Das ist ja gerade das Schlimme. Ich weiß noch ganz genau, wie es war unter Freunden und Fremden in einer Bar beim Billard zu gewinnen. Ich weiß noch, wie es war sich als ein kleiner Teil einer großen Studierendenschaft zu fühlen. Ich weiß noch, wie es war frei zu sein.
Heute bin ich immer noch frei. Ich bin frei darin, wie ich meine Tage in meinem 14 Quadratmeterzimmer verbringen möchte. Und ich habe noch Glück. Ich habe einen Job, den ich auch von zuhause aus machen kann. An drei Tagen in der Woche kann ich 6 1/2 Stunden lang eine Lösung für auftretende Probleme finden. Ich kann etwas tun, kann dafür sorgen, dass auch andere etwas tun können. Eigentlich ist dieses Leben zuhause ja gar nicht so wild. Ich habe zu meinen schlimmsten Hausarbeitsstressschreibzeiten schon viel mehr Zeit zuhause verbracht. Eigentlich ist das doch alles sehr gut machbar. Es ist so gut machbar, dass ich mir vorgestern meine tailienlangen Haare auf 5 cm habe schneiden lassen ... tatsächlich hat das sogar geholfen. So anderthalb Tage lang war ich gut damit beschäftigt, allen zu erzählen wie wunderbar neu und anders ich jetzt bin. Doch jetzt, wo der Haarschnitt zwei Haarwäschen alt ist und mir meine fancy Frisur den Blick auf den Bildschirm erschwert, muss ich mich fragen: "Und jetzt? Ja was ist denn Jetzt?". Was mache ich jetzt, um nicht darüber nachzudenken, wie wunderbar mein neues Singelleben in Beinahequarantäne ist ... Yeah! Im Hintergrund plärrt die Türklingel und der Freund der Mitbewohnerin betritt die Wohnung. Ja, so wunderbar. Ich könnte an meiner Bachelorarbeit weiterschreiben. Das wäre äußerst sinnvoll. Mhhhh. Jaaa. Sinnvoll. ODER ich laufe morgen von Pankow zum Plänterwald, um mir nen Bildschirm zu leihen. Schwierige Entscheidung ... Generell gibt es wohl nichts Schöneres, als ganz viel Zeit zum Nachdenken zu haben. Am besten ich mache jetzt etwas Produktives und sortiere meinen Kleiderschrank, das ist so eine erfüllende Aufgabe und von so einem geordneten Kleiderschrank habe ich auch immer richitg lange etwas ... Wirft 100 T-Shirts auf den Boden und stemmt Hände in die Hüften.
0 Kommentare
|
Verfasser*innenWir schreiben über unser Leben zu Corona-Zeiten. Was sollen wir auch sonst tun... Archiv |