In dieser Ausgabe widmen wir uns einer Thematik, mit der wir alle jeden Tag zu tun haben; einem Gegenstand, der so banal und unliebsam scheint, dass er zu selten in unserem Bewusstsein präsent ist. Doch Müll ist mehr als bloßer Abfall. Müll kann in großen Mengen zum Problem werden. Müll besteht aus den Ausrangierten Aspekten des Lebens eines Menschen und kann insofern sehr Aussagekräftig sein. Und Wer entscheidet eigentlich, was Müll ist und was nicht? Wir wünschen viel Freude beim Lesen der verschriftlichten Gedanken und Assoziationen, die bei unseren Autor*innen aufgekommen sind.
So wie ich geworfen wurde
bin ich gefallen und
liegen geblieben
ein Wind hat mich versteckt
vor Füßen bin ich sicher
jetzt lauer ich auf nichts
als das Zerfasern und
Zersplittern meiner Teile
zu Pastellstaub Nebelkörnern
Aufkleber faulen zuerst
dann kommt der Wind mich holen
bin ich gefallen und
liegen geblieben
ein Wind hat mich versteckt
vor Füßen bin ich sicher
jetzt lauer ich auf nichts
als das Zerfasern und
Zersplittern meiner Teile
zu Pastellstaub Nebelkörnern
Aufkleber faulen zuerst
dann kommt der Wind mich holen
Wer bin ich?
Student, sagst du auf englisch.
Was studier' ich?
Du siehst nach.
Ich mag wie Deine Haarfarbe rauswächst. Das dunkle, das helle. Ich will mir die Haare schwarz färben.
Ich höre nicht zu.
Ich behaupte, ich bin ein visual learner.
Ich denke an mein neues Zimmer, als ich mir das Bild auf der Zigarettenpackung ansehe.
Du magst Konfrontation nicht. Dinge sind nicht schwer, wenn sie nicht groß sind. Je größer, desto alleiner. Auf langen Reisen zu zweit im Cockpit.
Bis dann.
Machs gut.
Student, sagst du auf englisch.
Was studier' ich?
Du siehst nach.
Ich mag wie Deine Haarfarbe rauswächst. Das dunkle, das helle. Ich will mir die Haare schwarz färben.
Ich höre nicht zu.
Ich behaupte, ich bin ein visual learner.
Ich denke an mein neues Zimmer, als ich mir das Bild auf der Zigarettenpackung ansehe.
Du magst Konfrontation nicht. Dinge sind nicht schwer, wenn sie nicht groß sind. Je größer, desto alleiner. Auf langen Reisen zu zweit im Cockpit.
Bis dann.
Machs gut.
Das Thema heißt ‚Müll‘
Ich mache eine Banane auf. Ich esse die Frucht.
Die Schale bleibt übrig.
Müll.
Ich mache einen Joghurt auf. Ich esse das Milchprodukt.
Der Becher bleibt übrig.
Müll.
Ich mache den Mund auf. Das Essen kommt rein.
Scheiße bleibt übrig.
Müll.
Ich mache den Mund zu. Ungesagtes bleibt drin.
Leere Wort bleiben übrig.
Müll.
Ich schlage das Notizbuch auf. Ich schreibe Ungesagtes rein.
Beschriebenes Papier bleibt übrig.
Müll.
Ich schlage nie wieder meine Augen auf. Alle weinen.
Und etwas bleibt übrig.
Müll?
Ich mache eine Banane auf. Ich esse die Frucht.
Die Schale bleibt übrig.
Müll.
Ich mache einen Joghurt auf. Ich esse das Milchprodukt.
Der Becher bleibt übrig.
Müll.
Ich mache den Mund auf. Das Essen kommt rein.
Scheiße bleibt übrig.
Müll.
Ich mache den Mund zu. Ungesagtes bleibt drin.
Leere Wort bleiben übrig.
Müll.
Ich schlage das Notizbuch auf. Ich schreibe Ungesagtes rein.
Beschriebenes Papier bleibt übrig.
Müll.
Ich schlage nie wieder meine Augen auf. Alle weinen.
Und etwas bleibt übrig.
Müll?
