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LYRIK: ANFÄNGE

HIER FINDEST DU LYRIK ZUM THEMA "ANFÄNGE".


Papier knistert.
Ein Stift flüstert.
Etwas hat begonnen.

LUISEMARIE

Der Schattenkreis

Ich weiß, dass ich nichts weiß
von Leben und Liebe
Wer ahnt schon wie Licht schmeckt
wenn man im Schatten steht
Ich warte und hoffe
auf Leben und Liebe
höre die Uhren ticken
mein Leben vergeht
Woher soll ich wissen
wie Licht schmeckt und Liebe
wenn die Schatten mich schließen
in ihren dunklen Kreis
Mein Leben ragt vor mir
ein Turm aus Erfahrung
Ich könnt' ihn erklimmen
wenn ich mich jetzt losreiß
Doch der Turm ragt so drohend
mein Schatten vertrauter
Hier sitze ich besser
und träume vom Licht
Denn wer kann schon sagen
ob der Turm mich kann tragen
und in den Schattenschlund fallen
will ich wirklich nicht

Sassia-Funny Held

Ein Mensch, der Anfang ruft

Wo in schmalen Gassen Schatten hausten
Sind statt Menschen rote Lichter.
Glühen tief und hoch hinaus,
Erleuchten Banken, Praxen Hinterzimmer.

Du schläfst noch.
Andere werden dir erzählen, wie es war.
Noch in Jahrzehnten „waren Sie dabei?“ dich fragen.
„Ja.“, antwortest du bald, die letzte Zeugin.
 
Die heiße Glut fließt langsam auf Stadtmitte zu.
Große Plätze werden leuchten, zu Hügeln herum hinauf.
Dann, noch schneller, wird unser rotes Licht zu Tälern rasen,
Bis alles, das es trifft, so heiß versengt,
 
Dass es singt:

„Wir brauchen neue Lieder!
Wo hinab du Schatten warfst,
Blutig rote Lichter -
Sie waren immer da.“

„Wo ein Ende, ist der Anfang nah.
Wie du gehst: „Gehen Sie aus?“
Fragen bleiben immer da.
Also Auf!, wir gehen aus!“
 
Macht uns wissen:
Wir sind nicht allein.
Eine Beichte:
Sie werden Räuber schreien.
 
Doch Integer sind die Schatten,
wenn ihr Vorbild düster ist.
Lass deine Stimme eig‘ne Lichter tragen
Sodass das Dunkel selbst es nicht vergisst.
​
A.S.

An mir, an dir, an uns – Anfänge
 
Ansprechen, ansagen, anmachen, anfachen – Anfänge
Anschreien, anfeuern, anfassen,
Anecken, angaffen – Anfänge 
Anschreiben, ankleiden, anleiten,
Anspielen, anbieten, anschieben– Anfänge
 
Absprechen, Abstechen – Abfälle                                                        
Absagen, abmachen, ableiten,
Abfeuern, abschieben, abschreiben – Abfälle
Abwenden – Enden
​

MIRIJAM ZUCK

Himmel auf Erden
​
Wann hast du angefangen
das Leben als deinen Feind zu sehen.
Es so hinzunehmen,
nichts zu erzählen und
insgeheim vom Tod zu träumen.
Die Tür zum Himmel?
Für dich ein Baum und
der Türschlüssel ein Auto.
Zum Glück hast du ihn verloren
auf deiner Achterbahnfahrt
endlos bergab.
Hast keinen Schrei von dir gegeben,
das taten die Gespenster in deinem Kopf.
Doch auf dir wirkte zu viel Kraft
um aufzugeben.
Du hast angefangen dein Sein
in einen Sinn zu verkehren,
nichts passierte unversehrt,
aber du bist am Leben.
​  ​
LYSIANE LINDE

Weiß auf weiß

„Ick hab‘ mir lang die Nase nich jeputzt.
Das letzte Mal, da war ick ja quasi noch n Kind jewesen. Inner Schule.“

Sie erzählten von der Zeit,
Draußen vor der Schule,
An dem Fluss der keiner war,
Die fliegt nicht schneller als sonst:
„Ich bin schneller durch sie durch“
 
„Da jibt‘s Wörter, plötzlich kenn'se die alle.“
Es gibt Normen, es gibt Werte,
Es gibt viele Wege.
„Aber die jibts‘s nich innem Buch!“
„Ick steck meene Nase in keen Buch nich!“
Aber manche Zeilen.
Am Fluss der keiner war.
Vor der Schule.
Weiß auf weiß.
Sind noch klar.
In meinem Kopf.
Manche Zeilen schlagen durch -
 
„Ick hab‘ mir lang die Nase nich jeputzt.“
So ein dummer Witz.
Ich weiß noch, das letzte Mal sauber;
17, traurig, dumm.
Jeden Tag
Gewalt im Kopf, Knie schmerzen.
Mir gefielen ein paar Zeilen in dem Buch:
Weiß auf weiß
Bei dritter Auflage gelb gebleicht, ein Gestank -
Scheiß drauf.
„Nasen kannste putzen.“
 
Griff in Fremde Schränke, Härte fremder Hände
Für viele Eine von vielen für viele hat gesagt:
„Zieh ihnen nur genug aus der Tasche, und du hast genug, um es geil zu finden“
Fremde Schwänze, fremde Brüste -
Weiß auf weiß
Einmal grün gefärbt:
Uma kann so gut nicht spielen
Die Nadel blieb im Knochen.
„Ich mach‘s jetzt für weniger.“
 
Wenn du nicht checkst wovon sie reden,
Vielleicht fängst du ja nie an.
Deine Welt hast du dir schwarz auf weiß gelesen.
 
