Dienstag, 11.09.2018
Der Anfang von Seite4, das zum Glück doch nicht „Wolke“ heißt
Wir hatten abgesprochen, dass ich in unserem neuen Redaktionsblog darüber schreibe, wie alles angefangen hat. Und das war ja eigentlich auch ‘ne logische Entscheidung, weil ich Seite4 initiiert habe. Aber ehrlich gesagt, weiß ich gar nich mehr so viel. Meine Erinnerungen sind leider sehr bruchstückhaft. Sie existieren eher in ein paar verschwommenen Bildern und Gefühlen.
Ich könnte mir jetzt natürlich die fantastischsten Geschichten ausdenken, die meine phänomenale Coolness hervorheben und unterstreichen wie absolut einzigartig und super „nice“ Seite4 ist. Aber das würde zu so nem geschniegelten Angebertext führen und tja, das is einfach nich mein Stil. Also versuch ich’s mit der Wahrheit …… soweit ich mich daran noch erinnern kann.
Hier also die wirklich wahre Geschichte der Entstehung von Seite4, DEM LITERATURMAGAZIN, das fast „Wolke“ geheißen hätte:
Das kommt mir alles schon so ewig lang her vor. Der Anfang ist irgendwie verwischt und verschwommen. Zwar in leuchtenden, schönen Farben, aber doch verschwommen. Ich weiß noch, dass mir das Studium, diese Welt in der Vorurteile ein anderes Gewicht und mir somit einen Druck von den Schultern genommen haben, von dem ich nicht wusste, dass er existiert, plötzlich so viele Ideen und Neuanfänge gegeben hat. Ich war euphorisiert und voller abgedrehter Ideen und Energie.
Ich weiß noch, dass ich diese Idee hatte. Sie war weder ausgefeilt noch richtig durchdacht. Aber irgendwie funktionierte sie. Ich hab ein paar Kommiliton*innen, die spannende Leute und wirklich coole Menschen sind, davon erzählt und sie fanden es gut, keine Ahnung wieso. Ich weiß noch, dass ich viel geredet hab. Auf meine seltsame Art, die eigentlich vor allem aus Augenaufreißen und Armefuchteln besteht und irgendwann hatte ich eine Menge Menschen, die mit machen wollten.
Ich war so aufgeregt und voller bunter Anfänge! Es sollte was neues werden, etwas, das wir gemeinsam starten. Ein Literaturmagazin, das keine anonyme Chefetage hat. Ein Literaturmagazin von Leuten die schreibbegeistert sind. Ein Magazin, in dem junge, unveröffentlichte oder nur wenig veröffentlichte Autor*innen ihre unglaublichen Werke veröffentlichen können ohne, dass sie allein in die Bewerbung für die Veröffentlichung Unsummen an Geld stecken müssen. Ohne, dass sie quasi ein neues Werk erschaffen müssen, um ein anderes anzupreisen. Eine Plattform auf der sich alle gegenseitig unterstützen und fördern.
Am 6.5.2017 saß ich dann in einem extra alten, super tiefen, super weichen Sessel in einem typischen Prenzlberger Café und bekam schwitzige Hände.
Ein paar Leute, die ich gerade kennengelernt hatte und echt mochte trudelten nach und nach ein und sahen mich erwartungsvoll an. Und ich, ich begann einfach zu reden. Über meine Begeisterung, über ein eigenes Literaturmagazin. Darüber es gemeinsam, gleichberechtigt aufzubauen. Darüber, etwas zu machen das anders, neu ist. Darüber, dass Literatur ohne Verlag nicht automatisch schlechtes Layout heißt und darüber, dass es Autor*innen und Redaktion geben könnte.
Die anderen waren genauso begeistert wie ich. Wir machten Nägel, die noch gar nicht existierten, mit Köpfen, die nur bunte Ideen waren. Es sollte um Literatur und Kultur gehen. Es sollte Stammschriftsteller geben und Herausgeber. Schritt 1 sollte ein Blog sein und Schritt 2 sollte aus einer vierteljährlichen Veröffentlichung bestehen.
