But you do it anyway
7:45 Uhr. Der Wecker klingelt. Du drückst auf "schlummern". 7:53 Uhr. Erneut hörst du das schrille Läuten deines Handy-Weckers. Um kurz nach acht denkst du dir: 'Jetzt muss ich aber wirklich aufstehen.' Langsam öffnest du die Augen, erst das eine, dann das andere. Du bist noch ganz verschlafen.
Träge erhebst du dich und tapst, müde wie du bist, ins Bad: Toilette, ein paar Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht. Nun werd' doch endlich wach! Noch kannst du kaum geradeaus gucken, aber das wird schon noch. Nach dem Sport wird's dir besser gehen. Lust hast du keine, aber was soll's… Jetzt bloß nicht nachlässig werden.
Erst in die Hose schlüpfen – ein Bein und das andere –, dann in das Oberteil und es geht los: 30 Minuten intensives Workout. Gedanken schießen dir durch den Kopf.
Wie sehe ich gerade aus? Habe ich daran gedacht, die Vorhänge zuzuziehen? Kann man vielleicht dennoch meine Silhouette von draußen erkennen? Wieso hat die Person in dem Video, das ich als Vorlage benutze, permanent ein Lächeln auf den Lippen, während ich kaum zu Luft komme? Ist das normal? Bin ich normal? Müsste mir Sport nicht auch Spaß bereiten, mich bei jeder Übung zum Strahlen bringen? Okay was machst du da mit deinen Beinen, wie bekommst du die so hoch und wieso gelingt mir das nicht? Ich muss… try harder… du schaffst es… mach jetzt nicht… schlapp…
Das Workout ist vorbei, du hast es zu Ende gebracht, du hast dich gepusht. Und das ist gut, oder? Doch wieso sehe ich dann nach zwei Monaten immer noch keine Veränderungen? Setz' dich hin, du bist ja ganz außer Atem. Aber nur kurz, denn denk' dran: Lass' dich niemals gehen, Verlier' niemals die Kontrolle.
Okay, das reicht.
Du gehst zum Fenster, öffnest es. Anschließend machst du dein Bett wie jeden Tag: Ordnest die Kissen, die in der Nacht verrutscht sind, wieder richtig an, schüttest die Bettdecke auf.
So, und jetzt ab unter die Dusche, so kannst du dich ja nirgendwo blicken lassen, schau' dich doch mal an!
…
Das wäre geschafft, noch abtrocknen, Haare in ein Handtuch wickeln, oh und eincremen nicht vergessen. Kein Schritt darf übersprungen werden, sonst stürzt du, fällst ins Bodenlose, fällst und fällst immer weiter.
In einen Kimono gehüllt machst du dir dein Frühstück, Brot isst du so gut wie gar nicht mehr. Nur wenn gar keine andere Möglichkeit besteht – unterwegs oder so – oder dein Verlangen doch einmal zu groß sein sollte.
Jetzt jedenfalls bereitest du dir dein Müsli, gibst davon etwas in eine Schüssel und gießt dir Saft in ein Glas (aber, dass es auch nur bei diesem einen Glas bleibt).
Bevor du jetzt Milch auf dein Müsli schüttest, denn du willst ja nicht, dass es aufweicht, nimmst du das Handtuch von deinen Haaren, wringst sie kurz aus und gibst dann etwas Leave-In-Conditioner hinein. So, jetzt aber die Milch.
Mit dem Müsli und dem Saft gehst du zurück ins Schlafzimmer. Wie jeden Morgen findet der Saft seinen Platz auf dem hübsch hergerichteten Coffee-Table auf deiner Ausgabe von "How to be Parisian". Die Müsli-Schale stellst du zunächst auf dem Sofa ab. Du gehst zum Fenster und schließt es wieder.
Die folgenden Minuten werden bis heute Abend die einzige Zeit sein, in der du für dich sein wirst, ganz in Ruhe. Sie gelten dir allein. Doch ist es das, was du willst?
Sie sagen "me-time" sei so wichtig, so gut, so zen. Doch was sie dir nicht sagen, ist, dass du gar nicht allein bist, denn: Wenn es um dich herum still wird, wenn du dich auf nichts anderes konzentrieren musst, dann kommen sie. Deine Gedanken, deine Sorgen und ja, deine Ängste, die auch.