Trash, Trash, Trash
Ihre Knie sind noch ganz blutig, aber niemanden interessiert das. Euretwegen sind ihre Knie aufgeschlagen, verwundet und mit ihrem eigenen Blut beschmiert. Irgendwie hatte sie sich die Schule anders vorgestellt, als sie noch im Kindergarten war. Warum sind alle auf einmal von super nett auf super gemein umgestiegen? Und warum war nur sie das Ziel? Was genau hatte sie denn getan, dass diese Leute sie so sehr hassten? Sie wünschte, sie wäre Harry Potter und hätte das Tagebuch in der Hand. Dann könnte sie ihre Fragen reinschreiben und vom Lord höchstpersönlich eine Antwort bekommen. Vielleicht würde sie dann am Ende sterben, weil niemand zu ihrer Rettung kommen würde. Kein Ron, kein Dumbledore, kein Phönix. Aber wen interessiert das schon.
Diese Woche sollten sie im Englischunterricht einen kurzen Text über jemand anderen in der Klasse verfassen. Sie hatte erst keine Ahnung wen sie nehmen sollte. Also wählte sie einfach das andere leise Mädchen aus, das nie etwas sagte. Auch wenn sie eigentlich nichts über die Stille wusste, konnte sie in ihren Augen sehen, wie unangenehm ihr viele Dinge, die in der Klasse passierten, waren. Und zumindest schubst sie niemanden durch die Gänge oder lachte wenn man auf die Knie fällt. Direkt auf Glasscherben, die wie durch Zufall, genau dort zerbrochen waren. Das bisschen Anstand hatte sie. Aber so etwas konnte sie natürlich nicht in den blöden Aufsatz schreiben. Also sagt sie stattdessen, „this person seems nice“ und „she has long, brown hair“. Hin und wieder bricht ihre Stimme zusammen. Das passiert immer, wenn ihr jemand mal wieder in der Pause die Wasserflasche beim Trinken aus der Hand schlägt und sie den Rest des Tages ohne Getränk bewältigen muss. Ihr Hals fühlt sich an, als würde sie eine Holzfigur mit Sandpapier schleifen, aber nie zu einem glatten Ergebnis kommen.
Sie versucht weiter vorzulesen und sich nicht durch die lauter werdenden Kommentare verwirren zu lassen, aber jeder erreicht einmal den Punkt, an dem der Hals anfängt wehzutun und das Gesicht ganz heiß und rot wird, nur weil man vor Volltrotteln nicht weinen möchte. „She sits in the back and doesn‘t talk a lot“, sagt sie und beendet das Match zwischen Vorlesen und Bloß-Nicht-Anfangen-Zu-Heulen. Jemand von den Idioten errät wer es ist und sie ist endlich erlöst. Sie hofft nur, niemand hat sie zum Beschreiben ausgewählt.
Dann meldet sich das eine Mädchen. Das eine Mädchen, das jeder kennt. Ihr Aussehen ist relativ egal, aber ihr Charakter ist immer der gleiche. Sie ist diejenige, die andere dazu anstiftet zu verletzen. Ihre Aufgabe ist es, von sich selbst abzulenken, ihre eigenen Schwächen durch die sichtbaren Schwächen der anderen zu übertünchen. Und verbaler Kotspender: wenn du das liest, dann fick dich. Sie versucht ihre Beliebtheit aufrecht zu erhalten, denn nichts anderes bleibt ansonsten von der Popularitäts-Fassade übrig.
Miss-tiefgründig-wie-eine-Pfütze steht also auch noch extra auf und beginnt ihren wahrscheinlich meilenweit an der Aufgabe vorbeiziehenden Text vorzulesen: „this person is absolute trash“, sagt sie und guckt in eine ganz bestimmte Richtung. „You know like trash as in plastic bags with food in it and trash like things you don‘t want anymore and trash like her style“, die Klasse lacht gehässig über diese unnötige Aussage, „and trash as in the personi...personification of this person“ sagt sie und setzt sich wieder hin.
Jemand ruft ihren Namen in die Runde und alle starren sie an. „Trash, trash, trash“ rufen sie immer wieder und so geht es den Rest der Schulzeit für das Mädchen weiter. Bis sie eines Tages zurückschlägt. Und Mobbing-Dick niemals damit gerechnet hätte, was eine Trash-Person alles anstellen kann, wenn man sie lange genug provoziert.
Ihre Knie sind noch ganz blutig, aber niemanden interessiert das. Euretwegen sind ihre Knie aufgeschlagen, verwundet und mit ihrem eigenen Blut beschmiert. Irgendwie hatte sie sich die Schule anders vorgestellt, als sie noch im Kindergarten war. Warum sind alle auf einmal von super nett auf super gemein umgestiegen? Und warum war nur sie das Ziel? Was genau hatte sie denn getan, dass diese Leute sie so sehr hassten? Sie wünschte, sie wäre Harry Potter und hätte das Tagebuch in der Hand. Dann könnte sie ihre Fragen reinschreiben und vom Lord höchstpersönlich eine Antwort bekommen. Vielleicht würde sie dann am Ende sterben, weil niemand zu ihrer Rettung kommen würde. Kein Ron, kein Dumbledore, kein Phönix. Aber wen interessiert das schon.