Wie ihr seht, ist alles genauso gekommen wie am Anfang zusammenfantasiert...nicht :D. Aber schon bei diesem ersten Treffen haben wir etwas festgelegt, das bis heute Fluch und Segen von Seite4 ist: das monatliche Thema. Obwohl wir bis heute irgendwie unzufrieden mit diesem Konzept sind, können wir irgendwie nicht mit und nicht ohne es.
Dann kamen wir schnell zu dem, was uns damals am wichtigsten erschien, und zwar dem Namen. Es gab viele Ideen die von eigenartig zu naja... interessant reichten. Hier mal eine kleine Auswahl unserer literarisch einzigartigen Ergüsse. Hier bitte einen protzig-schrägen Tusch einfügen für:
L&M, LL&MM, L&L und M&M (diese Auswahl ist natürlich äußerst kreativ von den Namen der damals anwesenden abgeleitet)
4/4 (Vierviertel) (von...vierteljährlicher Veröffentlichung abgeleitet)
Blocksatz, Suchtwort, Wortsüchtig (…)
Wolke (weil...keine Ahnung mehr...man beim schreiben und lesen auf Wolken schwebt?)
Uuunnnddd: Seite4 (Ultimativ!!!!! ;D)
Wir redeten und redeten an diesem Nachmittag.
Irgendwann torkelte ich berauscht von Anfängen und absolut fertig nach Hause. Ich hatte das Gefühl, das könnte was werden, hatte das Gefühl, wir lägen auf einer, Achtung Klischee: Wellenlänge.
Das war der Anfang. Der Anfang von einer Zeit in der so viel ging. Einer Zeit in der wir da sind. Voll und ganz. Jeder auf seine Weise und alle genau richtig.
Die Umsetzung
An diesem ersten, unglaublichen Abend, den ich schon fast wieder vergessen hatte, beschlossen wir auch was als nächstes passieren sollte. Wir wollten alle, alle fantastisch schreibenden Menschen die wir kannten ansprechen und sie für „L&L“ nein „Suchtwort“ nein „Wolke“ nein „Seite4“ begeistern.
Die Idee für das erste Thema war suuupppeerr... und zwar: „Wo bist du wenn du liest?“ tadaaa!
Es existierte noch nichts außer bunter Ideen und Enthusiasmus aber wir hatten natürlich schon einen genauen Plan wie wir Werbung für unser einzigartiges, nonexsistentes Literaturmagazin machen wollten. Es sollte nämlich Sticker geben. Sticker mit einem wirklich einzigartigen Spruch. Nämlich: „Neue Seiten braucht der Mensch“. Gut oder? Was uns damals fehlte, war der wunderbare, kreative Dennis. Dennis, der wunderschöne Aquarellmalerei betreibt und den Hintergrund für unseren aktuellen Sticker gemalt hat. Ein Sticker, der um Längen cooler und schöner ist als diese erste Idee (Auf die Schulter klopf).
Ach übrigens hier ne witzige Geschichte, die zwar eigentlich erst viel später passiert ist, die aber viel zu gut ist, um sie jetzt nicht einzustreuen. Als wir nämlich besagten Wundersticker entwickelten, haben wir uns gleichzeitig Gedanken gemacht wie unser Logo aussehen sollte. Es gab viele mehr oder weniger tolle Entwürfe und während unser Sticker immer mehr Gestalt annahm, steckten wir beim Logo irgendwie fest. Für den Sticker bearbeitete ich Dennis’ coolen Aquarellhintergrund am Computer. Wir überlegten, dass wir gerne eine Person, die liest auf dem Sticker hätten. Wir merkten, dass sich aber jeder mit dem Sticker identifizieren können sollte. Wir kamen auf die abgedrehte Skelettidee, weil der Sticker geschlechtslos sein sollte. Unsere unglaubliche, kreative und unvergleichbare Miri bastelte ihn mit Unterstützung am Computer. Wir gaben ihn in Auftrag. Und immer noch kam uns einfach keine Idee für das Logo. Dafür brauchte es Aaron. Aaron, damals noch nicht Redaktionsmitglied, kam nämlich eines Abends zu einer Redaktionssitzung. Dazu laden wir bis heute immer alle unsere Autor*innen ein. Damit sie mitreden und sehen können, dass wir auch nur son paar Menschleins sind, die in der Redaktion vor sich hin laborieren. Jedenfalls setzte sich Aaron an den Tisch und hörte uns dabei zu wie wir wieder einmal über das Logo philosophierten und fragte schließlich, ziemlich irritiert: „Aber ihr habt doch nen Logo, oder?“. Wir guckten ihn alle total verdattert an. Und der geniale, unglaubliche, einzigartige Aaron sagte etwas absolut Simples, das Seite4 aber auf eine dauerhafte Weise geprägt hat: „Warum nehmt ihr nicht den Sticker?“ BÄM, mind blown. Echt jetzt so simpel...
