HIER findest du Prosa zum Thema "Stillstand & Veränderung".
Oberflächlichkeiten
Max zog sich sein T-Shirt über den Kopf und öffnete ungeschickt seinen Gürtel. Er versuchte sich so schnell wie möglich von seiner Kleidung zu befreien. Tilli kicherte, als Max versuchte die Jeans von seinen Knöcheln zu schütteln.
„Komm endlich ins Bett“, sagte sie.
Max und Tilli liebten sich wie zwei Teenager – wild und unbeholfen. Danach lagen sie beide schwer atmend nebeneinander im Bett. Max bedeutete Tilli sich in seinen Arm zu legen. Sie schmiegte sich an ihn und legte ein Bein über ihn.
„Wusstest du, dass ich nur mit beschnittenen Männern ins Bett gehe?“, sagte Tilli.
„Wenn ich nicht beschnitten wäre, hättest du nicht mit mir geschlafen?“, fragte Max.
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Max zog sich sein T-Shirt über den Kopf und öffnete ungeschickt seinen Gürtel. Er versuchte sich so schnell wie möglich von seiner Kleidung zu befreien. Tilli kicherte, als Max versuchte die Jeans von seinen Knöcheln zu schütteln.
„Komm endlich ins Bett“, sagte sie.
Max und Tilli liebten sich wie zwei Teenager – wild und unbeholfen. Danach lagen sie beide schwer atmend nebeneinander im Bett. Max bedeutete Tilli sich in seinen Arm zu legen. Sie schmiegte sich an ihn und legte ein Bein über ihn.
„Wusstest du, dass ich nur mit beschnittenen Männern ins Bett gehe?“, sagte Tilli.
„Wenn ich nicht beschnitten wäre, hättest du nicht mit mir geschlafen?“, fragte Max.
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Unsichtbar
Ich lege meinen Harnisch aus Spitze an und werde jemand anderes; trete aus mir selbst heraus; trete hinaus in die städtische Nachtluft. Es fröstelt mich, jedoch nicht wegen des kühlen Herbstwindes. Es ist die Aussicht auf fremde, grobe, kalte Hände, die mir einen Schauer über den Rücken jagt. Drohende, grobe, kalte Hände, die mich festhalten, an mir zerren, mich niederzwingen. Streckte sich nur eine einzige warme Hand nach mir aus, vielleicht fände ich in dieser Wärme die Kraft und den Mut, meine Ketten zu sprengen. Doch wird mir niemand eine Hand reichen. Denn bin ich kein Objekt, bin ich unsichtbar; wertlos.
Ich lege meinen Harnisch aus Spitze an und werde jemand anderes; trete aus mir selbst heraus; trete hinaus in die städtische Nachtluft. Es fröstelt mich, jedoch nicht wegen des kühlen Herbstwindes. Es ist die Aussicht auf fremde, grobe, kalte Hände, die mir einen Schauer über den Rücken jagt. Drohende, grobe, kalte Hände, die mich festhalten, an mir zerren, mich niederzwingen. Streckte sich nur eine einzige warme Hand nach mir aus, vielleicht fände ich in dieser Wärme die Kraft und den Mut, meine Ketten zu sprengen. Doch wird mir niemand eine Hand reichen. Denn bin ich kein Objekt, bin ich unsichtbar; wertlos.
L. B.
Hier ist es gerade recht still, beat auf repeat, schwarzer Himmel, schwarzes Zimmer, schwarze Farbe unter deiner Haut, verlaufen, Schminke läuft und der Kopf nickt immer im gleichen Takt. Filmmusik in einem Stück, in dem nichts passiert, Fantasie beherrscht die Realität, verdrängt morgen die Realität, füllt die Bühne. Bis nichts mehr bleibt als eine Leere, die einen blinden Schleier über die Bühne zieht, über eine Darstellung, die nie stattfand. Stillstand und der Staub legt sich, fällt leise, nur die Musik spielt immer weiter, unterstreicht ein leeres Blatt Papier, verfängt sich in Schlieren aus Watte und verhöhnt einen nicht endenden Moment. Farbe läuft das Bild herab, schwarze Farbe verschwimmt und verwischt die Szene. Helles Grau und Töne, die sich lösen und neu beginnen, beat auf repeat. Hier ist es gerade recht still.
