Hier findest du Prosa zum Thema "Treiben Lassen".
Der Strom
Ich fühle mich so unwirklich. Unwirklich und leer, nicht existent. Das Leben, es rauscht an mir vorbei; mal wird das Rauschen lauter, mal leiser, doch niemals erfasst mich der Strom und reißt mich mit sich. Nein, niemals – wie sollte das auch geschehen? Ich schwebe... Schwebe über dem Boden, nein dem Strom. Ich schwebe.
Manchmal, ganz manchmal, gerate ich doch in den Strom hinein; meine Zehenspitzen, meine Füße, meine Knöchel werden umhüllt von der Kühle des Wassers; es ist angenehm... Der Strom ist nun gar kein Strom mehr, sondern ein Fluss, der ruhig und gleichmäßig daher plätschert und ich lasse mich eine Weile treiben. Er wird immer ruhiger und ruhiger, kleiner und kleiner bis er schließlich in einem Bach mündet. So stehe ich nun da – bin zum Stehen gekommen – mit beiden Füßen im flachen Flussbett. Ich betrachte die Dinge um mich herum, ich schaue sie mir an, diese, unsere Welt. Doch was ich sehe, das erschreckt mich. Es liegen Wiesen voller Blumen vor mir. Ich möchte näher herangehen und sie betrachten; da erst sehe ich, dass es gar keine Blumen sind, sondern hunderte bunter Bonbonpapiere. Ich laufe durch sie hindurch, will sie aufheben, doch es sind Berge. Berge über Berge von Müll. Ich nehme ein paar der Papiere auf, eine Scherbe war darunter, ich schneide mich. Ich laufe weiter, komme zu einem Weg. Ich laufe immer weiter und weiter, denke nicht darüber nach, wohin, bis ich zu einer Weggabelung komme, an der drei Mädchen stehen.
Sie scheinen sich gut zu verstehen, scheinen Spaß zu haben, lachen miteinander, alles scheint im Einklang zu sein und ich erfreue mich des Anblicks. Ich stehe einfach nur da und beobachte diese drei Mädchen, wie sie da beisammenstehen und sich allerlei zu erzählen haben. Nun verabschiedet sich das eine Mädchen, muss gehen, doch kaum hat es sich etwas entfernt, beginnen die beiden anderen Mädchen zu tuscheln und zu kichern und auf ihre Freundin zu zeigen. Ich verstehe das nicht, kann es nicht begreifen. Was hat sich da gerade ereignet, was ist da passiert? Ich möchte eingreifen, möchte etwas sagen, doch es kommt nichts. Ich stehe da, mit offenem Mund, versuche ihnen etwas zuzurufen, doch es gelingt mir nicht. Da spüre ich den Luftzug, erst sanft und dann immer stärker. Ein Sturm zieht auf, der Himmel verdunkelt sich, die ersten Regentropfen berühren meine Haut.
Plötzlich wird mir der Boden unter den Füßen weggerissen und ich werde vom Wind davongetragen. Wieder zurück... Zurück über den Weg, auf dem ich gekommen bin, zurück über die Bonbonpapierwiese bis hin zum Fluss, der nun wieder zum reißenden Strom geworden ist. Ich streife ihn noch einmal kurz mit dem Fuß, doch dann hebe ich endgültig ab und lasse die Welt mit all ihren Facetten hinter mir zurück. Ich steige immer höher. Höher und höher, bis alles ganz klein unter mir liegt. Und doch erkenne ich es noch gut genug, um sagen zu können, dass ich da nicht dabei sein möchte. Ich bin glücklich hier in meiner eigenen kleinen Welt, in meiner Luftblase, hier habe ich alles, was ich brauche. Hier bin ich glücklich. Glücklich und zufrieden...
Ich fühle mich so unwirklich. Unwirklich und leer, nicht existent. Das Leben, es rauscht an mir vorbei; mal wird das Rauschen lauter, mal leiser, doch niemals erfasst mich der Strom und reißt mich mit sich. Nein, niemals – wie sollte das auch geschehen? Ich schwebe... Schwebe über dem Boden, nein dem Strom. Ich schwebe.