Das halbe Jahr nach diesem allerersten Treffen war unglaublich intensiv. Wir gingen zur Uni, bauten bis 2 Uhr nachts an der Seite rum. Philosophierten und stritten über unser Konzept. Fielen ins Bett. Gingen zur Uni, bauten an der Seite rum, stritten über unser Konzept, ... Wenn wir uns irgendwo begegneten, redeten wir über Seite4. Trafen wir jemand anderes, machten wir Werbung für Seite4. Dieser Anfang war echt nicht ohne. In dieser Zeit wurden auch aus den ursprünglich 4 Seite4-Mitgliedern vorerst 5. Am Anfang meines 2. Semesters traf ich nämlich Dennis wieder und wir freundeten uns an. Schnell fand ich, dass Dennis richtig gut zu Seite4 passen würde und versprach ihm den anderen vorzuschlagen, ihn auch zum Herausgeber zu machen. Damals war unser Konzept noch so semi ausgeprägt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mein Versprechen in dem ganzen Entstehungsstress total vergessen hab. So musste sich Dennis ein Herz fassen und sich selber vorschlagen. Es tut mir so leid. Ich bin echt froh, dass er das gemacht hat. So bestand Seite4 dann also aus Dennis, Miri, Max, Lysi und mir.
Während dieser ersten sehr intensiven Zeit tauchte etwas auf, das man als Einstellungsverschiedenheit beschreiben könnte. Während einige von uns dieses, anfängliche langsam aus sich selbst entstehende chaotische, Konzept der absoluten Regelfreiheit als notwendig für die Entstehung eines Literaturmagazins, das anders sein sollte, betrachteten, sahen andere darin unseren viel zu frühen Untergang. Bei unserem ersten Treffen hatte ich den Eindruck gewonnen, dass alle meine Idee des „Niedrig-Hierarchischen“ Literaturmagazins gut fanden. Also so ganz ohne Chef und gleichberechtigt. Nun kristallisierte sich aber heraus, dass dem leider nicht so war. Wir erlebten einige für mich sehr intensive Wochen in denen ich langsam immer unleidlicher wurde. Weil eines unserer Mitglieder beschlossen, hatte mich zum Chef zu küren. Irgendwann kam, na ihr erratet es schon, der Eskalationspunkt. Wir mussten reden. Dringend. Das war wirklich kein schöner Abend.... Aber als wir das überstanden hatten ging die Entstehung wie von allein und plötzlich saßen wir in einer Prenzlberger Bar (jaja schon wieder Prenzlberg, ich bin da halt aufgewachsen...) und feierten das Online-Gehen von Seite4. Einem niedrig-hierarchischen Seite4. Ganz ohne Chef nur mit Redaktion und Autor*innen. Mit fließenden Übergängen. Ein Literaturmagazin in dem Redaktionsmitglieder auch Autor*innen sind und Autor*innen zu Redaktionsmitgliedern werden können. Oder einfach so sagen können was sie gern wollen oder anders besser fänden. Wir hatten es geschafft! Nach so vielen Monaten war aus diesem bunten Ideengeflecht wirklich etwas entstanden!
Vom Onlinegehen bis heute ist noch vieles passiert, vieles was wirklich super ist. Wir haben viele tolle Autor*innen, haben unsere tolle Künstlerin Mira dazu bekommen und versucht, uns stetig weiter zu entwickeln. Mal sehen was als nächstes passiert :D.
