Oberflächlichkeiten
Max zog sich sein T-Shirt über den Kopf und öffnete ungeschickt seinen Gürtel. Er versuchte sich so schnell wie möglich von seiner Kleidung zu befreien. Tilli kicherte, als Max versuchte die Jeans von seinen Knöcheln zu schütteln.
„Komm endlich ins Bett“, sagte sie.
Max und Tilli liebten sich wie zwei Teenager – wild und unbeholfen. Danach lagen sie beide schwer atmend nebeneinander im Bett. Max bedeutete Tilli sich in seinen Arm zu legen. Sie schmiegte sich an ihn und legte ein Bein über ihn.
„Wusstest du, dass ich nur mit beschnittenen Männern ins Bett gehe?“, sagte Tilli.
„Wenn ich nicht beschnitten wäre, hättest du nicht mit mir geschlafen?“, fragte Max.
„Ja“, sagte Tilli kichernd.
„Wieso? Du bist doch evangelisch.“
„Einfach so“, sie zuckte die Achseln, dann legte sie ihren Kopf auf seine Brust.
Max verbrachte die Nacht bei Tilli. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück fuhr er nach Hause und duschte ausführlich.
Am Abend kam seine Freundin Helena von einer Geschäftsreise wieder. Sie hatte einen Klienten zu einem wichtigen Termin nach Berlin begleitet. Als Helena herein kam, saß Max vor dem Fernseher.
Sie beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen Kuss.
„Ich bin total fertig, Schatz. Ich spring' schnell unter die Dusche und dann geh ich direkt ins Bett“, sagte sie.
„Wie war es in Berlin?“, fragte Max.
„Gut. Besser hätte es nicht laufen können. George beweist echtes Potenzial und das wurde auch wertgeschätzt. Na ja, so viel Wertschätzung wie man in der Musik-Branche eben bekommt. Auf jeden Fall hat George fantastische Chancen ganz groß raus zu kommen“, während sie sprach, verließ Helena das Wohnzimmer. Max verfolgte weiter das Fernsehprogramm.
Erst als Helena schon schlief, legte Max sich zu ihr. Er betrachtete ihr Gesicht. Sie war wirklich vollkommen. Ihre Haut war rein und ebenmäßig und ihr Körper wohlgeformt. Max war gerade so groß wie sie. Wenn Helena hohe Schuhe trug – was sie sehr gerne tat – war er kleiner, und das mochte Max gar nicht.
„Da bleibe ich lieber zu Hause als so mit dir raus zu gehen“, sagte er dann.
Helena machte es nichts aus, wenn Max ein Paar Zentimeter kleiner war. Sie war eine selbstbewusste Frau. Da beide sehr stur waren, blieb Max zu Hause und Helena trug ihre hohen Schuhe.
Max schmiedete schon seit Längerem den Plan, seine Freundin für Tilli zu verlassen. Es war nicht so, dass er Helena nicht verehrte. Natürlich verehrte er die schöne Helena. Jeder tat das. Das Problem war ein anderes.
„Sie ist so oberflächlich,“ hatte er einmal zu Tilli gesagt, „Du bist ganz anders.“
Tilli war tatsächlich anders als Helena. Sie war kleiner und ihre Haut war lange nicht so rein wie Helenas. Tillis Gesicht war blass und die Haut um ihre Nase gerötet. Sie war keine Karrierefrau. Tilli hatte einen ganz normalen Job in einer ganz normalen Drogerie.
Je länger Max sein Doppelleben führte, desto unbehaglicher fühlte er sich in seiner Haut. Er war kein Don Juan und erst recht kein Jongleur. Er wusste, dass seine Affäre nicht lange unbemerkt bleiben würde und er bald handeln musste, bevor Helena es herausfand. Außerdem quälte ihn sein schlechtes Gewissen und er fühlte sich schuldig, weil er untreu war.
Nachts konnte er kaum noch schlafen, und in dieser schlaflosen Nächte fällte er eine Entscheidung.
