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SASSIA-FUNNY HELD

Ick pfeiff uff Berlin

Ick broche Berlin nich
denk ick mir frierend
wenn die Ringbahn mal wieder 
wegen Schneefall nich‘ fährt

Jetzte im Sand am Strand zu liegen
irgendwo am Meer im Süden
wäre doch eijentlich och nicht verkehrt

Ick pfeiff uff meene Heimatstadt
Die machen jeden Freiraum platt
der wem mal wat bedeutet hat
und um die Fusion bauen sie einen Stacheldrahtzaun

die Kommis mal wieder, man globt dit kaum

Die Bullen sprengen in Rekordzeit, was wir schaffen
Die Schönheit der Kreativität
wenn etwas Freies und Wildes entsteht
dürfen sie ja jar nicht raffen

Doch sollte nun eener zu sagen wagen
ick würd meen Berlin nich lieben
dann wäre did schamlos übertrieben

Uff‘m Kurfürstendamm lass ick los, wat mir quält
Lebe das Leben, wie‘s mir jefällt
Die Kuppel des Fernsehturms hängt in den Wolken
Im Schneetreiben tanzend blicke ick zu ihr hoch
während um mich herum der Alltag tobt

Schmetterlingstanz im Halbschatten

Was sollte ich dir sagen wollen?
Die Schmetterlinge wissen es nicht
Erlaube mir selbst nicht mal zu denken
dass dein Lächeln, dein Lächeln besticht
Ich habe doch gar keine Zeit zu träumen
theoretisch versteht sich, eigentlich!

Bemühe mich, zu analysieren und nachzufühlen, würde mich einfach gern selbst kapieren
Mein Kopf war vorher schon voll genug, niemanden will ich verletzten, bloß niemand verlieren

Hoffentlich verstehst du mich
dass es meinem Herz unmöglich ist, einen so schönen Traum ungelebt zu versäumen
Dein Blick war weich, so wie dein Kuss, ich kann und will das nicht vergessen
weigere, nein ich sträube mich, das zu versauen, dich zu stressen
und hoffe nur das eine, es bleibt nicht bei dieser einen Nacht
und nicht nur ich das fühle, nicht nur ich finde, das passt
​

Was flattert mir da im Herz umher?
​

Irgendwo in einem Winkel meines Herzens
schlüpfen Schmetterlinge
aus totgeglaubten Raupen
wenn ich dich sehe
wage ich zu behaupten,
dass ich ein bisschen neben mir stehe
einen Schritt näher an dir als an mir
​

Der Wind des Lebens

Schnell wie das Licht
rasen wir durch das Universum
Ausgelesen
Wer?
Die Besten?
Nein!
Die, die zu sich selbst stehen!
Sich lieben
sich kennen und schätzen
und doch nicht selbstverliebt sind

Schneller als die Zeit
lernen wir
wie jeder auf den andern Acht geben muss
wenn man so schnell ist
Vertrauen
blindes Vertrauen muss man haben
um zu überleben
weil wir zu schnell sind

Die Geschwindigkeit
kann man nicht mehr drosseln
Muss man auch gar nicht
Wir haben gelernt fliegend zu leben
Rasend schnell sind wir gealtert
und doch nicht gestorben
denn die Geschwindigkeit weht den Wind des Lebens
​


Sehnsucht

Ich verachte die Sehnsucht,
denn sie zerfrisst die Menschen
raubt ihnen den Verstand

killt sie
tötet
verachtenswert!

Ich verachte die Sehnsucht,
denn sie wiegt die Menschen in falschen Erwartungen
lässt sie sich in Träume flüchten
der Wirklichkeit entfliehen
verachtenswert!

Ich verachte die Sehnsucht,
denn die Menschen kennen sich nicht mehr
die Wahrheit nicht,
ihre Freunde, Kinder, sich selbst
nur noch die Sehnsucht,
die ich so verachte!  