Du nimmst dir also deine Kopfhörer, setzt dich auf die Couch und isst zum Sound von Simple Plan, die dir erzählen "Es hätte doch alles so schön sein können, wäre da nicht…" dein Müsli.
Du merkst, wie dir etwas langsam den Rücken hochklettert und es beklemmend eng um deinen Hals wird. Abschütteln geht nicht, das hast du schon zu oft versucht, also musst du wohl erstmal mit den Störenfrieden leben und deine Routine fortsetzen.
Schnell, föhn' dir die Haare, bevor sie zu sehr antrocknen und du sie nicht mehr in den Griff bekommst. Das wäre zu fatal.
Jetzt noch die zweite Haut anlegen, diese Schicht, die wir "Make-up" nennen, die Fassade, hinter der du Tag für Tag all das versteckst, was sich gerade eben noch so präsent gezeigt hat, all die Unsicherheiten, die Verletzlichkeiten, die Gefühle des Nicht-Gut-Genug-Seins.
Zu Beginn etwas getönte Tagescreme – wir wollen es ja nicht übertreiben, es natürlich halten. Der Concealer, den du anschließend aufträgst, sieht aus wie eine Kriegsbemalung, aber das muss so sein, oder? Alles gut verblenden – mit Schwamm oder Pinsel hat es bei dir nie geklappt, also nimmst du dazu die Finger. Danach: Abpudern. Aus dem Spiegel starrt dich eine Person an, in deren Hautschuppen sich das Make-up gesetzt hat. Doch ändern kannst du das jetzt nicht. Also machst du weiter, indem du dir die Augenbrauen nachziehst, zu dunkel und ungleichmäßig, wie du selbst findest und dir die Wimpern mit der viel zu teuren Mascara tuschst.
Jetzt noch Rouge und Highligter, um deinem Gesicht seine Farbe und seinen Glanz zurückzugeben und du bist fertig.
Also fast. Anziehen musst du dich noch. Du stehst vor deinem Kleiderschrank mit den viel zu vielen Klamotten und weißt nicht, was davon tragbar ist.
Steht mir diese Hose? Ist der Rock zu kurz? Kann man diesen Pulli mit der Shorts und den Strumpfhosen kombinieren? Sollte ich bei meinem Gewicht bauchfrei tragen?
Die Zeit schreitet mehr und mehr voran. 10:57 Uhr, 10:58 Uhr, 10:59 Uhr. Schließlich greifst du dir einen Sweater und deine Lieblingsleggings. Hauptsache du fühlst dich wohl.
Inzwischen ist es 11:15 Uhr und du nimmst dir deine Uni-Tasche, die du bereits am Vorabend gepackt hast. Du trittst hinaus auf die Straße, atmest einmal tief durch und machst dich auf den Weg in deine 12 Uhr-Vorlesung.
7:45 Uhr. Der Wecker klingelt. Du drückst auf "schlummern". 7:53 Uhr. Erneut hörst du das schrille Läuten deines Handy-Weckers. Um kurz nach acht denkst du dir: 'Jetzt muss ich aber wirklich aufstehen.' Langsam öffnest du die Augen, erst das eine, dann das andere. Du bist noch ganz verschlafen.
Träge erhebst du dich und tapst, müde wie du bist, ins Bad: Toilette, ein paar Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht. Nun werd' doch endlich wach! Noch kannst du kaum geradeaus gucken, aber das wird schon noch. Nach dem Sport wird's dir besser gehen. Lust hast du keine, aber was soll's… Jetzt bloß nicht nachlässig werden.
Erst in die Hose schlüpfen – ein Bein und das andere –, dann in das Oberteil und es geht los: 30 Minuten intensives Workout. Gedanken schießen dir durch den Kopf.
