste Fahne. So wie die Sonne sich senkt, blutet Farbe ins Land, angenehmer für die Augen, eine blaue Tinte an den Schneiden einer Starkstromtrasse. Es summt. Und keiner sagt was. Der Berg ist unbetreten, unzerlaufen im Einbruch von Abendpastell und Zeit. Wenig erinnert an Menschen. Erinnerung ist Gefühl. Eine Wespe versteckt sich im Boden.
Kohlfeld
Man hatte uns wund geschunden
und schwach gemacht
Zweifelsohne anders
Als unsere Eltern
Zweifelsohne anders
als deren Eltern davor.
Uns hat kein Kampf das Mark aus den Knochen getrieben.
Kein Krieg hat es in der Not zerkocht.
Jede Zeit hat seine Geißel,
wir ein Talent dafür.
Samsara ist ein Rad,
aus Druck und Dampf und Kohle.
Man hatte uns wund geschunden
und schwach gemacht
Zweifelsohne anders
Als unsere Eltern
Zweifelsohne anders
als deren Eltern davor.
Uns hat kein Kampf das Mark aus den Knochen getrieben.
Kein Krieg hat es in der Not zerkocht.
Jede Zeit hat seine Geißel,
wir ein Talent dafür.
Samsara ist ein Rad,
aus Druck und Dampf und Kohle.
Der Weberknecht
Mit ängstlichen Beinen aus Graphit
betritt er mein Haus
über die Dusche
und ich will ihm nichts tun
Ich überlege
bis wohin die Brause sonst reicht
und er flieht.
der Dampf fängt sich im Pelz
übers Duschbad an die Wand
da oben hängt er dann
in fremden Spinnennetzen
in dem Käfig Haus
dem Sarg mit Türen
die er nicht versteht
Ein Wulst weht bald
aus der Ecke in in den Abfluss
aus dem er kam
für andere
zur Warnung.
Mit ängstlichen Beinen aus Graphit
betritt er mein Haus
über die Dusche
und ich will ihm nichts tun
Ich überlege
bis wohin die Brause sonst reicht
und er flieht.
der Dampf fängt sich im Pelz
übers Duschbad an die Wand
da oben hängt er dann
in fremden Spinnennetzen
in dem Käfig Haus
dem Sarg mit Türen
die er nicht versteht
Ein Wulst weht bald
aus der Ecke in in den Abfluss
aus dem er kam
für andere
zur Warnung.
Der Friedhofsfuchs
Sein Körper wünscht sich,
in die Mutter zurück,
das zarte, vorgeburtliche Rosa,
von Frucht im Fleisch.
Die Finger sind kaum mehr,
daran zu erinnern,
wie es ist, ihresgleichen,
zu fassen.
Sein Kinn – versunken
das Auge will ein Wurm sein,
dessen zuckendes Ende nie in
die Höhle dringt.
Ein idiotischer Kopf
verliert sich auf den Schultern
in Einzelteilen wie
Tapetenreste.
Gehen wir,
hinter die Hülle,
entledigen wir uns mit Gewalt,
dem Gefäß,
dem kläglichen Körper,
nutzen wir uns ab,
treiben wir die Tage durch,
heiße Fuchsfelder,
mit den Hunden,
in Flaschen,
lass uns wüten,
gegen uns,
mit Fackeln,
die zwischen zwei Finger passen.
zerschmeißen wir die Fenster,
lassen wir den Tod hinein.
Sein Körper wünscht sich,
in die Mutter zurück,
das zarte, vorgeburtliche Rosa,
von Frucht im Fleisch.
Die Finger sind kaum mehr,
daran zu erinnern,
wie es ist, ihresgleichen,
zu fassen.
Sein Kinn – versunken
das Auge will ein Wurm sein,
dessen zuckendes Ende nie in
die Höhle dringt.
Ein idiotischer Kopf
verliert sich auf den Schultern
in Einzelteilen wie
Tapetenreste.
Gehen wir,
hinter die Hülle,
entledigen wir uns mit Gewalt,
dem Gefäß,
dem kläglichen Körper,
nutzen wir uns ab,
treiben wir die Tage durch,
heiße Fuchsfelder,
mit den Hunden,
in Flaschen,
lass uns wüten,
gegen uns,
mit Fackeln,
die zwischen zwei Finger passen.
zerschmeißen wir die Fenster,
lassen wir den Tod hinein.
Die Wellen sind umgetrieben
Die Wellen sind umgetrieben
schneidende Kämme, die sich wiederholen
es brandet
schäumend in Gischt
ein Wunsch – an was?