Wir hatten abgesprochen, dass ich in unserem neuen Redaktionsblog darüber schreibe, wie alles angefangen hat. Und das war ja eigentlich auch ‘ne logische Entscheidung, weil ich Seite4 initiiert habe. Aber ehrlich gesagt, weiß ich gar nich mehr so viel. Meine Erinnerungen sind leider sehr bruchstückhaft. Sie existieren eher in ein paar verschwommenen Bildern und Gefühlen.
Ich könnte mir jetzt natürlich die fantastischsten Geschichten ausdenken, die meine phänomenale Coolness hervorheben und unterstreichen wie absolut einzigartig und super „nice“ Seite4 ist. Aber das würde zu so nem geschniegelten Angebertext führen und tja, das is einfach nich mein Stil. Also versuch ich’s mit der Wahrheit …… soweit ich mich daran noch erinnern kann.
Hier also die wirklich wahre Geschichte der Entstehung von Seite4, DEM LITERATURMAGAZIN, das fast „Wolke“ geheißen hätte:
Das kommt mir alles schon so ewig lang her vor. Der Anfang ist irgendwie verwischt und verschwommen. Zwar in leuchtenden, schönen Farben, aber doch verschwommen. Ich weiß noch, dass mir das Studium, diese Welt in der Vorurteile ein anderes Gewicht und mir somit einen Druck von den Schultern genommen haben, von dem ich nicht wusste, dass er existiert, plötzlich so viele Ideen und Neuanfänge gegeben hat. Ich war euphorisiert und voller abgedrehter Ideen und Energie.
Ich weiß noch, dass ich diese Idee hatte. Sie war weder ausgefeilt noch richtig durchdacht. Aber irgendwie funktionierte sie. Ich hab ein paar Kommiliton*innen, die spannende Leute und wirklich coole Menschen sind, davon erzählt und sie fanden es gut, keine Ahnung wieso. Ich weiß noch, dass ich viel geredet hab. Auf meine seltsame Art, die eigentlich vor allem aus Augenaufreißen und Armefuchteln besteht und irgendwann hatte ich eine Menge Menschen, die mit machen wollten.
Ich war so aufgeregt und voller bunter Anfänge! Es sollte was neues werden, etwas, das wir gemeinsam starten. Ein Literaturmagazin, das keine anonyme Chefetage hat. Ein Literaturmagazin von Leuten die schreibbegeistert sind. Ein Magazin, in dem junge, unveröffentlichte oder nur wenig veröffentlichte Autor*innen ihre unglaublichen Werke veröffentlichen können ohne, dass sie allein in die Bewerbung für die Veröffentlichung Unsummen an Geld stecken müssen. Ohne, dass sie quasi ein neues Werk erschaffen müssen, um ein anderes anzupreisen. Eine Plattform auf der sich alle gegenseitig unterstützen und fördern.
Am 6.5.2017 saß ich dann in einem extra alten, super tiefen, super weichen Sessel in einem typischen Prenzlberger Café und bekam schwitzige Hände.
Ein paar Leute, die ich gerade kennengelernt hatte und echt mochte trudelten nach und nach ein und sahen mich erwartungsvoll an. Und ich, ich begann einfach zu reden. Über meine Begeisterung, über ein eigenes Literaturmagazin. Darüber es gemeinsam, gleichberechtigt aufzubauen. Darüber, etwas zu machen das anders, neu ist. Darüber, dass Literatur ohne Verlag nicht automatisch schlechtes Layout heißt und darüber, dass es Autor*innen und Redaktion geben könnte.
Die anderen waren genauso begeistert wie ich. Wir machten Nägel, die noch gar nicht existierten, mit Köpfen, die nur bunte Ideen waren. Es sollte um Literatur und Kultur gehen. Es sollte Stammschriftsteller geben und Herausgeber. Schritt 1 sollte ein Blog sein und Schritt 2 sollte aus einer vierteljährlichen Veröffentlichung bestehen.