Manchmal, ganz manchmal, gerate ich doch in den Strom hinein; meine Zehenspitzen, meine Füße, meine Knöchel werden umhüllt von der Kühle des Wassers; es ist angenehm... Der Strom ist nun gar kein Strom mehr, sondern ein Fluss, der ruhig und gleichmäßig daher plätschert und ich lasse mich eine Weile treiben. Er wird immer ruhiger und ruhiger, kleiner und kleiner bis er schließlich in einem Bach mündet. So stehe ich nun da – bin zum Stehen gekommen – mit beiden Füßen im flachen Flussbett. Ich betrachte die Dinge um mich herum, ich schaue sie mir an, diese, unsere Welt. Doch was ich sehe, das erschreckt mich. Es liegen Wiesen voller Blumen vor mir. Ich möchte näher herangehen und sie betrachten; da erst sehe ich, dass es gar keine Blumen sind, sondern hunderte bunter Bonbonpapiere. Ich laufe durch sie hindurch, will sie aufheben, doch es sind Berge. Berge über Berge von Müll. Ich nehme ein paar der Papiere auf, eine Scherbe war darunter, ich schneide mich. Ich laufe weiter, komme zu einem Weg. Ich laufe immer weiter und weiter, denke nicht darüber nach, wohin, bis ich zu einer Weggabelung komme, an der drei Mädchen stehen.
Sie scheinen sich gut zu verstehen, scheinen Spaß zu haben, lachen miteinander, alles scheint im Einklang zu sein und ich erfreue mich des Anblicks. Ich stehe einfach nur da und beobachte diese drei Mädchen, wie sie da beisammenstehen und sich allerlei zu erzählen haben. Nun verabschiedet sich das eine Mädchen, muss gehen, doch kaum hat es sich etwas entfernt, beginnen die beiden anderen Mädchen zu tuscheln und zu kichern und auf ihre Freundin zu zeigen. Ich verstehe das nicht, kann es nicht begreifen. Was hat sich da gerade ereignet, was ist da passiert? Ich möchte eingreifen, möchte etwas sagen, doch es kommt nichts. Ich stehe da, mit offenem Mund, versuche ihnen etwas zuzurufen, doch es gelingt mir nicht. Da spüre ich den Luftzug, erst sanft und dann immer stärker. Ein Sturm zieht auf, der Himmel verdunkelt sich, die ersten Regentropfen berühren meine Haut.
Plötzlich wird mir der Boden unter den Füßen weggerissen und ich werde vom Wind davongetragen. Wieder zurück... Zurück über den Weg, auf dem ich gekommen bin, zurück über die Bonbonpapierwiese bis hin zum Fluss, der nun wieder zum reißenden Strom geworden ist. Ich streife ihn noch einmal kurz mit dem Fuß, doch dann hebe ich endgültig ab und lasse die Welt mit all ihren Facetten hinter mir zurück. Ich steige immer höher. Höher und höher, bis alles ganz klein unter mir liegt. Und doch erkenne ich es noch gut genug, um sagen zu können, dass ich da nicht dabei sein möchte. Ich bin glücklich hier in meiner eigenen kleinen Welt, in meiner Luftblase, hier habe ich alles, was ich brauche. Hier bin ich glücklich. Glücklich und zufrieden...
Wir Menschen
Jede einzelne Person ist ein Wassertropfen. Wir verbinden uns miteinander und dehnen uns aus.
Wir bilden einen See und der Wind bläst, sodass wir zu einem Fluss werden. Die Sonne geht unter, der Mond geht auf. Es regnet, es schneit und die Blätter fallen. Wir lassen uns den Fluss hinunter, bis zum Wasserfall, treiben. Dort werden wir fallen. Um uns herum ist nichts.
Wir können nichts sehen, nichts hören, nichts mit der Hand oder mit dem Herzen fühlen. Unser Fall ereignet sich vor unserem Aufstieg. Ohne Schmerz, keine Erfüllung.
Das einzelne Leben erscheint so unbedeutend, weil die Gesamtheit aller gelebten Leben sich nicht in Worte fassen lässt. Die Gegenwärtige wird zum Vergangenen und das Zukünftige lässt Endgültigkeit nicht zu. Die Wolken ziehen vorbei, die Sonne scheint und die Blüten blühen.
Wir blicken zurück. Doch der Fluss fließt weiter; wir können ihn nicht aufhalten und wir würden ihn nicht aufhalten, selbst wenn wir könnten und dächten wir wollten.