Wie sehe ich gerade aus? Habe ich daran gedacht, die Vorhänge zuzuziehen? Kann man vielleicht dennoch meine Silhouette von draußen erkennen? Wieso hat die Person in dem Video, das ich als Vorlage benutze, permanent ein Lächeln auf den Lippen, während ich kaum zu Luft komme? Ist das normal? Bin ich normal? Müsste mir Sport nicht auch Spaß bereiten, mich bei jeder Übung zum Strahlen bringen? Okay was machst du da mit deinen Beinen, wie bekommst du die so hoch und wieso gelingt mir das nicht? Ich muss… try harder… du schaffst es… mach jetzt nicht… schlapp…
Das Workout ist vorbei, du hast es zu Ende gebracht, du hast dich gepusht. Und das ist gut, oder? Doch wieso sehe ich dann nach zwei Monaten immer noch keine Veränderungen? Setz' dich hin, du bist ja ganz außer Atem. Aber nur kurz, denn denk' dran: Lass' dich niemals gehen, Verlier' niemals die Kontrolle.
Okay, das reicht.
Du gehst zum Fenster, öffnest es. Anschließend machst du dein Bett wie jeden Tag: Ordnest die Kissen, die in der Nacht verrutscht sind, wieder richtig an, schüttest die Bettdecke auf.
So, und jetzt ab unter die Dusche, so kannst du dich ja nirgendwo blicken lassen, schau' dich doch mal an!
…
Das wäre geschafft, noch abtrocknen, Haare in ein Handtuch wickeln, oh und eincremen nicht vergessen. Kein Schritt darf übersprungen werden, sonst stürzt du, fällst ins Bodenlose, fällst und fällst immer weiter.
In einen Kimono gehüllt machst du dir dein Frühstück, Brot isst du so gut wie gar nicht mehr. Nur wenn gar keine andere Möglichkeit besteht – unterwegs oder so – oder dein Verlangen doch einmal zu groß sein sollte.
Jetzt jedenfalls bereitest du dir dein Müsli, gibst davon etwas in eine Schüssel und gießt dir Saft in ein Glas (aber, dass es auch nur bei diesem einen Glas bleibt).
Bevor du jetzt Milch auf dein Müsli schüttest, denn du willst ja nicht, dass es aufweicht, nimmst du das Handtuch von deinen Haaren, wringst sie kurz aus und gibst dann etwas Leave-In-Conditioner hinein. So, jetzt aber die Milch.
Mit dem Müsli und dem Saft gehst du zurück ins Schlafzimmer. Wie jeden Morgen findet der Saft seinen Platz auf dem hübsch hergerichteten Coffee-Table auf deiner Ausgabe von "How to be Parisian". Die Müsli-Schale stellst du zunächst auf dem Sofa ab. Du gehst zum Fenster und schließt es wieder.
Die folgenden Minuten werden bis heute Abend die einzige Zeit sein, in der du für dich sein wirst, ganz in Ruhe. Sie gelten dir allein. Doch ist es das, was du willst?
Sie sagen "me-time" sei so wichtig, so gut, so zen. Doch was sie dir nicht sagen, ist, dass du gar nicht allein bist, denn: Wenn es um dich herum still wird, wenn du dich auf nichts anderes konzentrieren musst, dann kommen sie. Deine Gedanken, deine Sorgen und ja, deine Ängste, die auch.
Du nimmst dir also deine Kopfhörer, setzt dich auf die Couch und isst zum Sound von Simple Plan, die dir erzählen "Es hätte doch alles so schön sein können, wäre da nicht…" dein Müsli.
Du merkst, wie dir etwas langsam den Rücken hochklettert und es beklemmend eng um deinen Hals wird. Abschütteln geht nicht, das hast du schon zu oft versucht, also musst du wohl erstmal mit den Störenfrieden leben und deine Routine fortsetzen.
Schnell, föhn' dir die Haare, bevor sie zu sehr antrocknen und du sie nicht mehr in den Griff bekommst. Das wäre zu fatal.
Jetzt noch die zweite Haut anlegen, diese Schicht, die wir "Make-up" nennen, die Fassade, hinter der du Tag für Tag all das versteckst, was sich gerade eben noch so präsent gezeigt hat, all die Unsicherheiten, die Verletzlichkeiten, die Gefühle des Nicht-Gut-Genug-Seins.