Diese Woche sollten sie im Englischunterricht einen kurzen Text über jemand anderen in der Klasse verfassen. Sie hatte erst keine Ahnung wen sie nehmen sollte. Also wählte sie einfach das andere leise Mädchen aus, das nie etwas sagte. Auch wenn sie eigentlich nichts über die Stille wusste, konnte sie in ihren Augen sehen, wie unangenehm ihr viele Dinge, die in der Klasse passierten, waren. Und zumindest schubst sie niemanden durch die Gänge oder lachte wenn man auf die Knie fällt. Direkt auf Glasscherben, die wie durch Zufall, genau dort zerbrochen waren. Das bisschen Anstand hatte sie. Aber so etwas konnte sie natürlich nicht in den blöden Aufsatz schreiben. Also sagt sie stattdessen, „this person seems nice“ und „she has long, brown hair“. Hin und wieder bricht ihre Stimme zusammen. Das passiert immer, wenn ihr jemand mal wieder in der Pause die Wasserflasche beim Trinken aus der Hand schlägt und sie den Rest des Tages ohne Getränk bewältigen muss. Ihr Hals fühlt sich an, als würde sie eine Holzfigur mit Sandpapier schleifen, aber nie zu einem glatten Ergebnis kommen.
Sie versucht weiter vorzulesen und sich nicht durch die lauter werdenden Kommentare verwirren zu lassen, aber jeder erreicht einmal den Punkt, an dem der Hals anfängt wehzutun und das Gesicht ganz heiß und rot wird, nur weil man vor Volltrotteln nicht weinen möchte. „She sits in the back and doesn‘t talk a lot“, sagt sie und beendet das Match zwischen Vorlesen und Bloß-Nicht-Anfangen-Zu-Heulen. Jemand von den Idioten errät wer es ist und sie ist endlich erlöst. Sie hofft nur, niemand hat sie zum Beschreiben ausgewählt.
Dann meldet sich das eine Mädchen. Das eine Mädchen, das jeder kennt. Ihr Aussehen ist relativ egal, aber ihr Charakter ist immer der gleiche. Sie ist diejenige, die andere dazu anstiftet zu verletzen. Ihre Aufgabe ist es, von sich selbst abzulenken, ihre eigenen Schwächen durch die sichtbaren Schwächen der anderen zu übertünchen. Und verbaler Kotspender: wenn du das liest, dann fick dich. Sie versucht ihre Beliebtheit aufrecht zu erhalten, denn nichts anderes bleibt ansonsten von der Popularitäts-Fassade übrig.
Miss-tiefgründig-wie-eine-Pfütze steht also auch noch extra auf und beginnt ihren wahrscheinlich meilenweit an der Aufgabe vorbeiziehenden Text vorzulesen: „this person is absolute trash“, sagt sie und guckt in eine ganz bestimmte Richtung. „You know like trash as in plastic bags with food in it and trash like things you don‘t want anymore and trash like her style“, die Klasse lacht gehässig über diese unnötige Aussage, „and trash as in the personi...personification of this person“ sagt sie und setzt sich wieder hin.
Jemand ruft ihren Namen in die Runde und alle starren sie an. „Trash, trash, trash“ rufen sie immer wieder und so geht es den Rest der Schulzeit für das Mädchen weiter. Bis sie eines Tages zurückschlägt. Und Mobbing-Dick niemals damit gerechnet hätte, was eine Trash-Person alles anstellen kann, wenn man sie lange genug provoziert.
Muss Blut gesondert entsorgt werden?
Müssen dysfunktionale Organe gesondert entsorgt werden?
Und Knochen? Upcyclen?
Gedanken verschwinden von selbst. Und Erinnerungen, früher als sie sollten.
Das Leben zog vorbei, wie die Alpen auf meinem ersten Flug.
Wenn du nachzählen musst, wie oft du gereist bist, nimmst du eine Schlafmaske mit. Du rationalisierst. Aber du wirst von Momenten träumen. Das Panel, dass du auf Youtube hochgeladen hast. Der erste Flug, mit ihr. Der Geruch der Sonne in Fez. Als der Flugbegleiter Matthias hieß und bayrisch gesprochen hat, aber englisch mit Akzent aus den Südstaaten.