Die Hände sind umgetrieben
und sieben den Raum
und rütteln an Luft
ein Loch darin zu reißen
Die Augen sind alt
und klebrig vom Staub aller Nächte
in denen man vom Blinzeln
in den Tag gerät
Es kippen die Bilder
für Sekunden
in ein übervolles Glas
der Rest taut an den Augenrändern
Verkauft ist die Spannung
in den Muskeln
verkauft sind die Blumen
aus denen nur noch Pollen steigt.
Die Wellen sind umgetrieben
schneidende Kämme, die sich wiederholen
es brandet
schäumend in Gischt
ein Wunsch – an was?
Die Hände sind umgetrieben
und sieben den Raum
und rütteln an Luft
ein Loch darin zu reißen
Die Augen sind alt
und klebrig vom Staub aller Nächte
in denen man vom Blinzeln
in den Tag gerät
Es kippen die Bilder
für Sekunden
in ein übervolles Glas
der Rest taut an den Augenrändern
Verkauft ist die Spannung
in den Muskeln
verkauft sind die Blumen
aus denen nur noch Pollen steigt.
Die Farbe ums Fenster
Mit fehlendem Gefühl,
dringt ein Blick aus Dunkel,
durch ein dichteres Dunkel,
bis in grobporige Platten,
aus Stein.
Zeit in zähen Runden,
ist unmerklich ausfgelöst,
verhaftet nur noch Worte,
an die Wände.
Ein letztes Düster brandet,
an die Reste eines Hauses,
sauber getrennt vom Loch,
in der Luft,
Sand schichtet Stockwerke,
in den Raum,
pervertiert in seinem Zentrum,
eine Farbe.
Ein einzelnes Fenster ist über Kraut,
Pastell einer Pflanzenlampe,
bricht den Tag,
mit Rot und Blau und Weiß.
Der Beginn eines Kindes im Blass,
vom blau einer Tankstelle,
auf der anderen Seite,
vom Glas.
Die staubigen Ecken fliegenvoll,
ein entzündetes Wirbeln,
in tödlicher Luft,
um nutzlose Beine.
Zwischen blättrigen Paneelen,
vergrößert mattes Quarz,
alle Fliegen draußen,
die noch nicht in Ecken liegen.
Und nie fing eine Hand die Luft,
wenn sie am Bruch des Hauses,
und am Spiegelbild dahinter,
strich.
Etwas zwingt sich durch ein Loch,
im Rahmenholz hinein,
da wo sich Wände treffen,
geht es hin.
Ein Loch im Rahmenholz,
zu klein,
für ein Kind,
Pastell und blasses blau.
Mit fehlendem Gefühl,
dringt ein Blick aus Dunkel,
durch ein dichteres Dunkel,
bis in grobporige Platten,
aus Stein.
Zeit in zähen Runden,
ist unmerklich ausfgelöst,
verhaftet nur noch Worte,
an die Wände.
Ein letztes Düster brandet,
an die Reste eines Hauses,
sauber getrennt vom Loch,
in der Luft,
Sand schichtet Stockwerke,
in den Raum,
pervertiert in seinem Zentrum,
eine Farbe.
Ein einzelnes Fenster ist über Kraut,
Pastell einer Pflanzenlampe,
bricht den Tag,
mit Rot und Blau und Weiß.
Der Beginn eines Kindes im Blass,
vom blau einer Tankstelle,
auf der anderen Seite,
vom Glas.
Die staubigen Ecken fliegenvoll,
ein entzündetes Wirbeln,
in tödlicher Luft,
um nutzlose Beine.
Zwischen blättrigen Paneelen,
vergrößert mattes Quarz,
alle Fliegen draußen,
die noch nicht in Ecken liegen.
Und nie fing eine Hand die Luft,
wenn sie am Bruch des Hauses,
und am Spiegelbild dahinter,
strich.
Etwas zwingt sich durch ein Loch,
im Rahmenholz hinein,
da wo sich Wände treffen,
geht es hin.
Ein Loch im Rahmenholz,
zu klein,
für ein Kind,
Pastell und blasses blau.
Entstehen
Entstehen,
mit Scheinwerferblau in den Augen,
mit Splitterscherben zum Gehwegpflaster hin,
Sein.
In fremden Frauen stolz,
In fremden Häusern stolz,
Entstehen.
Die Jahre sind Zunder weil sie müssen,
verbrennen sich noch schneller mit mir,
unter schwarzen Zeilen zerstieben,
Und sein.