Und trotzdem bin auch ich erfüllt von Sehnsucht,
Denn sie rettet die Menschen
gibt ihnen Hoffnung
lässt sie leben
in Sehnsucht zwar
nicht selten verzweifelt
doch leben

Verachtenswerte, wunderbare Sehnsucht

Der Morgen danach

Ich, der Scherbenhaufen, zusammengefegt am Morgen
nach einer durchfeierten Nacht im Club
Zertrampelte Glassplitter, unbemerkt umhergekickt,
über die Stunden von Raum zu Raum verteilt,
versehentlich versteht sich
Jetzt, wiedervereint, sorgfältig zusammengekehrt
glitzernder Überrest ungezählter, schon wieder fast vergessener Momente


Schneeflockenmatsch
​
Bezugspersonen: Chaoten und Punks
wenn das Leben Musik macht
bin ich es, die tanzt
und ist die Stille erdrückend
bin ich es, die schreit
bleibst du hier stehen?
Ich gehe zu weit!

Nächte im Winter
es glitzert der Schnee
Gedanken an Sommer,
da war es die Spree
Nächte im Winter
alleine verbracht
und denke an dich,
was du wohl grad machst

Poetin Rebellin
wer bin ich wer nicht
siehst du am Ende
des Tunnels das Licht?
Ein volles Glas Milch
in einem Zug leer
und rufe dich an:
Anrufbeantworter

Nächte im Winter
es glitzert der Schnee
Gedanken an Sommer,
da war es die Spree
Nächte im Winter
alleine verbracht
und denke an dich,
was du wohl grad machst



Arbeitstitel Diamant

Ihr Herz ist rein wie Diamant
Sie steht allein am Straßenrand
Die Menschen ziehn an ihr vorbei
als wär sie ihnen einerlei

Im güldenen Laternenlicht
sieht sie den Sternenhimmel nicht
Ihr Kleid schimmert wie Diamant
sie sieht sich Instagrampics an

Ein Junge kommt an ihr vorbei
und ihm ist sie nicht einerlei
doch starrt das Mädchen ganz fixiert
auf ihren Display fasziniert

Die hat wohl grade keine Zeit
denkt er, und geht an ihr vorbei
Er blickt sich auch noch zwei Mal um
doch sie bemerkt ihn nicht, zu dumm

Als sie daheim vor'm Spiegel stand
fühlt' sie sich rein wie Diamant
Die Haare saßen so perfekt
Das Makeup und die Highheels: check ✔

Doch in dem Club der Innenstadt
war niemand, der "zugesagt" hat'
Da war nur so ein blöder Arsch
an den sie nicht mehr denken darf

Ein Taxi hält am Straßenrand
hebt sie die schmuckbesetzte Hand
Sie fährt allein zu sich nach Haus
Und so sieht also ausgehn aus?

Der Schattenkreis

Ich weiß, dass ich nichts weiß
von Leben und Liebe
Wer ahnt schon wie Licht schmeckt
wenn man im Schatten steht
Ich warte und hoffe
auf Leben und Liebe
höre die Uhren ticken
mein Leben vergeht
Woher soll ich wissen
wie Licht schmeckt und Liebe
wenn die Schatten mich schließen
in ihren dunklen Kreis
Mein Leben ragt vor mir
ein Turm aus Erfahrung
Ich könnt' ihn erklimmen
wenn ich mich jetzt losreiß
Doch der Turm ragt so drohend
mein Schatten vertrauter
Hier sitze ich besser
und träume vom Licht
Denn wer kann schon sagen
ob der Turm mich kann tragen
und in den Schattenschlund fallen
will ich wirklich nicht

Traumwanderung

Vom Mond lass ich die Haut mir bleichen
in meinem Kopf ist nur noch Platz für Sterne
Alle Gedanken müssen weichen
Mein Geist tritt aus mir aus,
fliegt fort
in weite Ferne

Ich träum vom Ozean
der glitzernd schwarzen, zahmen See
und wie ich wohlgemutes
mit luft'gem Schritt
am Strand spazieren geh

Ich sitz mit leicht benätztem Fuße
wohl viele Stunden dort am Ufer
Betracht' das Meer mit seinen tausend Augen
und suche sie zu zählen
die wellenatmend doppelt schöne Pracht
Den Schönsten suche mir heut zu wählen

Bin sehr allein, doch gar nicht einsam
Nur Luna strahlend über meine Seele wacht

Tief in Gedanken bin ich über heut und morgen
und als die Sonne aus dem tiefen Blau sich frühs erhebt
reiß ich mich unwillig aus meinem Traume
mich drüber freuend, was des nachts ich so erlebt

Ich werde diese nimmer mehr vergessen
Schon beim Erwachen fehlt sie mir so sehr
Doch wer kann wissen, ob ich nicht die Tage träume
und wirklich leb ich nachts am Meer