Zu Beginn etwas getönte Tagescreme – wir wollen es ja nicht übertreiben, es natürlich halten. Der Concealer, den du anschließend aufträgst, sieht aus wie eine Kriegsbemalung, aber das muss so sein, oder? Alles gut verblenden – mit Schwamm oder Pinsel hat es bei dir nie geklappt, also nimmst du dazu die Finger. Danach: Abpudern. Aus dem Spiegel starrt dich eine Person an, in deren Hautschuppen sich das Make-up gesetzt hat. Doch ändern kannst du das jetzt nicht. Also machst du weiter, indem du dir die Augenbrauen nachziehst, zu dunkel und ungleichmäßig, wie du selbst findest und dir die Wimpern mit der viel zu teuren Mascara tuschst.
Jetzt noch Rouge und Highligter, um deinem Gesicht seine Farbe und seinen Glanz zurückzugeben und du bist fertig.
Also fast. Anziehen musst du dich noch. Du stehst vor deinem Kleiderschrank mit den viel zu vielen Klamotten und weißt nicht, was davon tragbar ist.
Steht mir diese Hose? Ist der Rock zu kurz? Kann man diesen Pulli mit der Shorts und den Strumpfhosen kombinieren? Sollte ich bei meinem Gewicht bauchfrei tragen?
Die Zeit schreitet mehr und mehr voran. 10:57 Uhr, 10:58 Uhr, 10:59 Uhr. Schließlich greifst du dir einen Sweater und deine Lieblingsleggings. Hauptsache du fühlst dich wohl.
Inzwischen ist es 11:15 Uhr und du nimmst dir deine Uni-Tasche, die du bereits am Vorabend gepackt hast. Du trittst hinaus auf die Straße, atmest einmal tief durch und machst dich auf den Weg in deine 12 Uhr-Vorlesung.
Geburtstagsgedanken
Und wieder ist ein Jahr vergangen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Sie rast, als gäbe es kein Halten mehr. War das schon immer so? Mir kommt es so vor, als würde die Zeit immer schneller vergehen, je älter man wird, als würde sie einem regelrecht davonrennen… Wieso bloß?
Am Vorabend meines Geburtstags hatte ich die beste Gesellschaft, die ich mir hätte wünschen können. Zusammen mit M., ihrem Freund A. und K. konnte ich in einer Bar in meine 22 Jahre hineinfeiern und einfach mal loslassen und frei sein.
Zuvor haben wir uns das Fußballspiel Deutschland gegen Italien angesehen und erreichten die Bar, als dieses noch voll im Gange war. Doch als das dann nach einer gefühlten Ewigkeit und einem Sieg für Deutschland beendet war, wurde es auch in der Bar ruhiger und der Abend konnte beginnen.
M. hat sich bei der Auswahl meines Geschenks selbst übertroffen, indem sie mir einen wunderschönen Bilderrahmen mit einem Foto von uns drin schenkte, welches nun bei mir an der Wand hängt.
An meinem eigentlichen Geburtstag waren einige Leute zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Mein Vater auch. Und er ist sogar gekommen, woran ich zweifelte, als ich die E-Mail mit der Einladung versendete. Als ich jünger war musste ich schließlich meistens auf ihn verzichten an meinen Geburtstagen oder er hat mal kurz hereingeschaut. Doch dieses Mal war es anders. Er hat sich richtig Zeit genommen, war entspannt… Vielleicht hat sich bei ihm ja wirklich eine Art Schalter umgelegt und ihm ist klargeworden, dass ich seine Tochter bin und dass er nun mal nur eine hat und er sie verlieren könnte, wenn er nicht für sie da ist. Es macht mich jedenfalls ein wenig stolz, dass er sich so viel Zeit genommen hat, dass alles ganz „normal“ war, nicht etwa verkrampft, dass er sich auch mit meiner Mutter so, wie mit jedem anderen Gast, unterhalten konnte und dass er auch auf mich etwas stolz zu sein schien. Diese Dinge sollten sich eigentlich von selber verstehen, doch bei uns war das lange Zeit nicht so, deswegen freue ich mich jetzt umso mehr über den Verlauf des gestrigen Tages.
Und wieder ist ein Jahr vergangen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Sie rast, als gäbe es kein Halten mehr. War das schon immer so? Mir kommt es so vor, als würde die Zeit immer schneller vergehen, je älter man wird, als würde sie einem regelrecht davonrennen… Wieso bloß?