Über Birken gähnt warmes Pastell an Brückenbalken,
Im ersten Heben der Millionenlunge,
eine Nachtpfütze glimmt im Echo von Jugend und Sternen,
unter tausenden Nachtpfützen,
im Echo von Jugend und Sternen.
Entstehen,
mit Scheinwerferblau in den Augen,
mit Splitterscherben zum Gehwegpflaster hin,
Sein.
In fremden Frauen stolz,
In fremden Häusern stolz,
Entstehen.
Die Jahre sind Zunder weil sie müssen,
verbrennen sich noch schneller mit mir,
unter schwarzen Zeilen zerstieben,
Und sein.
Über Birken gähnt warmes Pastell an Brückenbalken,
Im ersten Heben der Millionenlunge,
eine Nachtpfütze glimmt im Echo von Jugend und Sternen,
unter tausenden Nachtpfützen,
im Echo von Jugend und Sternen.
Abfall
Von all den Besserverdienern, die ich in meiner beruflichen Laufbahn bei der Stadtreinigung bedienen durfte, ist mir einer ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Oder etwa nicht? Interessiert Sie das Leben eines niederen Dienstleisters überhaupt? Ich schätze das kommt auf Ihre eigene Position in der Hackordnung an. Kein Problem, ich kenne das nicht anders. Meistens kommen mir die Hausbewohner eh nicht unter die Augen. Wir arbeiten ähnlich wie die Postboten oder Schornsteinfeger. Wir sind für viele Leute gar nicht da.
Ich wollte das eigentlich nie. Es gab nie eine bewusste Entscheidung. Ich hätte mit den richtigen Abzweigungen sicherlich auch einen Beruf erlangen können, der in zwanglosen Gesprächen an der Bushaltestelle beiläufig besser von den Lippen geht als „Müllmann“. Mit ein wenig Geduld kann man rückwärts in der Zeit gehen. Irgendwo stößt man auf den einen Moment, an dem ich eine Entscheidung getroffen habe, die sich mit allen darauf folgenden so verkettetet hat, dass ich bin was ich bin. Dass ich tue was ich tue. Zumal ich nie mit dem Bus fahre, die Leute ekeln sich vor meinem Geruch...
Man nennt mich Schulz. Das ist nicht mein richtiger Name. Meine Nachbarn in der Straße, die eben so früh wie ich zur Arbeit fahren, haben ihn mir gegeben. Verlassen sie ihr Haus, betrete ich es gerade. Dann plaudern wir kurz. Nach 11 Jahren fuhr ich dann plötzlich eine neue Route und niemand mehr nannte mich Schulz. In der Geschäftsführung der Stadtreinigung hatte sich einiges getan, Leute wurden entlassen und andere rückten nach, brachten Veränderung mit, aber das interessiert Sie sicherlich nicht oder? Wichtig für uns ist der junge Mann von dem ich erzählen will. Entlang der
Bezirksgrenze entstehen reichlich schicke Apartmentwohnungen. Leute, die in Berlin wohnen wollen ohne sich dabei wie in Berlin zu fühlen, passen dort perfekt hinein. Meine neue Route lag entlang dieser Grenze und ich habe wohl im Leben nie so teure Fracht geladen wie aus diesen Häusern. Pünktlich um halb jedenfalls 7 schob ich routiniert die ersten Tonnen zum Wagen. Da ging die Haustür auf und ein dürrer Bengel im Morgenmantel von nicht mehr als 25 Jahren rief mir über die Geräusche meines Wagens etwas zu. Er wollte wissen was ich denke dort bei ihm im Hof zu tun.
„Ich züchte Tauben, seh'n Se? Die gelbe Tonne is voll mit die Viecher. Die verkoof ich an Hochzeitspaare, Deckel uff und tschö.“ Ein bisschen musste ich grinsen aber ich hatte nichts gegen die Frage. Die hörte ich oft. Er sagte „Sie kommen ab sofort später. Ich bin vor einer Stunde aus Singapur
zurückgekommen. Ich muss schlafen!“
„So so“, sagte ich, „dann dreh ich einfach nochmal n Paar Ründchen um den Block? Steigen Se doch mit ein dann fahr ich Sie bis Sie eingeschlafen sind!“
Ohne Antwort kam er den Treppenabsatz hinunter und blieb knapp einen Kopf kleiner vor mir stehen. „Jetzt passen Sie mal auf. Sie machen sich nicht lustig über mich. Ich arbeite hart, das können Sie sich nicht vorstellen! Ich bin 16 Stunden geflogen, da kommen Sie hier nicht auf mein Grundstück und werden frech! Nehmen Sie die Scheiße jetzt mit und nächste Woche kommen Sie oder irgendjemand anders von Ihrer Bande gegen 9!“
Ich nahm seine Tonnen wortlos zum Wagen. Der kippte Sie hydraulisch aus und routiniert stellte ich sie ihm vor die Füße. Ich wünschte eine Gute Nacht, fuhr weiter.