Zehn Worte

Ich schreibe tausend Gedichte für dich
leider interessiert's dich nicht

Freie Liebe
Küsse geben, kriegen, sehen
Zärtlichkeiten, Albernheiten
Ehrlichkeit und Schüchternheit
Voll Respekt und doch kokett

Lippen, Rauch, so sanfte Küsse
und ich sehe, spüre Brüste
Ganz berauscht von all der Haut
wachen zwischen Schenkeln Träume
Freie Liebe schafft sich Räume

Freie Liebe 2.0

Küsse teilen, hier verweilen
Schöne Orte, liebe Worte

Müdigkeit, Verlegenheit
genug Zeit und Ehrlichkeit

Hände führen, Muskeln spüren
Lippen fühlen Brüste wippen

Für die Zeit nicht nur zu zweit
wach geküsst, zärtlich vermisst

Leben nächtelange Träume
Freie Liebe findet Räume

Vom Glück

Oh Glück, betörend lächelnd ziehst du
zu mancher Stund' an mir vorbei
Wie soll ich lernen über Formeln?
Ich muss dann leben und bin frei!

Die Seele kocht mir glühend über
und ich steh hier – fast wie im Traum -
Dir muss ich geben, was ich habe
Zeit und Liebe, Lust und Raum

Und der Moment, wenn er vergehet
wie kalt verlassen bin ich dann?
Dann steh ich hier und darf nur ahnen
dass du vorbeiziehst
irgendwann

Kleines großes Glück

Samstagnacht

Strobogewitter
Sonntagmorgen
Kakao im Bett

Die allererste Kippe
Die Bahn gerade noch bekommen
plötzliche Erinnerungen bei Musik

Jemanden unerwartet treffen
Strahlende Augen

Kleine Geschenke machen
das Leben spüren
frei sein
Glück


Donnerstag - Wellcome to hell
​​

Die Sonne knallt nun schon seit Stunden
vermummt warten Tausende, los zu gehen
Die Polizei lässt uns im Hafen stehen
und fordert, alle Gesichter zu sehen

und plötzlich, es geschieht in nur Sekunden
hustet der ganze Platz Tränengas
Flaschen fliegen, es splittert Glas
Auf Wut folgt Blut, auf beiden Seiten ringen Angst und Hass mit Spaß

Helikopter drehen filmend ihre Runden
Am Boden werden wir jetzt schon gejagt
Die ersten Demonstranten setzen sich ab
wüten und machen die City platt

alle verloren, alle verschwunden
Verletzte werden abtransportiert
Bin gleichzeitig entsetzt und inspiriert
Ich beginne zu laufen, wir beginnen zu laufen, noch haben sie uns nicht blockiert

G-20-Freitag
Scherbenglitzerparadies im Wasserwerferregen

Hamburg erwacht heute Tränen hustend
und manch einer hat jetzt kein Auto mehr
Auf den Straßen fährt nur noch die Feuerwehr
Wir nehmen uns Stadt, Hafen und Meer

Druffis gibt's auf beiden Seiten
Koks scheint die Droge des Abends zu sein
Nachts verliert die Polizei die Kontrolle
Wir feiern im Barrikadenschein

Wie aufgescheuchte Wespen greifen sie uns an
Ich kneif die Augen zu und weine
und spüre, ich bin nicht alleine
Hinter uns hagelt es Flaschen und Steine

Es werden Leute angefahren
Zu hundert stolpern wir durchs Tränengasgewitter
Die Polizeigewalt in Hamburg schmeckt so bitter
das verfolgt die Welt auf Twitter
​
Das Mondlicht schimmert auf der Elbe
Vermummte verschenken in der Schanze Bier
Ich wollte gestern schon fahren und bin immer noch hier
Das wird niemand vergessen, dafür sorgen wir

#fusionweh

Der Morgen graut über der grauen Stadt
Die letzte Nacht war wirklich grauenhaft
Der letzte DJ, ach der ganze Club, nicht zumutbar
Mir fehlen Kater Holzig, Tacheles, Magda-Lena...
​
Die letzte Fusion schon zwei Jahre her
stattdessen gabs Pfeffer, Gas, Wasserwerfer
G20 hat mich nachhaltig traumatisiert
Nur Traumwandeln im Feuerschein,
endlich wieder auf der Fusion zu sein,
therapiert

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