Am nächsten Tag fuhr er nach der Arbeit im Büro zu Tilli. Er hatte Blumen dabei und als sie ihm die Tür öffnete, kniete er vor ihr nieder: „Ich werde Helena für dich verlassen! Dann können wir endlich zusammen sein. Keine Geheimnistuerei mehr.“
Tillis Reaktion war nicht ganz, das was Max sich erhofft hatte. Sie atmete tief ein und sagte dann: „Damit habe ich jetzt nicht gerechnet.“
Max' Lächeln verrutschte etwas: „Freust du dich nicht? Willst du nicht mit mir zusammen sein?“
„Doch, ich will mit dir zusammen sein ... “ sie zögerte, „ Aber nicht so.“
„Wie? Nicht so?“
„Ich fand es eigentlich ganz gut wie es zwischen uns lief“, sagte Tilli.
Max erhob sich vom Boden: „Aber ich hab’ gedacht wir lieben uns.“
„Ja, aber doch nicht so ... “
Max verstand die Welt nicht mehr: „Wieso willst du nicht mit mir zusammen sein? Richtig zusammen sein. Nicht nur Zeit miteinander verbringen.“
„Na ja“, sagte Tilli mit Unbehagen, „Meine Eltern erwarten, dass ich einen Christen heirate.“
„Ich hab’ gedacht du schläfst nur mit beschnittenen Männern?“, fragte Max entsetzt.
„Jaaah, doch nur bis ich verheiratet bin.“
Max fiel die Kinnlade herunter. Er konnte nicht glauben, dass er ihretwegen seine schöne Helena verlassen wollte. Er schmiss die Blumen auf den Boden.
„Mach es gut, Tilli.“
Als er den Hausflur entlang ging, rief Tilli ihm hinterher.
Max drehte sich um.
„Tut mir leid, dass wir nicht zusammen sein können, weil du Jude bist,“ rief sie ihm hinterher.
Nach seiner Demütigung bei Tilli, musste er sich wirklich beeilen, denn zu Hause hatte er eine Nachricht hinterlassen, die Helena lesen würde, wenn sie gleich nach Hause kam.
Max nahm die Beine in die Hand und rannte wie ein Wahnsinniger durch die Straßen. An dem Haus angekommen, fingerte er den Haustürschlüssel aus der Hosentasche. Seine Hände zitterten als er das Schloss öffnete. Er eilte die Treppen hoch in den dritten Stock.
Als er die Wohnung betrat, musste er verzweifelt feststellen, dass er zu spät war. Helena saß am Esstisch und starrte auf Max' Brief.
„Es tut mir leid. Das was da steht, ist nicht so gemeint. Ich liebe dich“, winselte er.
„Hier steht, dass du mich verlassen willst für eine Frau namens Tilli.“
„Das war nur ein kleiner Scherz. April April.“
„Es ist Mai.“
„Es tut mir leid. Wirklich!“ Max kroch ihr zu Füßen.
„Ich kann es nicht glauben. Du kleiner Wicht, hast mich doch tatsächlich mit einer Drogistin betrogen! Und jetzt kommst du wieder angekrochen? War wohl doch nicht die große Liebe zwischen euch beiden?“
„Nein, so ist es nicht. Mir ist klar geworden, dass ich nur dich liebe.“
Helena lachte. Ihr Lachen verhieß eine Mischung aus Ungläubigkeit und Verachtung.
„Bitte, verzeih mir“, flehte Max.
Helena erwiderte zunächst nichts, dann sagte sie kühl: „Okay.“
„Okay? Okay, was?“
„Es ist okay, dass du mit der kleinen Drogistin geschlafen hast,“ sagte Helena.
Zuerst war Max verwirrt, doch er spürte schnell, dass etwas nicht stimmte. Seine Freundin erhob sich vom Tisch, nahm ihre Handtasche und ging zur Wohnungstür. Dort drehte sie sich nochmal um: „Ich hab übrigens mit George geschlafen.“
Mit diesen Worten verließ Helena die Wohnung und ließ Max mit offenem Mund zurück.
