Seite 4
  • SEITE4
  • ÜBER SEITE4
  • Texte
    • PROSA
    • ESSAYS
    • LYRIK
  • AUTOR*INNEN
  • Blog
  • KONTAKT
  • Impressum
  • Corona-Kolumne

LYRIK: ANGST & LEIDENSCHAFT

HIER FINDEST DU LYRIK ZUM THEMA "ANGST & LEIDENSCHAFT".


Der Freund

Vom kalten Boden
über dem Pappschild und
den schmutzigen Fingernägeln
fallen Kopfschütteln und Grinsen
in meine ausgestreckte Hand.

BENNY KULKE

Dämmerung

Wenn ich aus der nächtlichen Dunkelheit steige,
entlarvt die Morgenröte die Welt als Donnerkuppel.
Ich bin ein Gladiator,
der gegen Formulare kämpft.

Wenn die Dämmerung Schlacht
und das Leben Kolosseum ist,
fällt es schwer,
nicht Gute Nacht zu wünschen.
​

DENNIS GEBERT

Ich habe verdammt nochmal Angst!

Habe Angst davor nach draußen zu gehen,
mich unterhalten zu müssen,
mit fremden Menschen,
deren Erwartungen zu erfüllen.

Während ihre Blicke auf mir ruhen,
mein Körper unbändig zittert,
mein Herzschlag sich beschleunigt,
meine Augen nach einem Fluchtweg suchen.

Habe Angst vor meiner Familie,
davor mich rechtfertigen zu müssen,
auf Unverständnis zu stoßen,
wie immer im Stich gelassen zu werden.

Ich rolle mich zusammen,
mache mich innerlich ganz klein,
versuche mich zu wappnen,
für das Kommende.

Bin wie ein Embryo,
sehne mich nach Liebe und Geborgenheit,
fühle mich ganz hilflos,
während ich mir selbst überlassen bin.

Habe Angst vor meinen dunklen Gedanken,
ihnen zuhören zu müssen,
sie nicht ausblenden zu können,
wahnsinnig zu werden.

Ich streife durch die Natur,
nehme um mich herum alles wahr,
sauge gierig Luft in meine Lungen,
drohe sonst zu ersticken.

Habe Angst vor einer Therapie,
davor, dass alles umsonst ist,
dass alles nur noch schlimmer wird,
dass mein letzter Funken Hoffnung erlischt.

Sie ist meine letzte Chance,
will nicht versagen,
habe keine Kraft zum Ausprobieren,
wir beide müssen an einem Strang ziehen.

Angst davor mich der Dunkelheit zu ergeben,
mich fallen zu lassen,
mich einfach so aus dem Staub zu machen,
den langwierigen Kampf zu verlieren.

Wer war ich? Und wer bin ich jetzt?
Mein Leben in einer Endlosschleife,
langweilig mitanzusehen,
kann mich selber nicht mehr ertragen.

Vor all diesen Dingen habe ich Angst,
aber die größte Angst habe ich vor dem Leben,
für mich ist es eine Qual,
will es mir nicht schön reden.
​
Lily.N.Hope

Sehnsucht

Ich verachte die Sehnsucht,
denn sie zerfrisst die Menschen
raubt ihnen den Verstand

killt sie
tötet
verachtenswert!

Ich verachte die Sehnsucht,
denn sie wiegt die Menschen in falschen Erwartungen
lässt sie sich in Träume flüchten
der Wirklichkeit entfliehen
verachtenswert!

Ich verachte die Sehnsucht,
denn die Menschen kennen sich nicht mehr
die Wahrheit nicht,
ihre Freunde, Kinder, sich selbst
nur noch die Sehnsucht,
die ich so verachte!  