Am Vorabend meines Geburtstags hatte ich die beste Gesellschaft, die ich mir hätte wünschen können. Zusammen mit M., ihrem Freund A. und K. konnte ich in einer Bar in meine 22 Jahre hineinfeiern und einfach mal loslassen und frei sein.
Zuvor haben wir uns das Fußballspiel Deutschland gegen Italien angesehen und erreichten die Bar, als dieses noch voll im Gange war. Doch als das dann nach einer gefühlten Ewigkeit und einem Sieg für Deutschland beendet war, wurde es auch in der Bar ruhiger und der Abend konnte beginnen.
M. hat sich bei der Auswahl meines Geschenks selbst übertroffen, indem sie mir einen wunderschönen Bilderrahmen mit einem Foto von uns drin schenkte, welches nun bei mir an der Wand hängt.
An meinem eigentlichen Geburtstag waren einige Leute zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Mein Vater auch. Und er ist sogar gekommen, woran ich zweifelte, als ich die E-Mail mit der Einladung versendete. Als ich jünger war musste ich schließlich meistens auf ihn verzichten an meinen Geburtstagen oder er hat mal kurz hereingeschaut. Doch dieses Mal war es anders. Er hat sich richtig Zeit genommen, war entspannt… Vielleicht hat sich bei ihm ja wirklich eine Art Schalter umgelegt und ihm ist klargeworden, dass ich seine Tochter bin und dass er nun mal nur eine hat und er sie verlieren könnte, wenn er nicht für sie da ist. Es macht mich jedenfalls ein wenig stolz, dass er sich so viel Zeit genommen hat, dass alles ganz „normal“ war, nicht etwa verkrampft, dass er sich auch mit meiner Mutter so, wie mit jedem anderen Gast, unterhalten konnte und dass er auch auf mich etwas stolz zu sein schien. Diese Dinge sollten sich eigentlich von selber verstehen, doch bei uns war das lange Zeit nicht so, deswegen freue ich mich jetzt umso mehr über den Verlauf des gestrigen Tages.
Das Stundenglas
tic – toc
ich schaue auf die Uhr
10:42
10:43
10:44
tic – toc
ich schaue auf die Uhr
15:11
18:23
23:55
tic – toc
die Zeit vergeht
mal vergeht sie schnell,
mal langsam
doch wieso?
Wieso verstreichen die schönsten Momente des Lebens
diese wunderschönen Momente
wie die besten Menschen zu treffen,
mit ihnen die besten,
die tiefgründigsten Unterhaltungen zu führen,
wieso verstreichen diese Momente
nur so… schnell,
während die anderen,
die nur Augenblicke sein sollten,
nur ein Niederschlagen und Wiederöffnen des Augenlides,
so lange andauern?
Wieso ist das so?
tic – toc
ich schaue auf die Uhr
10:42
10:43
10:44
tic – toc
ich schaue auf die Uhr
15:11
18:23
23:55
tic – toc
die Zeit vergeht
mal vergeht sie schnell,
mal langsam
doch wieso?
Wieso verstreichen die schönsten Momente des Lebens
diese wunderschönen Momente
wie die besten Menschen zu treffen,
mit ihnen die besten,
die tiefgründigsten Unterhaltungen zu führen,
wieso verstreichen diese Momente
nur so… schnell,
während die anderen,
die nur Augenblicke sein sollten,
nur ein Niederschlagen und Wiederöffnen des Augenlides,
so lange andauern?
Wieso ist das so?
Der Strom
Ich fühle mich so unwirklich. Unwirklich und leer, nicht existent. Das Leben, es rauscht an mir vorbei; mal wird das Rauschen lauter, mal leiser, doch niemals erfasst mich der Strom und reißt mich mit sich. Nein, niemals – wie sollte das auch geschehen? Ich schwebe... Schwebe über dem Boden, nein dem Strom. Ich schwebe.