Eine Woche später stand ich wieder auf seinem Hof, pünktlich um halb 7. Die Tür flog auf, ein zorniges Rumpelstielzchen fuchtelte mit seinem Telefon vor meinen Augen herum, drohte mir, diverse Anrufe zu tätigen und sich bei meinem Chef zu beschweren. Dass ich morgen auf dem Arbeitsamt sitzen würde und so weiter. Wollen Sie wissen, was ich gemacht habe? Ich habe zugepackt, den Kollegen im Moment der Überraschung in die schwarze Tonne gestopft zu seinen angebissenen Bioäpfeln, der regionalen Fleischwurst, den dekorativen Parfumflakons und den Grünteeresten. Ich
habe den Deckel zugehalten und bin zu meinem Wagen spaziert, die Ruhe selbst und habe meine Arbeit getan, wie immer. Ich mache, dass der Müll verschwindet. Häufte er sich an, würden Ihre Straßen nicht wieder zu erkennen sein. Denken Sie an den schönsten Ort den Sie kennen. Stellen Sie ihn sich vor mit Zigarettenfolie und Kaffeefiltern. Mit giftiger Chemie, mit unnatürlichem Schmutz. Für solche Dinge fahren Menschen wie ich zu Verbrennungsanlagen und entleeren unser Tagewerk. Das Feuer trennt die Verbindungen auf und durchleutet, welche Teile noch zu gebrauchen sind. Als ich an dem Tag zur Anlage fuhr, hatte ich wenig Hoffnung für unseren Freund. Das ganze Geld hat ihm nichts gebracht. Seine Arbeit war umsonst. Aber meine nicht...
Ich freue mich darauf, wieder los zu fahren. Pünktlich um halb 7. Es braucht nur ein paar Jahre.
Von all den Besserverdienern, die ich in meiner beruflichen Laufbahn bei der Stadtreinigung bedienen durfte, ist mir einer ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Oder etwa nicht? Interessiert Sie das Leben eines niederen Dienstleisters überhaupt? Ich schätze das kommt auf Ihre eigene Position in der Hackordnung an. Kein Problem, ich kenne das nicht anders. Meistens kommen mir die Hausbewohner eh nicht unter die Augen. Wir arbeiten ähnlich wie die Postboten oder Schornsteinfeger. Wir sind für viele Leute gar nicht da.
Ich wollte das eigentlich nie. Es gab nie eine bewusste Entscheidung. Ich hätte mit den richtigen Abzweigungen sicherlich auch einen Beruf erlangen können, der in zwanglosen Gesprächen an der Bushaltestelle beiläufig besser von den Lippen geht als „Müllmann“. Mit ein wenig Geduld kann man rückwärts in der Zeit gehen. Irgendwo stößt man auf den einen Moment, an dem ich eine Entscheidung getroffen habe, die sich mit allen darauf folgenden so verkettetet hat, dass ich bin was ich bin. Dass ich tue was ich tue. Zumal ich nie mit dem Bus fahre, die Leute ekeln sich vor meinem Geruch...
Man nennt mich Schulz. Das ist nicht mein richtiger Name. Meine Nachbarn in der Straße, die eben so früh wie ich zur Arbeit fahren, haben ihn mir gegeben. Verlassen sie ihr Haus, betrete ich es gerade. Dann plaudern wir kurz. Nach 11 Jahren fuhr ich dann plötzlich eine neue Route und niemand mehr nannte mich Schulz. In der Geschäftsführung der Stadtreinigung hatte sich einiges getan, Leute wurden entlassen und andere rückten nach, brachten Veränderung mit, aber das interessiert Sie sicherlich nicht oder? Wichtig für uns ist der junge Mann von dem ich erzählen will. Entlang der
Bezirksgrenze entstehen reichlich schicke Apartmentwohnungen. Leute, die in Berlin wohnen wollen ohne sich dabei wie in Berlin zu fühlen, passen dort perfekt hinein. Meine neue Route lag entlang dieser Grenze und ich habe wohl im Leben nie so teure Fracht geladen wie aus diesen Häusern. Pünktlich um halb jedenfalls 7 schob ich routiniert die ersten Tonnen zum Wagen. Da ging die Haustür auf und ein dürrer Bengel im Morgenmantel von nicht mehr als 25 Jahren rief mir über die Geräusche meines Wagens etwas zu. Er wollte wissen was ich denke dort bei ihm im Hof zu tun.