Dann weinst du. Wann du stirbst, ist dir egal. Lass es nur schnell gehen, wenn es passiert.
Was ich hinterlasse, sind Daten. Ein Kontostand, und eine Urkunde von Geburt und Haus. Nichts, dass sich nicht digitalisieren ließe. Den Rest weise ich an, wegzuwerfen.
Vielleicht bekomme ich nie Kinder. Vielleicht sterbe ich zu spät, um noch Freunde zu haben. Dann verbrennt auch das hier. Mach dir keine Mühe. Aber trenn den Müll.
Müssen dysfunktionale Organe gesondert entsorgt werden?
Und Knochen? Upcyclen?
Gedanken verschwinden von selbst. Und Erinnerungen, früher als sie sollten.
Das Leben zog vorbei, wie die Alpen auf meinem ersten Flug.
Wenn du nachzählen musst, wie oft du gereist bist, nimmst du eine Schlafmaske mit. Du rationalisierst. Aber du wirst von Momenten träumen. Das Panel, dass du auf Youtube hochgeladen hast. Der erste Flug, mit ihr. Der Geruch der Sonne in Fez. Als der Flugbegleiter Matthias hieß und bayrisch gesprochen hat, aber englisch mit Akzent aus den Südstaaten.
Dann weinst du. Wann du stirbst, ist dir egal. Lass es nur schnell gehen, wenn es passiert.
Was ich hinterlasse, sind Daten. Ein Kontostand, und eine Urkunde von Geburt und Haus. Nichts, dass sich nicht digitalisieren ließe. Den Rest weise ich an, wegzuwerfen.
Vielleicht bekomme ich nie Kinder. Vielleicht sterbe ich zu spät, um noch Freunde zu haben. Dann verbrennt auch das hier. Mach dir keine Mühe. Aber trenn den Müll.
Träumen
Erinnern ist der Menschen
wundersame, uralt Kraft,
erfüllt von langem Denken.
Gefühle, die Erinnern schafft,
die stärksten Emotionen
haben volles Leben gebracht.
So werden wir geboren,
dass wir vieles nicht vergessen,
denn was wäre sonst verloren?
Sonst wäre sie zerfressen
unsrer tiefen Seele Frieden,
von Zerfall besessen.
Doch könnten wir nicht lieben,
würfen wir Erinnerungen fort.
Wie Abfall vor uns hergetrieben,
an einen unbekannten Ort,
die Deponie der Seele,
ein Leben ohne gutes Wort.
Gedanken-Müll geht andre Wege,
als Erinnern schlecht und gut,
das man in unsre Herzen legte.
Auch zum Fühlen braucht es Mut,
doch der Abfall schwemmt uns weg
wie eine gedanklich‘ Flut.
Erinnern formt den Steg,
einen Pfad aus neuen Träumen
und zeichnet unsern Weg.
Wir wollen nicht versäumen,
vergessen unter Müll,
und unsre eignen Träume deuten.
Erinnern ist der Menschen
wundersame, uralt Kraft,
erfüllt von langem Denken.
Gefühle, die Erinnern schafft,
die stärksten Emotionen
haben volles Leben gebracht.
So werden wir geboren,
dass wir vieles nicht vergessen,
denn was wäre sonst verloren?
Sonst wäre sie zerfressen
unsrer tiefen Seele Frieden,
von Zerfall besessen.
Doch könnten wir nicht lieben,
würfen wir Erinnerungen fort.
Wie Abfall vor uns hergetrieben,
an einen unbekannten Ort,
die Deponie der Seele,
ein Leben ohne gutes Wort.
Gedanken-Müll geht andre Wege,
als Erinnern schlecht und gut,
das man in unsre Herzen legte.
Auch zum Fühlen braucht es Mut,
doch der Abfall schwemmt uns weg
wie eine gedanklich‘ Flut.
Erinnern formt den Steg,
einen Pfad aus neuen Träumen
und zeichnet unsern Weg.
Wir wollen nicht versäumen,
vergessen unter Müll,
und unsre eignen Träume deuten.
Ich habe versucht nicht zu weinen sage ich.
Ich habe keinen Filter denke ich.
Was denkst du über mich.
Ich nicke.
Ja ein Papierticket sage ich.
Skepsis.
Wir umarmen uns.
Und haben verschiedene Gates.
Ich habe keinen Filter denke ich.
Was denkst du über mich.
Ich nicke.
Ja ein Papierticket sage ich.
Skepsis.
Wir umarmen uns.
Und haben verschiedene Gates.