Manchmal, ganz manchmal, gerate ich doch in den Strom hinein; meine Zehenspitzen, meine Füße, meine Knöchel werden umhüllt von der Kühle des Wassers; es ist angenehm... Der Strom ist nun gar kein Strom mehr, sondern ein Fluss, der ruhig und gleichmäßig daher plätschert und ich lasse mich eine Weile treiben. Er wird immer ruhiger und ruhiger, kleiner und kleiner bis er schließlich in einem Bach mündet. So stehe ich nun da – bin zum Stehen gekommen – mit beiden Füßen im flachen Flussbett. Ich betrachte die Dinge um mich herum, ich schaue sie mir an, diese, unsere Welt. Doch was ich sehe, das erschreckt mich. Es liegen Wiesen voller Blumen vor mir. Ich möchte näher herangehen und sie betrachten; da erst sehe ich, dass es gar keine Blumen sind, sondern hunderte bunter Bonbonpapiere. Ich laufe durch sie hindurch, will sie aufheben, doch es sind Berge. Berge über Berge von Müll. Ich nehme ein paar der Papiere auf, eine Scherbe war darunter, ich schneide mich. Ich laufe weiter, komme zu einem Weg. Ich laufe immer weiter und weiter, denke nicht darüber nach, wohin, bis ich zu einer Weggabelung komme, an der drei Mädchen stehen.
Sie scheinen sich gut zu verstehen, scheinen Spaß zu haben, lachen miteinander, alles scheint im Einklang zu sein und ich erfreue mich des Anblicks. Ich stehe einfach nur da und beobachte diese drei Mädchen, wie sie da beisammenstehen und sich allerlei zu erzählen haben. Nun verabschiedet sich das eine Mädchen, muss gehen, doch kaum hat es sich etwas entfernt, beginnen die beiden anderen Mädchen zu tuscheln und zu kichern und auf ihre Freundin zu zeigen. Ich verstehe das nicht, kann es nicht begreifen. Was hat sich da gerade ereignet, was ist da passiert? Ich möchte eingreifen, möchte etwas sagen, doch es kommt nichts. Ich stehe da, mit offenem Mund, versuche ihnen etwas zuzurufen, doch es gelingt mir nicht. Da spüre ich den Luftzug, erst sanft und dann immer stärker. Ein Sturm zieht auf, der Himmel verdunkelt sich, die ersten Regentropfen berühren meine Haut.
Plötzlich wird mir der Boden unter den Füßen weggerissen und ich werde vom Wind davongetragen. Wieder zurück... Zurück über den Weg, auf dem ich gekommen bin, zurück über die Bonbonpapierwiese bis hin zum Fluss, der nun wieder zum reißenden Strom geworden ist. Ich streife ihn noch einmal kurz mit dem Fuß, doch dann hebe ich endgültig ab und lasse die Welt mit all ihren Facetten hinter mir zurück. Ich steige immer höher. Höher und höher, bis alles ganz klein unter mir liegt. Und doch erkenne ich es noch gut genug, um sagen zu können, dass ich da nicht dabei sein möchte. Ich bin glücklich hier in meiner eigenen kleinen Welt, in meiner Luftblase, hier habe ich alles, was ich brauche. Hier bin ich glücklich. Glücklich und zufrieden...
Ich fühle mich so unwirklich. Unwirklich und leer, nicht existent. Das Leben, es rauscht an mir vorbei; mal wird das Rauschen lauter, mal leiser, doch niemals erfasst mich der Strom und reißt mich mit sich. Nein, niemals – wie sollte das auch geschehen? Ich schwebe... Schwebe über dem Boden, nein dem Strom. Ich schwebe.
Manchmal, ganz manchmal, gerate ich doch in den Strom hinein; meine Zehenspitzen, meine Füße, meine Knöchel werden umhüllt von der Kühle des Wassers; es ist angenehm... Der Strom ist nun gar kein Strom mehr, sondern ein Fluss, der ruhig und gleichmäßig daher plätschert und ich lasse mich eine Weile treiben. Er wird immer ruhiger und ruhiger, kleiner und kleiner bis er schließlich in einem Bach mündet. So stehe ich nun da – bin zum Stehen gekommen – mit beiden Füßen im flachen Flussbett. Ich betrachte die Dinge um mich herum, ich schaue sie mir an, diese, unsere Welt. Doch was ich sehe, das erschreckt mich. Es liegen Wiesen voller Blumen vor mir. Ich möchte näher herangehen und sie betrachten; da erst sehe ich, dass es gar keine Blumen sind, sondern hunderte bunter Bonbonpapiere. Ich laufe durch sie hindurch, will sie aufheben, doch es sind Berge. Berge über Berge von Müll. Ich nehme ein paar der Papiere auf, eine Scherbe war darunter, ich schneide mich. Ich laufe weiter, komme zu einem Weg. Ich laufe immer weiter und weiter, denke nicht darüber nach, wohin, bis ich zu einer Weggabelung komme, an der drei Mädchen stehen.