Max zog sich sein T-Shirt über den Kopf und öffnete ungeschickt seinen Gürtel. Er versuchte sich so schnell wie möglich von seiner Kleidung zu befreien. Tilli kicherte, als Max versuchte die Jeans von seinen Knöcheln zu schütteln.
„Komm endlich ins Bett“, sagte sie.
Max und Tilli liebten sich wie zwei Teenager – wild und unbeholfen. Danach lagen sie beide schwer atmend nebeneinander im Bett. Max bedeutete Tilli sich in seinen Arm zu legen. Sie schmiegte sich an ihn und legte ein Bein über ihn.
„Wusstest du, dass ich nur mit beschnittenen Männern ins Bett gehe?“, sagte Tilli.
„Wenn ich nicht beschnitten wäre, hättest du nicht mit mir geschlafen?“, fragte Max.
„Ja“, sagte Tilli kichernd.
„Wieso? Du bist doch evangelisch.“
„Einfach so“, sie zuckte die Achseln, dann legte sie ihren Kopf auf seine Brust.
Max verbrachte die Nacht bei Tilli. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück fuhr er nach Hause und duschte ausführlich.
Am Abend kam seine Freundin Helena von einer Geschäftsreise wieder. Sie hatte einen Klienten zu einem wichtigen Termin nach Berlin begleitet. Als Helena herein kam, saß Max vor dem Fernseher.
Sie beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen Kuss.
„Ich bin total fertig, Schatz. Ich spring' schnell unter die Dusche und dann geh ich direkt ins Bett“, sagte sie.
„Wie war es in Berlin?“, fragte Max.
„Gut. Besser hätte es nicht laufen können. George beweist echtes Potenzial und das wurde auch wertgeschätzt. Na ja, so viel Wertschätzung wie man in der Musik-Branche eben bekommt. Auf jeden Fall hat George fantastische Chancen ganz groß raus zu kommen“, während sie sprach, verließ Helena das Wohnzimmer. Max verfolgte weiter das Fernsehprogramm.
Erst als Helena schon schlief, legte Max sich zu ihr. Er betrachtete ihr Gesicht. Sie war wirklich vollkommen. Ihre Haut war rein und ebenmäßig und ihr Körper wohlgeformt. Max war gerade so groß wie sie. Wenn Helena hohe Schuhe trug – was sie sehr gerne tat – war er kleiner, und das mochte Max gar nicht.
„Da bleibe ich lieber zu Hause als so mit dir raus zu gehen“, sagte er dann.
Helena machte es nichts aus, wenn Max ein Paar Zentimeter kleiner war. Sie war eine selbstbewusste Frau. Da beide sehr stur waren, blieb Max zu Hause und Helena trug ihre hohen Schuhe.
Max schmiedete schon seit Längerem den Plan, seine Freundin für Tilli zu verlassen. Es war nicht so, dass er Helena nicht verehrte. Natürlich verehrte er die schöne Helena. Jeder tat das. Das Problem war ein anderes.
„Sie ist so oberflächlich,“ hatte er einmal zu Tilli gesagt, „Du bist ganz anders.“
Tilli war tatsächlich anders als Helena. Sie war kleiner und ihre Haut war lange nicht so rein wie Helenas. Tillis Gesicht war blass und die Haut um ihre Nase gerötet. Sie war keine Karrierefrau. Tilli hatte einen ganz normalen Job in einer ganz normalen Drogerie.
Je länger Max sein Doppelleben führte, desto unbehaglicher fühlte er sich in seiner Haut. Er war kein Don Juan und erst recht kein Jongleur. Er wusste, dass seine Affäre nicht lange unbemerkt bleiben würde und er bald handeln musste, bevor Helena es herausfand. Außerdem quälte ihn sein schlechtes Gewissen und er fühlte sich schuldig, weil er untreu war.
Nachts konnte er kaum noch schlafen, und in dieser schlaflosen Nächte fällte er eine Entscheidung.