Wir können uns treiben lassen und könnten den Moment einen Moment sein lassen.
Jede einzelne Person ist ein Wassertropfen. Wir verbinden uns miteinander und dehnen uns aus.
Wir bilden einen See und der Wind bläst, sodass wir zu einem Fluss werden. Die Sonne geht unter, der Mond geht auf. Es regnet, es schneit und die Blätter fallen. Wir lassen uns den Fluss hinunter, bis zum Wasserfall, treiben. Dort werden wir fallen. Um uns herum ist nichts.
Wir können nichts sehen, nichts hören, nichts mit der Hand oder mit dem Herzen fühlen. Unser Fall ereignet sich vor unserem Aufstieg. Ohne Schmerz, keine Erfüllung.
Das einzelne Leben erscheint so unbedeutend, weil die Gesamtheit aller gelebten Leben sich nicht in Worte fassen lässt. Die Gegenwärtige wird zum Vergangenen und das Zukünftige lässt Endgültigkeit nicht zu. Die Wolken ziehen vorbei, die Sonne scheint und die Blüten blühen.
Wir blicken zurück. Doch der Fluss fließt weiter; wir können ihn nicht aufhalten und wir würden ihn nicht aufhalten, selbst wenn wir könnten und dächten wir wollten.
Wir können uns treiben lassen und könnten den Moment einen Moment sein lassen.
Abfall
Von all den Besserverdienern, die ich in meiner beruflichen Laufbahn bei der Stadtreinigung bedienen durfte, ist mir einer ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Oder etwa nicht? Interessiert Sie das Leben eines niederen Dienstleisters überhaupt? Ich schätze das kommt auf Ihre eigene Position in der Hackordnung an. Kein Problem, ich kenne das nicht anders. Meistens kommen mir die Hausbewohner eh nicht unter die Augen. Wir arbeiten ähnlich wie die Postboten oder Schornsteinfeger. Wir sind für viele Leute gar nicht da.
Ich wollte das eigentlich nie. Es gab nie eine bewusste Entscheidung. Ich hätte mit den richtigen Abzweigungen sicherlich auch einen Beruf erlangen können, der in zwanglosen Gesprächen an der Bushaltestelle beiläufig besser von den Lippen geht als „Müllmann“. Mit ein wenig Geduld kann man rückwärts in der Zeit gehen. Irgendwo stößt man auf den einen Moment, an dem ich eine Entscheidung getroffen habe, die sich mit allen darauf folgenden so verkettetet hat, dass ich bin was ich bin. Dass ich tue was ich tue. Zumal ich nie mit dem Bus fahre, die Leute ekeln sich vor meinem Geruch...
Man nennt mich Schulz. Das ist nicht mein richtiger Name. Meine Nachbarn in der Straße, die eben so früh wie ich zur Arbeit fahren, haben ihn mir gegeben. Verlassen sie ihr Haus, betrete ich es gerade. Dann plaudern wir kurz. Nach 11 Jahren fuhr ich dann plötzlich eine neue Route und niemand mehr nannte mich Schulz. In der Geschäftsführung der Stadtreinigung hatte sich einiges getan, Leute wurden entlassen und andere rückten nach, brachten Veränderung mit, aber das interessiert Sie sicherlich nicht oder? Wichtig für uns ist der junge Mann von dem ich erzählen will. Entlang der
Bezirksgrenze entstehen reichlich schicke Apartmentwohnungen. Leute, die in Berlin wohnen wollen ohne sich dabei wie in Berlin zu fühlen, passen dort perfekt hinein. Meine neue Route lag entlang dieser Grenze und ich habe wohl im Leben nie so teure Fracht geladen wie aus diesen Häusern. Pünktlich um halb jedenfalls 7 schob ich routiniert die ersten Tonnen zum Wagen. Da ging die Haustür auf und ein dürrer Bengel im Morgenmantel von nicht mehr als 25 Jahren rief mir über die Geräusche meines Wagens etwas zu. Er wollte wissen was ich denke dort bei ihm im Hof zu tun.