Sie scheinen sich gut zu verstehen, scheinen Spaß zu haben, lachen miteinander, alles scheint im Einklang zu sein und ich erfreue mich des Anblicks. Ich stehe einfach nur da und beobachte diese drei Mädchen, wie sie da beisammenstehen und sich allerlei zu erzählen haben. Nun verabschiedet sich das eine Mädchen, muss gehen, doch kaum hat es sich etwas entfernt, beginnen die beiden anderen Mädchen zu tuscheln und zu kichern und auf ihre Freundin zu zeigen. Ich verstehe das nicht, kann es nicht begreifen. Was hat sich da gerade ereignet, was ist da passiert? Ich möchte eingreifen, möchte etwas sagen, doch es kommt nichts. Ich stehe da, mit offenem Mund, versuche ihnen etwas zuzurufen, doch es gelingt mir nicht. Da spüre ich den Luftzug, erst sanft und dann immer stärker. Ein Sturm zieht auf, der Himmel verdunkelt sich, die ersten Regentropfen berühren meine Haut.
Plötzlich wird mir der Boden unter den Füßen weggerissen und ich werde vom Wind davongetragen. Wieder zurück... Zurück über den Weg, auf dem ich gekommen bin, zurück über die Bonbonpapierwiese bis hin zum Fluss, der nun wieder zum reißenden Strom geworden ist. Ich streife ihn noch einmal kurz mit dem Fuß, doch dann hebe ich endgültig ab und lasse die Welt mit all ihren Facetten hinter mir zurück. Ich steige immer höher. Höher und höher, bis alles ganz klein unter mir liegt. Und doch erkenne ich es noch gut genug, um sagen zu können, dass ich da nicht dabei sein möchte. Ich bin glücklich hier in meiner eigenen kleinen Welt, in meiner Luftblase, hier habe ich alles, was ich brauche. Hier bin ich glücklich. Glücklich und zufrieden...
Die Stimmen
Ich bin müde. Müde dagegen, anzukämpfen. Ich bin es leid, schmeiße die Waffen. Die Stimmen in mir, sie streiten sich, wollen nicht aufhören, egal wie oft ich sie auch darum bitte. In einem Moment möchte ich noch die Welt bereisen, möchte Abenteuer erleben, möchte einem fremden Mann in einer kaum beleuchteten Ecke einen Kuss geben, doch bereits im nächsten könnte ich erschöpfter nicht sein.
Ein kluger Mensch hat mal gesagt, wir hätten nicht nur eine oder zwei Persönlichkeiten in uns, nicht nur eine oder zwei Stimmen, sondern ganz viele und jede kann etwas Anderes sagen, eine andere, ja sogar eine konträre, entgegengesetzte Meinung zu ihrer Vorgängerin haben.
Doch was bedeutet das nun? Was bedeutet das für mich als Individuum in unserer Gesellschaft? Was bedeutet es für die Gesellschaft im Allgemeinen und was für die Menschheit? Bedeutet das vielleicht, dass wir, wir Menschen in diesem Universum, endlich Frieden finden können, da wir wissen, dass es jedem einzelnen ähnlich geht und dass dies ganz normal ist?
Doch was wiederum ist normal?
Ich bin müde. Müde dagegen, anzukämpfen. Ich bin es leid, schmeiße die Waffen. Die Stimmen in mir, sie streiten sich, wollen nicht aufhören, egal wie oft ich sie auch darum bitte. In einem Moment möchte ich noch die Welt bereisen, möchte Abenteuer erleben, möchte einem fremden Mann in einer kaum beleuchteten Ecke einen Kuss geben, doch bereits im nächsten könnte ich erschöpfter nicht sein.