Wenn du weißt wovon sie reden
Vielleicht hörst du nie auf.
Deine Welt in weiß und weiß versunken.
​
A.S.

Tod des Gestern
 
Ein Bett aus Nägeln,
verborgen unter weißen Laken.
Ich übersah die vielen Haken,
wollte mit dir ins Glück segeln.
 
Das erhoffte Glück zerronnen.
Ich weiß, es muss enden,
lass' mich nicht mehr schänden.
Doch wie hat es begonnen?
 
Wir waren einsam,
verloren in der Dunkelheit.
Wir brachten einander Zweisamkeit.
Ich ahnte nicht, was nach diesem lichten Anfang kam.
 
Du hast mich zerbrochen.
Traktiertest mich, wieder und wieder.
Doch ich hab' genug, geh' nicht mehr nieder.
Nicht dir, meiner Freiheit nur bin versprochen.
 
Wie ist dein kranker Geist geartet?
Doch: Danke! Nun kann ich endlich sehen,
hab' die Kraft gefunden, zu gehen.
Denn ein neuer Anfang wartet.
​
DENNIS GEBERT

Keine Anfänge
 
Ich mag keine Anfänge.
Alles, was anfängt, vergeht.
Ich mag keine Enden.
Besonders, wenn sonst was Gutes besteht.
Aber dann gibt es auch einen Anfang und bestenfalls langen Zwischenteil.
Wenn etwas Schlechtes endet, ist der Anfang der, der Schuld war.
Doch das Ende vom Schrecken macht Mut.
Zurück auf Anfang: Ich mag Anfänge.
Das Ende ist noch nicht klar.
Aber das ist gut!
Offene Enden sind fiktiv, aber jeder Anfang ist offen.
In der Fiktion sind Enden offen, im Leben sind es die Anfänge
Und dadurch, dass Anfänge neue Impulse und Enden Abschluss bringen, wird es nie egal.
Ohne Enden: keine Anfänge.
​
MIRIJAM ZUCK

Hinter Spiegeln
 
Endorphin Axiom destruktiver Verse Anfang
 
Ich schneide Reden von Päpsten auf alten Kassetten neu zusammen.
 
„Zeit ist linear“
„Du musst nur aushalten“
„Noch eine Weile“
„Später wirst du lächelnd zurückschauen“
 
Was soll später mehr sein,
Als später jetzt vergessen?
Später sind mehr Menschen,
Die mein Leben jetzt vergessen.
 
Ich leide nur, dass ihr‘s wisst.
Nicht mein Leben, sondern Zeiten,
Dass alles immer ist,
Macht mir Existenz so trist.
 
Ich wusste schon als Schimmer eurer Augen,
Alles was ich jetzt weiß.
Bliebe dieser erste Tropfen unvergossen -
Ich wüsste noch schon immer, alles was ich jetzt weiß.
 
Jetzt ist Immer,
Und hört nicht auf.
Ihr vergesst es nur.
Könnt nicht verstehen;
Es kann keinen Anfang geben.

Wozu Jahrhunderte begrenzen?
Kunst und ihre Menschen,
An zehn, zwölf, hundert Fronten,
Zum Vergleich aufstellen?
 
Wenn mit Recht sich alle Zeiten das Recht selbst zuweisen Jetzt zu heißen.
 
Euer Kampf ist schon gewonnen, seid Ihr sicher, wo Ihr steht.
Eure Waffen, Panzer oder Feder,
Sind verblasstes mattes Elfenbein.
Euer Herz ziellos zerronnen. Die Sanduhr sich im Kreise dreht.
Salbt euch in heiligem Öl, Triebtäter;
Trotz aller Kämpfe Opfer. Ihr seid allein.
 
Sie leiden nur damit Ihr nicht wisst, dass..
 
Das Kind weiß, was der Erwachsene lernt.
Das Kind schreit, was Tote hören.
Ein totes Kind wird schnell erwachsen.
Zeit gibt‘s nur, wenn wir im Takt in fremde Hände klatschen.
 
 Metaphysik hat uns die Sinne nicht genommen,
Im Gegenzug ein paar gegeben.
Dabei sind wir alle Götter.
Mühsam Ameisen auf Füße tretend -
 
Wenn mir Welt nicht passt bau Ich Dächer auf Bergen um von oben Pennys runterzuwerfen die Götterköpfe spalten aus den Schalen werden Solarsysteme entstehen die von toter Spezies Lieder erzähln
 
Begann Universen inklusive Dimensionen Theorien
​
A.S.

Entstehen

Entstehen,
mit Scheinwerferblau in den Augen,
mit Splitterscherben zum Gehwegpflaster hin,
Sein.
In fremden Frauen stolz,
In fremden Häusern stolz,
Entstehen.
Die Jahre sind Zunder weil sie müssen,
verbrennen sich noch schneller mit mir,
unter schwarzen Zeilen zerstieben,
Und sein.
Über Birken gähnt warmes Pastell an Brückenbalken,
Im ersten Heben der Millionenlunge,
eine Nachtpfütze glimmt im Echo von Jugend und Sternen,
unter tausenden Nachtpfützen,
im Echo von Jugend und Sternen.
​
BENNY KULKE

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