Hier ist es gerade recht still, beat auf repeat, schwarzer Himmel, schwarzes Zimmer, schwarze Farbe unter deiner Haut, verlaufen, Schminke läuft und der Kopf nickt immer im gleichen Takt. Filmmusik in einem Stück, in dem nichts passiert, Fantasie beherrscht die Realität, verdrängt morgen die Realität, füllt die Bühne. Bis nichts mehr bleibt als eine Leere, die einen blinden Schleier über die Bühne zieht, über eine Darstellung, die nie stattfand. Stillstand und der Staub legt sich, fällt leise, nur die Musik spielt immer weiter, unterstreicht ein leeres Blatt Papier, verfängt sich in Schlieren aus Watte und verhöhnt einen nicht endenden Moment. Farbe läuft das Bild herab, schwarze Farbe verschwimmt und verwischt die Szene. Helles Grau und Töne, die sich lösen und neu beginnen, beat auf repeat. Hier ist es gerade recht still.
Brand und Scherben
Du sprichst zu viel und sagst zu wenig. Du redest zu viel und meinst zu wenig. Du gelobst, versprichst und schwörst viel zu viel und hälst zu wenig. Es klingt so gut für den Moment, denn genau dann fühlt’s sich richtig an. Authentisch ist’s für den Moment, dann bist du das Wort, was du grad nennst. Denn mit Vorsatz tust du’s nicht. Mit Vorsatz nämlich vergisst du nicht. Es passiert dir einfach so.
Dann ist der Moment vorbei und so viel mehr stürmt auf dich ein! Nahtlos aneinander reih’n sich Moment, Moment und Sein. Dann gibt’s kein morgen und kein gestern, nur noch heut und endlich lässt dann der neue Mensch, der grad im Licht sitzt, hören, worauf du erpicht bist. Geschichten. Und schon hast du ganz vergessen, wer zuvor dein Wort erhielt.
Für dich mag es kein gestern geben, es gibt nur ‚jetzt‘, vielleicht ein ‚eben‘. Doch ansichtig wirst du irgendwann dessen, der’s nicht kann. Ich mein: Vergessen. Für den Moment blickst du bestürzt, ärgerst dich, so dass du das Kopfchaos mit Schlägen würzt, doch dann kommt sie erneut in Gang. Die Druckerei, die Wörterpresse, dann wählst du aus der großen Masse nur geschliffne Diamanten, zierst das Wort mit vielen Wörtern, weißt pro und contra zu erörtern, weißt dir Schonung zu gewähr’n, versuchst galant, das aufzukehr’n, was wächst und wächst, dich weiter presst: Dein Scherbenhaufen.
So viel kannst du entschuldigen, so oft dem Satzbau huldigen, bis man abwinkt: Schon vergessen. Der Krug war nicht so groß. Zerbrechen tut doch alle Näse was. Doch bei dir zerbricht so viel, stets aufs Neue spielst du dasselbe Spiel:
Moment, Genuss, Moment, Vergessen.
Genuss, Moment, Genuss, Vergessen.
Und immer wieder die Erinn’rung dessen, der nicht vergisst, weil er’s nicht kann. Ein Mensch, er ist Erinnerung, lebt fort bis in die Dämmerung, bis keiner lebt, ihn zu beschreiben, kein Zeugnis spricht von seinem Treiben.
DU verdrängst den Scherbenhaufen. Verschließt die Tür, musst weiter laufen, hinein ins nächste Abenteuer, ins Versprechen. Und das Feuer, es schwelgt auf deinem Scherbenhaufen und irgendwann wirst du ersaufen, dann hol’n dich all die Dinge ein, die du vergisst und gern versprichst, was du sein nicht willst und dennoch bist. Irgendwann kommt der Moment, wenn die Flucht nach vorne scheitert, das Feuer auf den Fluchtweg eifert, du auf den Scherben rennst und fällst, dich schneidest und dich niemand hält.
Und dann wirst du Jahre brauchen, bis du aus den Feuertaufen neu geboren bist und lebst mit Erinnerung wie jeder Mensch. Viel wirst du noch immer reden, aber mehr als vorher sagen. Vielleicht mehr Neins als Jas dann wagen. Schneller kehren, nicht verdrängen und einstmals den wahrlich strengen Anforderungen an einen Menschen, im Wort nicht, in der Tat jedoch genügen. Wäre uns doch nur zu eigen, statt nur zu reden, nur zu schweigen.