Ein kluger Mensch hat mal gesagt, wir hätten nicht nur eine oder zwei Persönlichkeiten in uns, nicht nur eine oder zwei Stimmen, sondern ganz viele und jede kann etwas Anderes sagen, eine andere, ja sogar eine konträre, entgegengesetzte Meinung zu ihrer Vorgängerin haben.
Doch was bedeutet das nun? Was bedeutet das für mich als Individuum in unserer Gesellschaft? Was bedeutet es für die Gesellschaft im Allgemeinen und was für die Menschheit? Bedeutet das vielleicht, dass wir, wir Menschen in diesem Universum, endlich Frieden finden können, da wir wissen, dass es jedem einzelnen ähnlich geht und dass dies ganz normal ist?
Doch was wiederum ist normal?
Die Sonne über Italien
Wenn du hereinkommst, geht die Sonne über den Bergen Italiens auf. Ich habe es gespürt, als ich dich das erste Mal sah. Es hat mich sogleich überkommen, dieses starke Gefühl... Ein Gefühl von Wärme, von Vertrauen, von Sicherheit, aber auch von
etwas Neuem und das alles, obwohl wir uns noch nie zuvor begegnet sind.
Wenn du nicht da bist, fühle ich mich sogleich leer und nutzlos, starre nur so vor mich hin, weiß nichts mit mir anzufangen, warte die ganze Zeit, dass du vielleicht doch noch zur Tür hereinkommst und hoffe, dass du es bist, wenn diese aufgeht. Doch du bist es nicht. Nicht heute und auch nicht gestern. Du bist es nie...
Und wenn du doch einmal zur Tür hereinkommen solltest, weiß ich nicht, was ich sagen, was ich dir erzählen soll. Ich möchte mit dir über so viel reden, dir so viel mitteilen, wie es im Innersten meiner Seele aussieht. Und ich möchte auch so viel von dir erfahren, möchte dich kennen lernen, Zeit mit dir verbringen. Doch alles worüber wir reden ist, welchen Kurs wir zuletzt hatten und welchen wir als nächstes haben werden. So war es seit dem ersten Augenblick und so wird es wohl auch immer sein mit dir, mit mir, mit uns…
Wenn du hereinkommst, geht die Sonne über den Bergen Italiens auf. Ich habe es gespürt, als ich dich das erste Mal sah. Es hat mich sogleich überkommen, dieses starke Gefühl... Ein Gefühl von Wärme, von Vertrauen, von Sicherheit, aber auch von
etwas Neuem und das alles, obwohl wir uns noch nie zuvor begegnet sind.
Wenn du nicht da bist, fühle ich mich sogleich leer und nutzlos, starre nur so vor mich hin, weiß nichts mit mir anzufangen, warte die ganze Zeit, dass du vielleicht doch noch zur Tür hereinkommst und hoffe, dass du es bist, wenn diese aufgeht. Doch du bist es nicht. Nicht heute und auch nicht gestern. Du bist es nie...
Und wenn du doch einmal zur Tür hereinkommen solltest, weiß ich nicht, was ich sagen, was ich dir erzählen soll. Ich möchte mit dir über so viel reden, dir so viel mitteilen, wie es im Innersten meiner Seele aussieht. Und ich möchte auch so viel von dir erfahren, möchte dich kennen lernen, Zeit mit dir verbringen. Doch alles worüber wir reden ist, welchen Kurs wir zuletzt hatten und welchen wir als nächstes haben werden. So war es seit dem ersten Augenblick und so wird es wohl auch immer sein mit dir, mit mir, mit uns…
Zwei verlorene Seelen
Verlorene Seelen, wir sind einfach nur verlorene Seelen. Schweben herum irgendwo
im Weltall, in der Galaxie.
Du und ich, wir schweben, sind schwerelos, so weit oben, über den Köpfen der
Menschen, wir schweben... Wer bin ich? Was will ich? Was will ich wirklich?
Die Antwort ist: dich.
Verlorene Seelen, wir sind einfach nur verlorene Seelen. Schweben herum irgendwo
im Weltall, in der Galaxie.
Du und ich, wir schweben, sind schwerelos, so weit oben, über den Köpfen der
Menschen, wir schweben... Wer bin ich? Was will ich? Was will ich wirklich?
Die Antwort ist: dich.