Wie ihr seht, ist alles genauso gekommen wie am Anfang zusammenfantasiert...nicht :D. Aber schon bei diesem ersten Treffen haben wir etwas festgelegt, das bis heute Fluch und Segen von Seite4 ist: das monatliche Thema. Obwohl wir bis heute irgendwie unzufrieden mit diesem Konzept sind, können wir irgendwie nicht mit und nicht ohne es.
Dann kamen wir schnell zu dem, was uns damals am wichtigsten erschien, und zwar dem Namen. Es gab viele Ideen die von eigenartig zu naja... interessant reichten. Hier mal eine kleine Auswahl unserer literarisch einzigartigen Ergüsse. Hier bitte einen protzig-schrägen Tusch einfügen für:
L&M, LL&MM, L&L und M&M (diese Auswahl ist natürlich äußerst kreativ von den Namen der damals anwesenden abgeleitet)
4/4 (Vierviertel) (von...vierteljährlicher Veröffentlichung abgeleitet)
Blocksatz, Suchtwort, Wortsüchtig (…)
Wolke (weil...keine Ahnung mehr...man beim schreiben und lesen auf Wolken schwebt?)
Uuunnnddd: Seite4 (Ultimativ!!!!! ;D)
Wir redeten und redeten an diesem Nachmittag.
Irgendwann torkelte ich berauscht von Anfängen und absolut fertig nach Hause. Ich hatte das Gefühl, das könnte was werden, hatte das Gefühl, wir lägen auf einer, Achtung Klischee: Wellenlänge.
Das war der Anfang. Der Anfang von einer Zeit in der so viel ging. Einer Zeit in der wir da sind. Voll und ganz. Jeder auf seine Weise und alle genau richtig.
Die Umsetzung
An diesem ersten, unglaublichen Abend, den ich schon fast wieder vergessen hatte, beschlossen wir auch was als nächstes passieren sollte. Wir wollten alle, alle fantastisch schreibenden Menschen die wir kannten ansprechen und sie für „L&L“ nein „Suchtwort“ nein „Wolke“ nein „Seite4“ begeistern.
Die Idee für das erste Thema war suuupppeerr... und zwar: „Wo bist du wenn du liest?“ tadaaa!
Es existierte noch nichts außer bunter Ideen und Enthusiasmus aber wir hatten natürlich schon einen genauen Plan wie wir Werbung für unser einzigartiges, nonexsistentes Literaturmagazin machen wollten. Es sollte nämlich Sticker geben. Sticker mit einem wirklich einzigartigen Spruch. Nämlich: „Neue Seiten braucht der Mensch“. Gut oder? Was uns damals fehlte, war der wunderbare, kreative Dennis. Dennis, der wunderschöne Aquarellmalerei betreibt und den Hintergrund für unseren aktuellen Sticker gemalt hat. Ein Sticker, der um Längen cooler und schöner ist als diese erste Idee (Auf die Schulter klopf).
Ach übrigens hier ne witzige Geschichte, die zwar eigentlich erst viel später passiert ist, die aber viel zu gut ist, um sie jetzt nicht einzustreuen. Als wir nämlich besagten Wundersticker entwickelten, haben wir uns gleichzeitig Gedanken gemacht wie unser Logo aussehen sollte. Es gab viele mehr oder weniger tolle Entwürfe und während unser Sticker immer mehr Gestalt annahm, steckten wir beim Logo irgendwie fest. Für den Sticker bearbeitete ich Dennis’ coolen Aquarellhintergrund am Computer. Wir überlegten, dass wir gerne eine Person, die liest auf dem Sticker hätten. Wir merkten, dass sich aber jeder mit dem Sticker identifizieren können sollte. Wir kamen auf die abgedrehte Skelettidee, weil der Sticker geschlechtslos sein sollte. Unsere unglaubliche, kreative und unvergleichbare Miri bastelte ihn mit Unterstützung am Computer. Wir gaben ihn in Auftrag. Und immer noch kam uns einfach keine Idee für das Logo. Dafür brauchte es Aaron. Aaron, damals noch nicht Redaktionsmitglied, kam nämlich eines Abends zu einer Redaktionssitzung. Dazu laden wir bis heute immer alle unsere Autor*innen ein. Damit sie mitreden und sehen können, dass wir auch nur son paar Menschleins sind, die in der Redaktion vor sich hin laborieren. Jedenfalls setzte sich Aaron an den Tisch und hörte uns dabei zu wie wir wieder einmal über das Logo philosophierten und fragte schließlich, ziemlich irritiert: „Aber ihr habt doch nen Logo, oder?“. Wir guckten ihn alle total verdattert an. Und der geniale, unglaubliche, einzigartige Aaron sagte etwas absolut Simples, das Seite4 aber auf eine dauerhafte Weise geprägt hat: „Warum nehmt ihr nicht den Sticker?“ BÄM, mind blown. Echt jetzt so simpel...