Du sprichst zu viel und sagst zu wenig. Du redest zu viel und meinst zu wenig. Du gelobst, versprichst und schwörst viel zu viel und hälst zu wenig. Es klingt so gut für den Moment, denn genau dann fühlt’s sich richtig an. Authentisch ist’s für den Moment, dann bist du das Wort, was du grad nennst. Denn mit Vorsatz tust du’s nicht. Mit Vorsatz nämlich vergisst du nicht. Es passiert dir einfach so.
Dann ist der Moment vorbei und so viel mehr stürmt auf dich ein! Nahtlos aneinander reih’n sich Moment, Moment und Sein. Dann gibt’s kein morgen und kein gestern, nur noch heut und endlich lässt dann der neue Mensch, der grad im Licht sitzt, hören, worauf du erpicht bist. Geschichten. Und schon hast du ganz vergessen, wer zuvor dein Wort erhielt.
Für dich mag es kein gestern geben, es gibt nur ‚jetzt‘, vielleicht ein ‚eben‘. Doch ansichtig wirst du irgendwann dessen, der’s nicht kann. Ich mein: Vergessen. Für den Moment blickst du bestürzt, ärgerst dich, so dass du das Kopfchaos mit Schlägen würzt, doch dann kommt sie erneut in Gang. Die Druckerei, die Wörterpresse, dann wählst du aus der großen Masse nur geschliffne Diamanten, zierst das Wort mit vielen Wörtern, weißt pro und contra zu erörtern, weißt dir Schonung zu gewähr’n, versuchst galant, das aufzukehr’n, was wächst und wächst, dich weiter presst: Dein Scherbenhaufen.
So viel kannst du entschuldigen, so oft dem Satzbau huldigen, bis man abwinkt: Schon vergessen. Der Krug war nicht so groß. Zerbrechen tut doch alle Näse was. Doch bei dir zerbricht so viel, stets aufs Neue spielst du dasselbe Spiel:
Moment, Genuss, Moment, Vergessen.
Genuss, Moment, Genuss, Vergessen.
Und immer wieder die Erinn’rung dessen, der nicht vergisst, weil er’s nicht kann. Ein Mensch, er ist Erinnerung, lebt fort bis in die Dämmerung, bis keiner lebt, ihn zu beschreiben, kein Zeugnis spricht von seinem Treiben.
DU verdrängst den Scherbenhaufen. Verschließt die Tür, musst weiter laufen, hinein ins nächste Abenteuer, ins Versprechen. Und das Feuer, es schwelgt auf deinem Scherbenhaufen und irgendwann wirst du ersaufen, dann hol’n dich all die Dinge ein, die du vergisst und gern versprichst, was du sein nicht willst und dennoch bist. Irgendwann kommt der Moment, wenn die Flucht nach vorne scheitert, das Feuer auf den Fluchtweg eifert, du auf den Scherben rennst und fällst, dich schneidest und dich niemand hält.
Und dann wirst du Jahre brauchen, bis du aus den Feuertaufen neu geboren bist und lebst mit Erinnerung wie jeder Mensch. Viel wirst du noch immer reden, aber mehr als vorher sagen. Vielleicht mehr Neins als Jas dann wagen. Schneller kehren, nicht verdrängen und einstmals den wahrlich strengen Anforderungen an einen Menschen, im Wort nicht, in der Tat jedoch genügen. Wäre uns doch nur zu eigen, statt nur zu reden, nur zu schweigen.
Katzenschau
Zwischen zwei Ländern steht ein Wagen. Ein Vater nimmt seinen Sohn mit auf einen Hügel aus Hitze, aus Rot und Sand. Und da oben ist nichts zu sehen. Nur zähes, drahtiges Kraut ist büschelweise um den Parkplatz eines verlassenen Großhandels oder Baumarkts zu sehen. Zwischen den Füßen auf dem Berg erinnern Fetzen einer blauen Plastiktüte an eine gehisste Fahne. So wie die Sonne sich senkt, blutet Farbe ins Land, angenehmer für die Augen, eine blaue Tinte an den Schneiden einer Starkstromtrasse. Es summt. Und keiner sagt was. Der Berg ist unbetreten, unzerlaufen im Einbruch von Abendpastell und Zeit. Wenig erinnert an Menschen. Erinnerung ist Gefühl. Eine Wespe versteckt sich im Boden.