„Ich züchte Tauben, seh'n Se? Die gelbe Tonne is voll mit die Viecher. Die verkoof ich an Hochzeitspaare, Deckel uff und tschö.“ Ein bisschen musste ich grinsen aber ich hatte nichts gegen die Frage. Die hörte ich oft. Er sagte „Sie kommen ab sofort später. Ich bin vor einer Stunde aus Singapur
zurückgekommen. Ich muss schlafen!“
„So so“, sagte ich, „dann dreh ich einfach nochmal n Paar Ründchen um den Block? Steigen Se doch mit ein dann fahr ich Sie bis Sie eingeschlafen sind!“
Ohne Antwort kam er den Treppenabsatz hinunter und blieb knapp einen Kopf kleiner vor mir stehen. „Jetzt passen Sie mal auf. Sie machen sich nicht lustig über mich. Ich arbeite hart, das können Sie sich nicht vorstellen! Ich bin 16 Stunden geflogen, da kommen Sie hier nicht auf mein Grundstück und werden frech! Nehmen Sie die Scheiße jetzt mit und nächste Woche kommen Sie oder irgendjemand anders von Ihrer Bande gegen 9!“
Ich nahm seine Tonnen wortlos zum Wagen. Der kippte Sie hydraulisch aus und routiniert stellte ich sie ihm vor die Füße. Ich wünschte eine Gute Nacht, fuhr weiter.
Eine Woche später stand ich wieder auf seinem Hof, pünktlich um halb 7. Die Tür flog auf, ein zorniges Rumpelstielzchen fuchtelte mit seinem Telefon vor meinen Augen herum, drohte mir, diverse Anrufe zu tätigen und sich bei meinem Chef zu beschweren. Dass ich morgen auf dem Arbeitsamt sitzen würde und so weiter. Wollen Sie wissen, was ich gemacht habe? Ich habe zugepackt, den Kollegen im Moment der Überraschung in die schwarze Tonne gestopft zu seinen angebissenen Bioäpfeln, der regionalen Fleischwurst, den dekorativen Parfumflakons und den Grünteeresten. Ich
habe den Deckel zugehalten und bin zu meinem Wagen spaziert, die Ruhe selbst und habe meine Arbeit getan, wie immer. Ich mache, dass der Müll verschwindet. Häufte er sich an, würden Ihre Straßen nicht wieder zu erkennen sein. Denken Sie an den schönsten Ort den Sie kennen. Stellen Sie ihn sich vor mit Zigarettenfolie und Kaffeefiltern. Mit giftiger Chemie, mit unnatürlichem Schmutz. Für solche Dinge fahren Menschen wie ich zu Verbrennungsanlagen und entleeren unser Tagewerk. Das Feuer trennt die Verbindungen auf und durchleutet, welche Teile noch zu gebrauchen sind. Als ich an dem Tag zur Anlage fuhr, hatte ich wenig Hoffnung für unseren Freund. Das ganze Geld hat ihm nichts gebracht. Seine Arbeit war umsonst. Aber meine nicht...
Ich freue mich darauf, wieder los zu fahren. Pünktlich um halb 7. Es braucht nur ein paar Jahre.
Ein Widerstand von Weiß
Die Fenster schlagen,
aber ich höre nichts,
Es ist die hässliche Berührung,
von lackiertem Holz und lackiertem Holz,
die mich wahnsinnig macht,
-Ein Loch unter meiner Matratze
füllt sich ganz langsam mit mir-
Ein Alter ist mir gestern
im Schlaf
in die Knochen gefahren
in die klebrigen Muskeln
wie Frost aus Eisenspänen
Allmählich
sammelt sich das Licht
in den dankbaren Löchern
meiner Haut
Die Runde ist geschafft,
ich kenne ein Gefühl,
so muss sich Nebel fühlen,
den sich die Sonne nimmt.
Die Fenster schlagen,
aber ich höre nichts,
Es ist die hässliche Berührung,
von lackiertem Holz und lackiertem Holz,
die mich wahnsinnig macht,
-Ein Loch unter meiner Matratze
füllt sich ganz langsam mit mir-
Ein Alter ist mir gestern
im Schlaf
in die Knochen gefahren
in die klebrigen Muskeln
wie Frost aus Eisenspänen
Allmählich
sammelt sich das Licht
in den dankbaren Löchern
meiner Haut
Die Runde ist geschafft,
ich kenne ein Gefühl,
so muss sich Nebel fühlen,
den sich die Sonne nimmt.