Das halbe Jahr nach diesem allerersten Treffen war unglaublich intensiv. Wir gingen zur Uni, bauten bis 2 Uhr nachts an der Seite rum. Philosophierten und stritten über unser Konzept. Fielen ins Bett. Gingen zur Uni, bauten an der Seite rum, stritten über unser Konzept, ... Wenn wir uns irgendwo begegneten, redeten wir über Seite4. Trafen wir jemand anderes, machten wir Werbung für Seite4. Dieser Anfang war echt nicht ohne. In dieser Zeit wurden auch aus den ursprünglich 4 Seite4-Mitgliedern vorerst 5. Am Anfang meines 2. Semesters traf ich nämlich Dennis wieder und wir freundeten uns an. Schnell fand ich, dass Dennis richtig gut zu Seite4 passen würde und versprach ihm den anderen vorzuschlagen, ihn auch zum Herausgeber zu machen. Damals war unser Konzept noch so semi ausgeprägt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mein Versprechen in dem ganzen Entstehungsstress total vergessen hab. So musste sich Dennis ein Herz fassen und sich selber vorschlagen. Es tut mir so leid. Ich bin echt froh, dass er das gemacht hat. So bestand Seite4 dann also aus Dennis, Miri, Max, Lysi und mir.
Während dieser ersten sehr intensiven Zeit tauchte etwas auf, das man als Einstellungsverschiedenheit beschreiben könnte. Während einige von uns dieses, anfängliche langsam aus sich selbst entstehende chaotische, Konzept der absoluten Regelfreiheit als notwendig für die Entstehung eines Literaturmagazins, das anders sein sollte, betrachteten, sahen andere darin unseren viel zu frühen Untergang. Bei unserem ersten Treffen hatte ich den Eindruck gewonnen, dass alle meine Idee des „Niedrig-Hierarchischen“ Literaturmagazins gut fanden. Also so ganz ohne Chef und gleichberechtigt. Nun kristallisierte sich aber heraus, dass dem leider nicht so war. Wir erlebten einige für mich sehr intensive Wochen in denen ich langsam immer unleidlicher wurde. Weil eines unserer Mitglieder beschlossen, hatte mich zum Chef zu küren. Irgendwann kam, na ihr erratet es schon, der Eskalationspunkt. Wir mussten reden. Dringend. Das war wirklich kein schöner Abend.... Aber als wir das überstanden hatten ging die Entstehung wie von allein und plötzlich saßen wir in einer Prenzlberger Bar (jaja schon wieder Prenzlberg, ich bin da halt aufgewachsen...) und feierten das Online-Gehen von Seite4. Einem niedrig-hierarchischen Seite4. Ganz ohne Chef nur mit Redaktion und Autor*innen. Mit fließenden Übergängen. Ein Literaturmagazin in dem Redaktionsmitglieder auch Autor*innen sind und Autor*innen zu Redaktionsmitgliedern werden können. Oder einfach so sagen können was sie gern wollen oder anders besser fänden. Wir hatten es geschafft! Nach so vielen Monaten war aus diesem bunten Ideengeflecht wirklich etwas entstanden!
Vom Onlinegehen bis heute ist noch vieles passiert, vieles was wirklich super ist. Wir haben viele tolle Autor*innen, haben unsere tolle Künstlerin Mira dazu bekommen und versucht, uns stetig weiter zu entwickeln. Mal sehen was als nächstes passiert :D.