Am nächsten Tag fuhr er nach der Arbeit im Büro zu Tilli. Er hatte Blumen dabei und als sie ihm die Tür öffnete, kniete er vor ihr nieder: „Ich werde Helena für dich verlassen! Dann können wir endlich zusammen sein. Keine Geheimnistuerei mehr.“
Tillis Reaktion war nicht ganz, das was Max sich erhofft hatte. Sie atmete tief ein und sagte dann: „Damit habe ich jetzt nicht gerechnet.“
Max' Lächeln verrutschte etwas: „Freust du dich nicht? Willst du nicht mit mir zusammen sein?“
„Doch, ich will mit dir zusammen sein ... “ sie zögerte, „ Aber nicht so.“
„Wie? Nicht so?“
„Ich fand es eigentlich ganz gut wie es zwischen uns lief“, sagte Tilli.
Max erhob sich vom Boden: „Aber ich hab’ gedacht wir lieben uns.“
„Ja, aber doch nicht so ... “
Max verstand die Welt nicht mehr: „Wieso willst du nicht mit mir zusammen sein? Richtig zusammen sein. Nicht nur Zeit miteinander verbringen.“
„Na ja“, sagte Tilli mit Unbehagen, „Meine Eltern erwarten, dass ich einen Christen heirate.“
„Ich hab’ gedacht du schläfst nur mit beschnittenen Männern?“, fragte Max entsetzt.
„Jaaah, doch nur bis ich verheiratet bin.“
Max fiel die Kinnlade herunter. Er konnte nicht glauben, dass er ihretwegen seine schöne Helena verlassen wollte. Er schmiss die Blumen auf den Boden.
„Mach es gut, Tilli.“
Als er den Hausflur entlang ging, rief Tilli ihm hinterher.
Max drehte sich um.
„Tut mir leid, dass wir nicht zusammen sein können, weil du Jude bist,“ rief sie ihm hinterher.
Nach seiner Demütigung bei Tilli, musste er sich wirklich beeilen, denn zu Hause hatte er eine Nachricht hinterlassen, die Helena lesen würde, wenn sie gleich nach Hause kam.
Max nahm die Beine in die Hand und rannte wie ein Wahnsinniger durch die Straßen. An dem Haus angekommen, fingerte er den Haustürschlüssel aus der Hosentasche. Seine Hände zitterten als er das Schloss öffnete. Er eilte die Treppen hoch in den dritten Stock.
Als er die Wohnung betrat, musste er verzweifelt feststellen, dass er zu spät war. Helena saß am Esstisch und starrte auf Max' Brief.
„Es tut mir leid. Das was da steht, ist nicht so gemeint. Ich liebe dich“, winselte er.
„Hier steht, dass du mich verlassen willst für eine Frau namens Tilli.“
„Das war nur ein kleiner Scherz. April April.“
„Es ist Mai.“
„Es tut mir leid. Wirklich!“ Max kroch ihr zu Füßen.
„Ich kann es nicht glauben. Du kleiner Wicht, hast mich doch tatsächlich mit einer Drogistin betrogen! Und jetzt kommst du wieder angekrochen? War wohl doch nicht die große Liebe zwischen euch beiden?“
„Nein, so ist es nicht. Mir ist klar geworden, dass ich nur dich liebe.“
Helena lachte. Ihr Lachen verhieß eine Mischung aus Ungläubigkeit und Verachtung.
„Bitte, verzeih mir“, flehte Max.
Helena erwiderte zunächst nichts, dann sagte sie kühl: „Okay.“
„Okay? Okay, was?“
„Es ist okay, dass du mit der kleinen Drogistin geschlafen hast,“ sagte Helena.
Zuerst war Max verwirrt, doch er spürte schnell, dass etwas nicht stimmte. Seine Freundin erhob sich vom Tisch, nahm ihre Handtasche und ging zur Wohnungstür. Dort drehte sie sich nochmal um: „Ich hab übrigens mit George geschlafen.“
Mit diesen Worten verließ Helena die Wohnung und ließ Max mit offenem Mund zurück.