„Ich züchte Tauben, seh'n Se? Die gelbe Tonne is voll mit die Viecher. Die verkoof ich an Hochzeitspaare, Deckel uff und tschö.“ Ein bisschen musste ich grinsen aber ich hatte nichts gegen die Frage. Die hörte ich oft. Er sagte „Sie kommen ab sofort später. Ich bin vor einer Stunde aus Singapur
zurückgekommen. Ich muss schlafen!“
„So so“, sagte ich, „dann dreh ich einfach nochmal n Paar Ründchen um den Block? Steigen Se doch mit ein dann fahr ich Sie bis Sie eingeschlafen sind!“
Ohne Antwort kam er den Treppenabsatz hinunter und blieb knapp einen Kopf kleiner vor mir stehen. „Jetzt passen Sie mal auf. Sie machen sich nicht lustig über mich. Ich arbeite hart, das können Sie sich nicht vorstellen! Ich bin 16 Stunden geflogen, da kommen Sie hier nicht auf mein Grundstück und werden frech! Nehmen Sie die Scheiße jetzt mit und nächste Woche kommen Sie oder irgendjemand anders von Ihrer Bande gegen 9!“
Ich nahm seine Tonnen wortlos zum Wagen. Der kippte Sie hydraulisch aus und routiniert stellte ich sie ihm vor die Füße. Ich wünschte eine Gute Nacht, fuhr weiter.
Eine Woche später stand ich wieder auf seinem Hof, pünktlich um halb 7. Die Tür flog auf, ein zorniges Rumpelstielzchen fuchtelte mit seinem Telefon vor meinen Augen herum, drohte mir, diverse Anrufe zu tätigen und sich bei meinem Chef zu beschweren. Dass ich morgen auf dem Arbeitsamt sitzen würde und so weiter. Wollen Sie wissen, was ich gemacht habe? Ich habe zugepackt, den Kollegen im Moment der Überraschung in die schwarze Tonne gestopft zu seinen angebissenen Bioäpfeln, der regionalen Fleischwurst, den dekorativen Parfumflakons und den Grünteeresten. Ich
habe den Deckel zugehalten und bin zu meinem Wagen spaziert, die Ruhe selbst und habe meine Arbeit getan, wie immer. Ich mache, dass der Müll verschwindet. Häufte er sich an, würden Ihre Straßen nicht wieder zu erkennen sein. Denken Sie an den schönsten Ort den Sie kennen. Stellen Sie ihn sich vor mit Zigarettenfolie und Kaffeefiltern. Mit giftiger Chemie, mit unnatürlichem Schmutz. Für solche Dinge fahren Menschen wie ich zu Verbrennungsanlagen und entleeren unser Tagewerk. Das Feuer trennt die Verbindungen auf und durchleutet, welche Teile noch zu gebrauchen sind. Als ich an dem Tag zur Anlage fuhr, hatte ich wenig Hoffnung für unseren Freund. Das ganze Geld hat ihm nichts gebracht. Seine Arbeit war umsonst. Aber meine nicht...
Ich freue mich darauf, wieder los zu fahren. Pünktlich um halb 7. Es braucht nur ein paar Jahre.
Von all den Besserverdienern, die ich in meiner beruflichen Laufbahn bei der Stadtreinigung bedienen durfte, ist mir einer ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Oder etwa nicht? Interessiert Sie das Leben eines niederen Dienstleisters überhaupt? Ich schätze das kommt auf Ihre eigene Position in der Hackordnung an. Kein Problem, ich kenne das nicht anders. Meistens kommen mir die Hausbewohner eh nicht unter die Augen. Wir arbeiten ähnlich wie die Postboten oder Schornsteinfeger. Wir sind für viele Leute gar nicht da.
Ich wollte das eigentlich nie. Es gab nie eine bewusste Entscheidung. Ich hätte mit den richtigen Abzweigungen sicherlich auch einen Beruf erlangen können, der in zwanglosen Gesprächen an der Bushaltestelle beiläufig besser von den Lippen geht als „Müllmann“. Mit ein wenig Geduld kann man rückwärts in der Zeit gehen. Irgendwo stößt man auf den einen Moment, an dem ich eine Entscheidung getroffen habe, die sich mit allen darauf folgenden so verkettetet hat, dass ich bin was ich bin. Dass ich tue was ich tue. Zumal ich nie mit dem Bus fahre, die Leute ekeln sich vor meinem Geruch...