Zwischen zwei Ländern steht ein Wagen. Ein Vater nimmt seinen Sohn mit auf einen Hügel aus Hitze, aus Rot und Sand. Und da oben ist nichts zu sehen. Nur zähes, drahtiges Kraut ist büschelweise um den Parkplatz eines verlassenen Großhandels oder Baumarkts zu sehen. Zwischen den Füßen auf dem Berg erinnern Fetzen einer blauen Plastiktüte an eine gehisste Fahne. So wie die Sonne sich senkt, blutet Farbe ins Land, angenehmer für die Augen, eine blaue Tinte an den Schneiden einer Starkstromtrasse. Es summt. Und keiner sagt was. Der Berg ist unbetreten, unzerlaufen im Einbruch von Abendpastell und Zeit. Wenig erinnert an Menschen. Erinnerung ist Gefühl. Eine Wespe versteckt sich im Boden.
Der Gemüsehändler
Als gerade an Iwans Gemüsestand nichts los war, nahm er sein Buch, strich über den Einband und schlug es auf. Er begann zu lesen, doch nach wenigen Seiten wurde er von einer Kundin gestört.
„Sie lesen Effi Briest?,“ fragte eine junge Frau lächelnd und nahm ihre Sonnenbrille ab. Sie trug einen großen Strohhut und ein Sommerkleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte.
„Ehm, äh ja,“ sagte Iwan, schlug das Buch zu und stand auf.
„Und gefällt es ihnen?“
„Ich, ich hab gerade erst angefangen... Bin mir noch nicht sicher.“
„Ich mag es sehr. Ich finde, es hat durchaus etwas Romantisches.“
„Ja, äh, das hat es wohl,“ sagte Iwan etwas verlegen.
„Lesen Sie gerne?“
„Jeden Sonntag,“ sagte Iwan, „Unter der Woche habe ich keine Zeit.“
Sein Gegenüber lächelte.
„Lesen Sie gerne?,“ beeilte sich Iwan hinzuzufügen.
„Ja, an meinen freien Tagen,“ sagte sie.
Iwan wollte sie gerne nach ihrem Namen fragen, doch er hatte Angst, es wäre unangebracht. Also fragte er sie nicht.
Die junge Frau kaufte einen Kilo Kartoffeln und 250 Gramm Möhren und erzählte, dass sie daraus heute einen Gratin machen würde. Dann verließ sie den Gemüsestand, und Iwan schaute ihr nach.
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Als gerade an Iwans Gemüsestand nichts los war, nahm er sein Buch, strich über den Einband und schlug es auf. Er begann zu lesen, doch nach wenigen Seiten wurde er von einer Kundin gestört.
„Sie lesen Effi Briest?,“ fragte eine junge Frau lächelnd und nahm ihre Sonnenbrille ab. Sie trug einen großen Strohhut und ein Sommerkleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte.
„Ehm, äh ja,“ sagte Iwan, schlug das Buch zu und stand auf.
„Und gefällt es ihnen?“
„Ich, ich hab gerade erst angefangen... Bin mir noch nicht sicher.“
„Ich mag es sehr. Ich finde, es hat durchaus etwas Romantisches.“
„Ja, äh, das hat es wohl,“ sagte Iwan etwas verlegen.
„Lesen Sie gerne?“
„Jeden Sonntag,“ sagte Iwan, „Unter der Woche habe ich keine Zeit.“
Sein Gegenüber lächelte.
„Lesen Sie gerne?,“ beeilte sich Iwan hinzuzufügen.
„Ja, an meinen freien Tagen,“ sagte sie.
Iwan wollte sie gerne nach ihrem Namen fragen, doch er hatte Angst, es wäre unangebracht. Also fragte er sie nicht.
Die junge Frau kaufte einen Kilo Kartoffeln und 250 Gramm Möhren und erzählte, dass sie daraus heute einen Gratin machen würde. Dann verließ sie den Gemüsestand, und Iwan schaute ihr nach.
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