Und trotzdem bin auch ich erfüllt von Sehnsucht,
Denn sie rettet die Menschen
gibt ihnen Hoffnung
lässt sie leben
in Sehnsucht zwar
nicht selten verzweifelt
doch leben

Verachtenswerte, wunderbare Sehnsucht

Sassia-Funny Held

Mitternacht

Die Dunkelheiten fiel’n herein
mit ihrem unnatürlich‘ Licht,
ein dicker, schwarzer Schein.

Des armen Mädchens Mute bricht
das nächtlich‘ Leben finster,
der Rabe schaut ihr ins Gesicht.

Sie flattern vor dem Fenster
und singen schaurig Lied,
ihr Kleid wie von Gespenstern.

Die Angst sie packt und an ihr zieht
das Krächzen wird noch schlimmer,
als sie die schwarzen Augen sieht.

Tanzend Schatten sind im Zimmer
ein Sturm fegt durch den Raum,
beleuchtet von des Mondes Schimmern.

Für sie ist es ein elend‘ Traum
ohne jed’s Erwachen,
fürchterlich wie andres kaum.

Doch wer hat sie erschaffen
diese angsterfüllte Nacht,
die das Kinde muss durchwachen?

Es ist kurz nach Mitternacht
der Sturm lässt langsam nach,
nun ist es bald vollbracht.

Jetzt ist es Zeit für süßen Schlaf
ohne Angst und Sorgen,
den das Mädchen schlafen darf.

Die Geister sind ganz schnell verstorben
verzogen in den Schatten noch,
denn dort, oh dort, dort lauern sie auf morgen!
​
Clara Wrzesinski

Zerschelle!

Ich liebte dich. Deshalb musste ich fallen.
Ich fiel, in deinen harten Laken zerschlagen.

Nun ist es an mir, die Scherben meines Geistes aufzusammeln.
Die fehlenden Teile zu finden.
Das Puzzle zu lösen.
Ein Rätsel; eine Mühsal,
deren Jahre Dauer allmählich
glasknirschend meine Geduld herausfordert.

Du zertrümmerst
Würde mit deiner Art zu lieben,
du suchst dir gläserne Kinder,
welche du dir hörig brechen kannst.

Jahre, nachdem der Superkleber zu trocknen
beginnt,
höre ich, du hast dir ein weiteres,
ein gläsernes Kind aufgetan.

Wann wachst du auf
und erkennst, dass Gewalt und Tyrannei
mit Liebe nicht gemein sind?
Ich denke, das wirst du nicht,
willst du nicht,
kannst du nicht. Denn
du bist blind und dem Dämon entsprungen,
der sich dysfunktionale Familie schimpft.

Doch ist dieser Dämon nur ein Grund,
kann als Entschuldigung nicht gelten.
Ich bin ein schlechter Mensch,
wenn ich dies fordere.
Dennoch gebiete ich dir:
Bei allen Göttern der Pest; Zerschelle!

DENNIS GEBERT

Der Wind des Lebens

Schnell wie das Licht
rasen wir durch das Universum
Ausgelesen
Wer?
Die Besten?
Nein!
Die, die zu sich selbst stehen!
Sich lieben
sich kennen und schätzen
und doch nicht selbstverliebt sind

Schneller als die Zeit
lernen wir
wie jeder auf den andern Acht geben muss
wenn man so schnell ist
Vertrauen
blindes Vertrauen muss man haben
um zu überleben
weil wir zu schnell sind

Die Geschwindigkeit
kann man nicht mehr drosseln
Muss man auch gar nicht
Wir haben gelernt fliegend zu leben
Rasend schnell sind wir gealtert
und doch nicht gestorben
denn die Geschwindigkeit weht den Wind des Lebens
​
Sassia-Funny Held

Über Seite4
Kontakt
Autor*innen
Impressum

Prosa
Essays
​Lyrik
​Blog
Spenden
​
  • SEITE4
  • ÜBER SEITE4
  • Texte
    • PROSA
    • ESSAYS
    • LYRIK
  • AUTOR*INNEN
  • Blog
  • KONTAKT
  • Impressum
  • Corona-Kolumne