Man nennt mich Schulz. Das ist nicht mein richtiger Name. Meine Nachbarn in der Straße, die eben so früh wie ich zur Arbeit fahren, haben ihn mir gegeben. Verlassen sie ihr Haus, betrete ich es gerade. Dann plaudern wir kurz. Nach 11 Jahren fuhr ich dann plötzlich eine neue Route und niemand mehr nannte mich Schulz. In der Geschäftsführung der Stadtreinigung hatte sich einiges getan, Leute wurden entlassen und andere rückten nach, brachten Veränderung mit, aber das interessiert Sie sicherlich nicht oder? Wichtig für uns ist der junge Mann von dem ich erzählen will. Entlang der
Bezirksgrenze entstehen reichlich schicke Apartmentwohnungen. Leute, die in Berlin wohnen wollen ohne sich dabei wie in Berlin zu fühlen, passen dort perfekt hinein. Meine neue Route lag entlang dieser Grenze und ich habe wohl im Leben nie so teure Fracht geladen wie aus diesen Häusern. Pünktlich um halb jedenfalls 7 schob ich routiniert die ersten Tonnen zum Wagen. Da ging die Haustür auf und ein dürrer Bengel im Morgenmantel von nicht mehr als 25 Jahren rief mir über die Geräusche meines Wagens etwas zu. Er wollte wissen was ich denke dort bei ihm im Hof zu tun.
„Ich züchte Tauben, seh'n Se? Die gelbe Tonne is voll mit die Viecher. Die verkoof ich an Hochzeitspaare, Deckel uff und tschö.“ Ein bisschen musste ich grinsen aber ich hatte nichts gegen die Frage. Die hörte ich oft. Er sagte „Sie kommen ab sofort später. Ich bin vor einer Stunde aus Singapur
zurückgekommen. Ich muss schlafen!“
„So so“, sagte ich, „dann dreh ich einfach nochmal n Paar Ründchen um den Block? Steigen Se doch mit ein dann fahr ich Sie bis Sie eingeschlafen sind!“
Ohne Antwort kam er den Treppenabsatz hinunter und blieb knapp einen Kopf kleiner vor mir stehen. „Jetzt passen Sie mal auf. Sie machen sich nicht lustig über mich. Ich arbeite hart, das können Sie sich nicht vorstellen! Ich bin 16 Stunden geflogen, da kommen Sie hier nicht auf mein Grundstück und werden frech! Nehmen Sie die Scheiße jetzt mit und nächste Woche kommen Sie oder irgendjemand anders von Ihrer Bande gegen 9!“
Ich nahm seine Tonnen wortlos zum Wagen. Der kippte Sie hydraulisch aus und routiniert stellte ich sie ihm vor die Füße. Ich wünschte eine Gute Nacht, fuhr weiter.
Eine Woche später stand ich wieder auf seinem Hof, pünktlich um halb 7. Die Tür flog auf, ein zorniges Rumpelstielzchen fuchtelte mit seinem Telefon vor meinen Augen herum, drohte mir, diverse Anrufe zu tätigen und sich bei meinem Chef zu beschweren. Dass ich morgen auf dem Arbeitsamt sitzen würde und so weiter. Wollen Sie wissen, was ich gemacht habe? Ich habe zugepackt, den Kollegen im Moment der Überraschung in die schwarze Tonne gestopft zu seinen angebissenen Bioäpfeln, der regionalen Fleischwurst, den dekorativen Parfumflakons und den Grünteeresten. Ich
habe den Deckel zugehalten und bin zu meinem Wagen spaziert, die Ruhe selbst und habe meine Arbeit getan, wie immer. Ich mache, dass der Müll verschwindet. Häufte er sich an, würden Ihre Straßen nicht wieder zu erkennen sein. Denken Sie an den schönsten Ort den Sie kennen. Stellen Sie ihn sich vor mit Zigarettenfolie und Kaffeefiltern. Mit giftiger Chemie, mit unnatürlichem Schmutz. Für solche Dinge fahren Menschen wie ich zu Verbrennungsanlagen und entleeren unser Tagewerk. Das Feuer trennt die Verbindungen auf und durchleutet, welche Teile noch zu gebrauchen sind. Als ich an dem Tag zur Anlage fuhr, hatte ich wenig Hoffnung für unseren Freund. Das ganze Geld hat ihm nichts gebracht. Seine Arbeit war umsonst. Aber meine nicht...
Ich freue mich darauf, wieder los zu fahren. Pünktlich um halb 7. Es braucht nur ein paar Jahre.